Flugzeugabsturz bei Moskau - Ursache weiterhin unklar

Moskau (APA/AFP/dpa) - Einen Tag nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs mit 71 Menschen an Bord ist die Unfallursache am Monta...

Moskau (APA/AFP/dpa) - Einen Tag nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs mit 71 Menschen an Bord ist die Unfallursache am Montag weiterhin unklar gewesen. Die Einsatzkräfte fanden nahe der Absturzstelle zwei Flugschreiber. Einer habe zwar leichte Schäden, teilte der Zivilschutz des Moskauer Gebietes am Montag mit. Die Ermittler könnten die Daten aber auswerten, hieß es der Agentur Interfax zufolge.

Heftiger Schneefall behinderte die Untersuchungen zu dem Flugzeugabsturz bei Moskau. Die Bergungsarbeiten sollen dennoch in den kommenden sieben Tagen weitgehend abgeschlossen sein, wie Katastrophenschutzminister Wladimir Putschkow an der Absturzstelle sagte. Die hohe Schneedecke erschwerte die Arbeit der Ermittler erheblich.

Das russische Ermittlungskomitee nannte menschliches Versagen, schlechtes Wetter, einen technischen Defekt oder eine Missachtung der Sicherheitsbestimmungen als mögliche Unglücksursachen. Die Möglichkeit eines Terroranschlags erwähnte es nicht. Rund hundert Ermittler untersuchten die Absturzstelle nach möglichen Hinweisen. Russland verzeichnete zuvor tagelange Rekordschneefälle, und zum Unglückszeitpunkt soll schlechte Sicht geherrscht haben.

Rund 900 Einsatzkräfte waren am Montag am Absturzort, der nur zu Fuß oder per Schneemobil erreichbar war. Teilweise mussten sie sich durch hüfthohen Schnee kämpfen. Die Trümmerteile waren im Umkreis von 30 Hektar verteilt. Video-Drohnen wurden eingesetzt, um die Suche bei Eis und Schnee mit Aufnahmen der Absturzstelle zu unterstützen. Zudem sollten die Suchtrupps mit Schneemobilen ausgerüstet werden. Bisher fanden sie rund 400 Leichenteile auf einer Fläche von zwölf Hektar Land.

Die Passagiermaschine der Fluggesellschaft Saratow war am Sonntag wenige Minuten nach dem Start vom Moskauer Flughafen Domodedowo auf dem Weg in die Uralstadt Orsk vom Radar verschwunden. Augenzeugen zufolge war sie in der Luft in Flammen aufgegangen. Die Antonow An-148 stürzte im Bezirk Ramenski unweit des Orts Stepanowskoje ab, rund 70 Kilometer südöstlich von Moskau. Alle 71 Insassen - 65 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder - kamen ums Leben.

Das Schweizer Außenministerium bestätigte inzwischen, dass sich ein Schweizer unter den Passagieren befand. Der Ingenieur war auf dem Weg nach Orsk, um an der Einweihung einer neuen Anlage der örtlichen Raffinerie teilzunehmen, wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtete. Unter den Opfern waren laut der Passagierliste auch ein Aserbaidschaner sowie drei Kinder. Die meisten Passagiere stammten aus dem Bezirk Orenburg, in dem Orsk liegt. Das Gebiet Orenburg setzte am Montag einen Trauertag an.

Bei der An-148 des ukrainischen Herstellers Antonow handelt es sich um ein zweimotoriges Kurzstreckenflugzeug mit einer Kapazität von bis zu 85 Passagieren. Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2004 wurden mindestens fünf bedenkliche Vorfälle mit dem Fahrwerk, dem Stromsystem und dem Leitsystem bekannt. Das Flugzeug soll nach Angaben der Airline erst im Jänner durchgecheckt worden sein. Auch bei einer Überprüfung kurz vor dem Start seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Die Airline gab dennoch am Montag bekannt, die Maschinen des Typs vorerst nicht einzusetzen.

Russlands Präsident Wladimir Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Er wies die Regierung an, eine Untersuchungskommission einzusetzen. Es sei jedoch noch zu früh, um über die genauen Gründe des Absturzes zu diskutieren, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.