Korea - Norden und Süden seit sieben Jahrzehnten im Konfliktmodus
Seoul/Pjöngjang/Pyeongchang (APA/AFP) - Die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang sorgen für Tauwetter zwischen Nord- und Südkorea. Die di...
Seoul/Pjöngjang/Pyeongchang (APA/AFP) - Die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang sorgen für Tauwetter zwischen Nord- und Südkorea. Die diplomatische Annäherung zwischen den verfeindeten Staaten ist ein neuer Hoffnungsschimmer in dem seit sieben Jahrzehnten andauernden Konflikt. Ein Überblick über die Schlüsselmomente:
KOREA-KRIEG
Am 25. Juni 1950 beginnen auf der koreanischen Halbinsel verheerende Kämpfe: Die nordkoreanischen Truppen überqueren den 38. Breitengrad, die Grenze zwischen dem kommunistischen Norden und dem prowestlichen Süden, welche die USA und die Sowjetunion nach dem Sieg über Japan, das Korea annektiert hatte, zogen. Sie erobern binnen drei Tagen Seoul.
Zwischen zwei und vier Millionen Menschen werden in den kommenden drei Jahren getötet, wobei China den Norden und die USA den Süden unterstützen.
Nach dem Waffenstillstandsabkommen vom 27. Juli 1953 wird kein Frieden geschlossen, weshalb sich Nord- und Südkorea formal bis heute im Kriegszustand befinden.
ANGRIFFE AUS DEM NORDEN
Nordkorea stellt den Waffenstillstand wiederholt auf die Probe. Am 21. Jänner 1968 soll ein von Pjöngjang entsandtes 31-köpfiges Kommando den südkoreanischen Präsidenten Park Chung-hee in Seoul ermorden. Das Kommando wird wenige hundert Meter vor dem Präsidentenpalast gestoppt. Bei einem Schusswechsel werden mehr als 90 Südkoreaner getötet.
Am 18. August 1976 greifen nordkoreanische Soldaten Holzfäller in der entmilitarisierten Zone entlang der Grenze an, zwei US-Soldaten werden getötet.
Am 9. Oktober 1983 attackiert Nordkorea in der myanmarischen Stadt Rangun ein Mausoleum, das der südkoreanische Präsident Chun Doo-hwan besucht. Es gibt 21 Tote. Der Präsident bleibt verschont, weil sein Auto im Stau steckengeblieben war.
Am 18. September 1996 werden 24 nordkoreanische Agenten und vier Südkoreaner getötet, als ein U-Boot nahe der östlichen Hafenstadt Gangneung versucht, in südkoreanisches Gebiet vorzudringen.
DIREKTE KONFRONTATION
Am 15. Juni 1999 liefern sich zwei Schiffe beider Seiten vor der Insel Yeonpyeong ein Seegefecht. Rund 50 Nordkoreaner werden getötet.
Auch am 26. März 2010 gibt es einen Zwischenfall auf See: Die Korvette Cheonan wird laut Seoul von einem nordkoreanischen U-Boot zerstört, 46 Seeleute werden getötet. Pjöngjang weist jede Verantwortung von sich.
Am 23. November 2010 schießt Nordkorea 170 Raketen auf die Insel Yeonpyeong - es ist der erste Angriff auf ein von Zivilisten bewohntes Gebiet seit dem eigentlichen Krieg. Zwei Soldaten und zwei Zivilisten werden getötet, Südkoreas Militär erwidert den Beschuss.
NORDKOREAS NUKLEARE BITIONEN
Am 9. Oktober 2006 verkündet Nordkorea seinen ersten Atomtest. Der UNO-Sicherheitsrat beschließt erstmals Sanktionen und weitet die Strafmaßnahmen nach weiteren Atom- und Raketentests in den folgenden Jahren aus.
Im Jahr 2017 testet Nordkorea mehrfach Raketen und nimmt am 3. September seinen sechsten und bisher gewaltigsten Atomtest vor. Machthaber Kim Jong-un liefert sich einen verbalen Schlagabtausch mit US-Präsident Donald Trump und erklärt sein Land zur Atommacht.
VERSUCHE DER ANNÄHERUNG
Trotz der Spannungen suchen Nord- und Südkorea immer wieder das Gespräche. In er Phase der „Sonnenscheinpolitik“ unter den südkoreanischen Präsidenten Dae-jung und Roh Moo-hyun kam es 2000 und 2007 zu zwei als historisch geltenden Gipfeltreffen mit dem damaligen nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-il. Treffen auf niedrigerer Ebene folgen, bringen aber keine bahnbrechenden Ergebnisse.
OLYMPISCHES TAUWETTER
Nordkoreas heutiger Machthaber Kim Jong-un signalisiert nach der Eskalation 2017 in seiner Neujahrsansprache 2018 Dialogbereitschaft. Am 9. Jänner treffen sich ranghohe Vertreter beider Staaten in der entmilitarisierten Zone. Dabei kündigt Nordkorea seine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen an. Außerdem verständigen sich beide Staaten auf Schritte zur militärischen Deeskalation.
Bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele in Pyeongchang am 9. Februar ziehen Sportler aus Süd- und Nordkorea gemeinsam ins Stadion ein. Auf der Tribüne reicht Moon der Schwester von Nordkoreas Machthaber, Kim Yo-jong, und dem protokollarischen Staatsoberhaupt Nordkoreas, Kim Yong-nam, die Hand.
Einen Tag später lädt Kim Jong-un den südkoreanischen Präsidenten zu einem Treffen in Pjöngjang ein. Moon lässt zunächst offen, ob er die Einladung annimmt.