Italien-Wahl: Junge Politiker-Generation drängt an die Macht
Rom (APA) - Mit nur 31 Jahren ist Sebastian Kurz zum bisher jüngsten Bundeskanzler und zum jüngsten Regierungschef in einem EU-Staat aufgerü...
Rom (APA) - Mit nur 31 Jahren ist Sebastian Kurz zum bisher jüngsten Bundeskanzler und zum jüngsten Regierungschef in einem EU-Staat aufgerückt. Auch im Nachbarland Italien, das am 4. März sein neues Parlament wählt, drängt eine junge Politiker-Generation an die Macht. Noch nie hatten junge Spitzenkandidaten so viel Einfluss wie bei diesen Wahlen.
Matteo Renzi (PD): PD-Chef Matteo Renzi, der in den vergangenen Jahren als Jungstar der italienischen Politik viel zur Verjüngung der Führungselite in seinem Partito Democratico sowie in der Regierung beigetragen hat, hofft auf einen Neustart. Er hat infolge seiner Niederlage bei dem Verfassungsreferendum von Dezember 2016 und seines darauffolgenden Rückzugs vom Amt des Premiers eine schwierige Phase hinter sich. Der 44-jährige Toskaner, der mit Energie und einer gewissen Überheblichkeit aus dem trägen Italien ein Zugpferd für Reformen in der EU machen will, hatte seine politische Karriere bisher forciert, in dem er sich als Alternative zu den veralteten politischen Machtlobbys profilierte. Heute repräsentiert er jedoch längst nicht mehr das Neue in der Politik. Seine von parteiinternen Machtkämpfen und schmerzhaften Spaltungen gebeutelte PD-Partei könnte bei den Wahlen ein historisches Tief erleiden.
Matteo Salvini (Lega Nord): An der Spitze einer Mitte-Rechts-Allianz will der Chef der rechtspopulistischen Lega, Matteo Salvini, für das Amt des Regierungschefs kandidieren. Der 45-jährige Mailänder lässt sich von Donald Trump und Wladimir Putin inspirieren. Mit Slogans gegen die illegale Migration, Brüssel, den Euro, die Bankiers und Lobby-Gruppen hat er zum Neustart der Lega beigetragen, die 2012 nach einem Skandal um veruntreute Parteigelder schon totgesagt worden war. Sein Ziel ist es, den 81-jährigen Silvio Berlusconi als Chef der italienischen Rechten abzulösen. Unter Salvinis Führung hat die Lega auf sezessionistische Slogans verzichtet. Pragmatisch hat Salvini den Parteinamen in „Lega“ gekürzt, um sich auch im Süden Stimmen zu angeln.
Luigi Di Maio (Fünf Sterne): Er ist das vertrauenswürdige Gesicht der Fünf-Sterne-Bewegung. Je mehr der Starkomiker und Bewegungsgründer Beppe Grillo gegen die politische Kaste wettert, desto mehr bemüht sich sein Vertrauensmann und Premierkandidat Luigi Di Maio diplomatisch aufzutreten. Mit seinen knapp 31 Jahren verkörpert der Studienabbrecher aus der süditalienischen Kleinstadt Pomigliano den seriösen Flügel der europakritischen Bewegung, die bei den Parlamentswahlen zur stärksten Partei des Landes avancieren könnte. Di Maio, der 2013 ins Parlament gewählt wurde und zum Vizepräsidenten der Abgeordnetenkammer aufgerückt ist, feilt schon länger an seinem Profil als Staatsmann, obwohl er sich bereits einige eklatante Fauxpas leistete. So bezeichnete er unter anderem Augusto Pinochet als Diktator Venezuelas statt Chiles.
Giorgia Meloni (Brüder Italiens): Die 41-jährige Chefin der Rechtspartei „Brüder Italiens“ ist die populärste Postfaschistin ihres Landes. Klein und zierlich wirkt die Blondine mit den blauen Augen, die schon als Jugendministerin in der Regierung von Silvio Berlusconi (2008-2011) amtiert hatte. Doch ihr feminines Auftreten darf nicht täuschen. Die gebürtige Römerin aus dem Arbeiterviertel Garbatella wettert unermüdlich gegen illegale Einwanderung, zu hohe Steuern und die Brüsseler Technokratie. Ihre Partei spielt zwar im Gegensatz zur französischen rechtsextremen Partei Marine Le Pens, Front National, noch keine bedeutende Rolle, Meloni ist jedoch eine der bekanntesten Politikerinnen des Landes und könnte eine wichtige Rolle in einer Mitte-Rechts-Koalition einnehmen.