Olympia 2018

Vettori sauer: „Solche Wettkämpfe wünschen wir uns nicht“

Die Enttäuschung nach dem schwachen Abschneiden stand Stefan Kraft und seinen Teamkollgen ins Gesicht geschrieben.
© APA

Eiseskälte, lange Pausen und kaum Stimmung im Stadion: Die Rahmenbedingungen beim Auftaktbewerb der Skispringer sorgten für Kopfschütteln.

Pyeongchang – Knapp drei Stunden zog sich der Normalschanzenbewerb der Skispringer am Samstag bei den Olympischen Spielen hin. Bei langen windbedingten Pausen, gefühlten minus zwanzig Grad und einem fast leeren Stadion kam nach Mitternacht kaum noch Stimmung auf. Mit dem Deutschen Andreas Wellinger gab es zumindest keinen Zufallssieger. Nochmals so einen Bewerb in Alpensia wünscht sich aber niemand.

Das machte auch Ernst Vettori, der Sportlicher Leiter im Österreichischen Skiverband für Kombination und Skispringen, klar: „Es war schwierig, die Punkte zeigen das auch. Wenn man von oben bis unten einen tollen Aufwind hat, dann hat man einen klaren Vorteil. Es war nicht gefährlich und es war kein Überraschungssieger. Es ist nach Mitternacht geworden, wir wünschen uns solche Wettkämpfe nicht“, sagte er.

Die Polen seien im zweiten Durchgang arm gewesen, mit u.a. Dawid Kubacki hatte es bereits im ersten Durchgang einen Mitfavoriten erwischt. „Aber es hat der Wellinger gewonnen, der auch im Training einer der Stärksten war“, meinte Vettori.

Kraft ging unten „das Gas aus“

Stefan Kraft war als 13. bester Österreicher. „Eine zähe Geschichte, und lang, über zwei Tage auch noch“, konnte er angesichts der Uhrzeit sogar noch lachen. „Ich finde, ich habe keinen schlechten Job gemacht. Vom Tisch haben sie mir beide sehr gut gefallen. Unten ist mir immer irgendwie brutal das Gas ausgegangen. Ich habe immer bis 50, 60 m gemeint, ich hüpfe jetzt auch mal voll runter. Dann ist es irgendwie nie passiert.“

Beim Blick auf die Windpunkte musste er die Stirn runzeln: „Ich habe minus 17 Windpunkte und weiß nicht, wo das war. Weil das hat sich nicht so angefühlt, bei minus 17 haut es dir normal die Ski um die Ohren.“ Unfair sei der Wettkampf nicht gewesen. „Unter den zehn ist keiner, der da nicht hingehört. Es war in dem Fall mühsam, aber die Besten sind vorne.“

„Was zählt, sind die Fernsehzuschauer“

Michael Hayböck (17.) wunderte sich, dass überhaupt noch jemand in der an sich sehr schönen Arena war. „Dafür wie kalt es ist, sind eh noch viele Zuschauer da. Und wie lange, dass das schon dauert. Das ist schade.“ Dass es so spät sei, mache ihm nichts aus. „Wir schlafen eh in der Früh so lange und gehen spät schlafen, wir sind einen anderen Rhythmus gewöhnt. Für die Zuschauer daheim passt die Zeit ja.“

In der Qualifikation war das Stadion weit besser gefüllt, das fiel auch Manuel Fettner auf. „Es ist halt sehr spät. Aber was zählt, sind die Fernsehzuschauer. Und die sitzen in Europa. Die Stimmung macht man sich eh selber. Ich weiß nicht, ob in Sotschi mehr Zuschauer waren. Oder in Falun. Predazzo war auch keine Mörderstimmung. Dann dürften wir das ganze Jahr nur noch Vierschanzentourneespringen springen oder Zakopane, immer im Radl durch.“ Zudem seien die Ticketpreise sehr hoch, das sei vielleicht ein Mitgrund für die leeren Tribünen. (APA)