Haftbefehl gegen Spitze der ELN-Rebellen in Kolumbien erlassen

Medellin/Bogota (APA/dpa) - Die kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft hat am Montag 27 Anführer der linken Guerillaorganisation ELN zur F...

Medellin/Bogota (APA/dpa) - Die kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft hat am Montag 27 Anführer der linken Guerillaorganisation ELN zur Fahndung ausgeschrieben, nachdem die Friedensgespräche vorerst gescheitert sind und die Rebellen mehrere Anschläge verübt haben. Den Guerilleros, darunter Kommandant Nicolas Rodriguez Bautista alias „Gabino“, wird Rebellion, Mord und die Zwangsrekrutierung von Minderjährigen vorgeworfen.

„Den ELN-Mitgliedern sollte klar sein, dass ihnen nur zwei Möglichkeiten bleiben, sollten sie ihr Verhalten nicht ändern: Sie werden im Gefängnis enden oder von den Sicherheitskräften getötet werden“, sagte Innenminister Guillermo Rivera.

Kurz zuvor hatten ELN-Kämpfer im Nordwesten des Landes einen Soldaten erschossen. Die Guerilleros eröffneten das Feuer auf den Mann, als er im Department Antioquia ihr Auto kontrollieren wollte, wie die Streitkräfte mitteilten. In dem Fahrzeug wurde demnach Sprengstoff entdeckt, mit dem offenbar eine Brücke angegriffen werden sollte.

Ende Jänner hatte die Regierung die Verhandlungen mit der ELN auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, nachdem die Rebellen eine Reihe von Bombenanschlägen auf Polizeiwachen verübt hatten, bei denen es Tote und Verletzte gab. Am Wochenende startete die Guerillagruppe eine Offensive und sprengte Brücken, Mautstationen und Straßen. Die Operation sollte zunächst bis Dienstag dauern.

Die neuen Attacken sind ein schwerer Rückschlag für den Friedensprozess in dem südamerikanischen Land. „Die Gespräche wieder aufzunehmen, wird sehr schwierig“, sagte Kolumbiens Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos.

Seit dem Friedensvertrag mit der größeren Rebellengruppe FARC Ende 2016 ist die ELN mit ihren knapp 2.000 Kämpfern die letzte aktive Guerillaorganisation in dem südamerikanischen Land. Die Gruppe finanziert sich über Entführungen und Lösegelderpressungen sowie den Drogenhandel. Die einzelnen Einheiten verfügen nach Einschätzung von Experten über relativ viel Autonomie. Das macht die Friedensgespräche mit dem ELN-Oberkommando schwierig.

Die marxistisch-leninistische Nationale Befreiungsarmee (ELN) orientierte sich nach der Gründung in den 1960er-Jahren zunächst stark am kubanischen Sozialismusmodell. Später schlossen sich viele von der Befreiungstheologie geprägte Geistliche der Gruppe an. Bis 1998 wurde die ELN (Ejercito de Liberacion Nacional/Nationale Befreiungsarmee) von dem spanischen Priester Manuel Perez geführt.