Tiroler bei Google

Einmal Google und zurück

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Den beruflichen Traum, einmal beim IT-Giganten Google zu arbeiten, hat der gebürtige Tiroler Raphael Horvath gelebt. Trotz Freiheiten zählen auch dort am Ende des Tages nur die Zahlen.

Von Nina Zacke

Dublin, Aschach an der Donau, Innsbruck –Koffer schnappen, Laptop unter den Arm klemmen und ins Flugzeug zu Google nach Dublin steigen. Das wurde für den Tiroler Raphael Horvath Realität. Über die Onlineplattform Xing wurde ihm angeboten, bei dem Digitalriesen zu arbeiten. Bereits drei Monate nach dieser Kontaktaufnahme war er auch schon dort.

In Irland beim Weltkonzern angekommen, war für ihn plötzlich alles neu und ungewohnt. Moderner Arbeitsplatz im Google-Design, laissez-fairer Führungsstil, eigenverantwortliches Arbeiten und viele Freiheiten: „Es war für mich nicht nur ein Quantensprung, von einem mittelständischen Unternehmen zu einem Konzern zu wechseln, sondern auch der Alltag hat sich massiv vom bisher Gewohnten unterschieden, so dass ich erst einmal eine Akklimatisierung benötigt habe“, erzählt Horvath.

Bei Google habe jeder im Grunde genommen eine hundertprozentige Selbstverantwortung, sagt er. Man sei in seiner Arbeitsweise und in der Einteilung der Arbeit sehr frei, das heißt, man kann während der Arbeitszeit auf dem Laufband im Fitnessstudio Kalorien verbrennen oder sich bei einer Ganzkörpermassage entspannen. „Aber am Ende des Tages zählen die Zahlen, die man erreicht hat, und daran wird man unter anderem gemessen. Wenn man keine Leistung bringt, ist die Freiheit dahin“, betont der 33-Jährige.

Vor allem der Zusammenhalt der Mitarbeiter, der sich durch jede Hierarchieebene zieht, zeichnet für Horvath den Arbeitgeber Google aus. Teamwork werde dort ganz groß geschrieben. „Man kann seine eigenen Ideen einbringen, Konzepte entwickeln und in hochkarätiger, internationaler Gesellschaft diskutieren“, erklärt er. Die Besonderheit bei Google machen für ihn die Menschen selbst aus, die aus den unterschiedlichsten Kulturen und aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt stammen. Die Erfahrungen, die er dort gesammelt hat, möchte er auf keinen Fall missen.

Der IT-Profi mit Tiroler Wurzeln zählt zu jenen, für die Begriffe wie „Analytics“ (System, das die Daten eines Unternehmens sammelt und analysiert), „Contents“ (Inhalte in Form von Beiträgen in den sozialen Medien) oder „Retargeting“ (Verfolgungsverfahren im Onlinemarketing) keine Fremdwörter sind. Nach jahrelanger Berufserfahrung weiß er, dass das Aufbauen eines Netzwerks, „Learning by Doing“ (Lernen durch Handeln) und die private Weiterentwicklung im digitalen Umfeld das A und O in dieser Branche sind, um beruflich voranzukommen.

Als die sozialen Medien wie Facebook und YouTube noch in den Kinderschuhen steckten und der Traum, bei Google zu arbeiten, noch unerreichbar schien, hat Raphael Horvath für sich bereits die ersten digitalen Absatzkanäle entdeckt. Die digitale Ökosphäre hatte es ihm angetan, er verlässt Tirol und geht im Zuge der Ausbildung nach Oberösterreich. „Ich wollte mehr lernen, mehr wissen und mich selbst in den Themen als Professionist etablieren. Da es damals in Tirol keine ähnliche Ausbildung gab, ging es nach einer Recherche direkt nach Steyr zum Einstellungstest und anschließend als Student an die Fachhochschule“, berichtet er über den Beginn seiner Karriere.

Für Horvath ist klar, dass er das Grundwissen in diesem Bereich, das eine generelle Betrachtung von Strategien und Konzepten ermöglicht, seinem Studium zu verdanken hat. „Letztendlich ist die beste Schule das praktische Arbeiten an sich“, sagt der 33-Jährige überzeugt.

Der Wahl-Oberösterreicher ist sich sicher, dass die Fähigkeit, ins kalte Wasser springen zu können, viel zu probieren und zu experimentieren, diejenigen auszeichnet, die in diesem Berufsfeld Fuß fassen. Daneben sei es ganz essentiell, sich ein Netzwerk aufzubauen. Für den jungen Tiroler hat das Studium nicht nur das notwendige Fundament gelegt, sondern dabei geholfen, ein Netzwerk zu entwickeln: „Die digitale Welt scheint riesengroß zu sein, aber auch hier stimmt die Redensart: Man sieht sich immer zweimal im Leben.“

Der Grund, wieder nach Österreich zurückzukommen, war für Horvath privater Natur. Der nächste Karriere­schritt bei Google hätte ihn nicht zurück in die Heimat gebracht. So entschied er sich, seine Anstellung bei dem IT-Giganten zu beenden und bei Loxone Electronics in Oberösterreich zu starten. Hier führt er derzeit als Marketingleiter ein neunköpfiges Team.

Einsteigern rät er, Ehrgeiz und die Freude an einem innovativen und schnelllebigen Arbeitsbereich mitzubringen: „Sei ein bisschen nerdy, ein bisschen verrückt, offen für Andere und für Neues. Konzentriere dich auf eine Disziplin, perfektioniere sie und ab zur nächsten. Bleibe niemals stehen.“