Olympia: Beim zweiten Mal soll für Janine Flock alles anders werden

Pyeongchang (APA) - Ihre zweiten Olympischen Spiele sollen ganz anders für sie verlaufen als jene in Sotschi. Skeleton-Pilotin Janine Flock ...

Pyeongchang (APA) - Ihre zweiten Olympischen Spiele sollen ganz anders für sie verlaufen als jene in Sotschi. Skeleton-Pilotin Janine Flock war vor vier Jahren aus mehreren Gründen überfordert. Doch in Pyeongchang möchte die 28-jährige Tirolerin mit gereifter Herangehensweise um die Medaillen mitkämpfen. Flock setzt sich vor dem Bewerb am Freitag und Samstag nicht unter Druck, auch weil der Favoritenkreis groß ist.

„Die Konkurrenz ist extrem stark. Da können wirklich die besten 12 bis 15 Teilnehmerinnen um die Plätze 1, 2 und 3 mitfahren, was das Ganze sehr spannend macht“, erklärte Flock im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Darum will sie gar keine Prognose abgeben. „Ich möchte am Tagesende dastehen und sagen: ich habe alles versucht.“

Flock war 2014 als frisch gebackene Europameisterin nach Russland gekommen. Doch ein Drohbrief im Vorfeld der Spiele, der die Entführung von Flock und Bernadette Schild angedroht hatte, sorgte für einige Unruhe. „Die Tatsache selbst nicht, es war einfach der Trubel rundherum“, erinnert sich Flock. Der Brief hatte sich glücklicherweise als harmlos herausgestellt. Die Erwartungshaltung von außen wegen EM-Gold spielte da schon eine größere Rolle. „Ich war das Ganze nicht gewohnt und bin in eine Favoritenrolle reingefallen, die mir nicht bewusst war. Das war Überforderung pur. Da hat einfach nichts hingehaut.“

Vier Jahre später ist sie persönlich gereift, hat gelernt zu manchen Dingen auch Nein zu sagen, wie sie erzählt. Und sie zählt neuerlich zum Kreis der Medaillenanwärter. Flock ist mit einem sechsten Weltcup-Gesamtrang nach Südkorea gereist und hat resultatsmäßig in dieser Saison eine Achterbahnfahrt hinter sich: Dem Sieg beim Weltcup-Auftakt folgten die Platzierungen 22, 14, 11, 5, 20, 1 und 3. Kein Grund für Flock, lange darüber nachzudenken. „Es gibt Rennen, da muss man einfach die Fehler akzeptieren. Ich weiß, dass ich schnell sein kann und dass ich es auf den Punkt bringen kann, wenn es drauf ankommt.“

Geändert hat sich seit dem letzten Antreten bei Olympia auch wieder einiges auf dem Materialsektor. Seit 2015 haben die heimischen Skeletoni mit der Firma Rathgeber, einem Tiroler Spezialisten für Formen- und Anlagenbau, einen Sponsor gewonnen. „Da können wir unsere Ideen umsetzen. Mein Bruder Daniel ist dort in der Konstruktion, er zeichnet unsere Kufen bzw. Matthias macht Vor-Skizzen“, erzählte Flock. Mit Matthias meint sie ihren Freund und Teamkollegen Matthias Guggenberger, der ebenfalls für Österreich um olympische Ehren fährt.

Dank dieser direkten Verbindung könne man auch sofort eingreifen. „Man kann bei der Fräsung oder beim Bug ein bisserl etwas verändern, da sind viele Dinge ausschlaggebend.“ Flock hebt auch das große Fachwissen ihres Lebenspartners hervor. „Da ist er extrem gut drauf. Es gibt wenige Trainer, die sein Know-how haben, was die Technik betrifft.“

Im Gegensatz zu manch anderen Kolleginnen, wie etwa ihre kanadische Konkurrentin Elisabeth Vathje, steht bei Flock keine Hochzeit ins Haus. Vathje wird ja im März Österreichs ebenfalls in Südkorea startenden Bob-Piloten Benjamin Maier heiraten. „Nein, wir lassen uns noch Zeit“, meinte Flock lachend. „Sport gibt mir keine wirkliche Stabilität. Man kann durch eine Verletzung aus der Bahn geworfen werden. Zuerst will ich mir ein eigenes Standbein nach der sportlichen Karriere aufbauen.“

Wie lange sie noch weitermacht, weiß Flock noch nicht. „Das kommt darauf an, wie sich die Verbandsstrukturen bei uns verändern. Ich hoffe auf die Fusionierung mit dem Rodelverband und dass ein Eiskanalsportverband entsteht. So wie es im Moment ist, ist es wirklich sehr schwierig“, gesteht Flock, die in den ersten beiden Trainingsläufen am 7. Februar schon zwei zweite Plätze geliefert hat. Sie ist jedenfalls sehr dankbar, dass es vom ÖOC, von der Regierung und vom Land Unterstützung gegeben hat. „So konnten wir in Ruhe unsere Olympia-Vorbereitung machen.“