Bausparkassen hoffen 2018 auf Darlehensplus trotz Bankenkonkurrenz
Wien (APA) - Die heimischen Bausparkassen erhoffen sich heuer - trotz gestiegener Bankenkonkurrenz - erneut einen leichten Zuwachs bei den D...
Wien (APA) - Die heimischen Bausparkassen erhoffen sich heuer - trotz gestiegener Bankenkonkurrenz - erneut einen leichten Zuwachs bei den Darlehensvergaben, die die Basis ihrer Erträge darstellen. Zudem wollen sie sich gegen den Abwärtstrend bei den Neuabschlüssen stemmen und 2018 annähernd so viele Verträge einheimsen wie voriges Jahr. Von der Politik wünschen sie sich eine Modernisierung des Bausparsystems.
Der 2017 erneute Rückgang im Neugeschäft um 9,7 Prozent von 773.629 auf 698.571 Verträge sei auch den Niedrigzinsen geschuldet, sagte Raiffeisen-Bauspar-Chef Manfred Url als Sprecher des Arbeitsforum Österreichischer Bausparkassen (AÖB) am Donnerstag vor Journalisten. Auch seien die Kleinsparverträge mit weniger als 30 Euro Einzahlung pro Monat in den letzten Jahren verschwunden, da die Gebühren die Einlagezinsen auffressen würden. Die Zahl der Bausparkonten sank um 3,7 Prozent von 4,728 auf 4,552 Millionen, doch sei Österreich in Europa „das Bausparland Nummer 1: „Ein Bausparvertrag gehört fast zur Grundausstattung.“ Trotz sinkender Zahl nehme die Besparung pro Vertrag zu. Deshalb stiegen 2017 die Bauspareinlagen, anders als 2015 und 2016, geringfügig von 20,421 auf 20,554 Mrd. Euro.
Die Finanzierungen der vier Bausparkassen erreichten 2017 mit 3,061 Mrd. Euro (+6,4 Prozent) ein 5-Jahres-Hoch, 2016 waren es 2,878 Mrd. Euro. Nur im Kreditgeschäft könne die Branche Erträge erwirtschaften. Der Gesamtbestand an Bausparausleihungen stieg leicht um 1,4 Prozent auf 18,843 (18,584) Mrd. Euro, womit ein mehrjähriger leichter Abwärtstrend gestoppt werden konnte. Zu danken sei das Ausleihungsplus auch dem günstigen Umfeld, meinte Url: Der Bau boome, vor allem der Wohnbau, das zeige auch der Anstieg der privaten Wohnbaukredite. „Wir hoffen, dass sich der Trend bei den Ausleihungen fortsetzt“, meinte der Sprecher zum Wiederanstieg im Vorjahr.
Auch 2018 sei Nachfrage nach Bauspardarlehen gegeben, es gebe aber auch andere Anbieter. Mittlerweile seien da „sämtliche Banken vertreten, auch solche, die sich früher auf das Kommerzbankgeschäft konzentriert haben“, sagte Url. Das durchschnittliche Darlehensvolumen sei bei den Bausparinstituten auf 140.000 Euro bzw. auf knapp darunter angestiegen. Man müsse sich vor anderen Anbietern aber nicht fürchten: „Der Bessere setzt sich durch am Markt - und wir sind sehr gut. Wir glauben nicht, dass wir untergehen.“
Von der neuen Bundesregierung wünscht sich der Sektor „eine Modernisierung des rechtlichen Umfelds“ des Bausparsystems „für mehr Chancengleichheit“, wie Branchensprecher Url sagte. Das Bausparkassengesetz (BSpG) sei in den letzten 20, 25 Jahren nicht geändert worden, obwohl sich die Bedingungen gewandelt hätten: „Viele Vorteile für die Bausparkassen von früher sind weggefallen.“ Darüber wolle man gern mit den politisch Verantwortlichen diskutieren. Einschränkungen gebe es für den Sektor etwa bei großvolumigen Finanzierungen, wo es sich mit dem Bauträgervertragsgesetz (BTVG) spieße. „Es geht hauptsächlich ums Finanzierungsgeschäft“, so Url: „Wir wollen nicht besser-, sondern gleichgestellt sein.“
Auch auf der Förderseite können sich die Bausparkassen eine Reform vorstellen. Wenn man die Schaffung von Wohneigentum unterstützen wolle - wie dies im Regierungsprogramm festgehalten ist - und auch noch den Begriff „leistbares Wohnen“ mit bedenke, so könnte man zum Beispiel die Bausparprämie erhöhen, wenn ein Darlehen in Anspruch genommen und wirklich gebaut werde, schlug Wüstenrot-Bauspar-Chef Susanne Riess vor. Auch die Bausparregelungen anderer Länder sollte man sich da ansehen, meinte sie. Klar sei aber: „Es müssen Vorschläge sein, die den Bundeshaushalt nicht zusätzlich belasten, sondern eine positive Wirkung haben.“
An der normalen Bausparförderung haben die Kunden von der Republik Österreich voriges Jahr 49 Mio. Euro erhalten, nach 51 Mio. Euro 2016. Beim Bausparen werden pro Person Einzahlungen bis höchstens 1.200 Euro mit 1,5 Prozent Prämie unterstützt. Die maximal mögliche Prämie beträgt daher 18 Euro im Jahr. Über den administrativ von den Bausparkassen abgewickelten Sanierungsscheck sind voriges Jahr 25 Mio. Euro Förderung geflossen, beim Handwerkerbonus 20 Mio. Euro. Der Sanierungsscheck sei bis dato für heuer nicht verlängert worden, und für den Handwerkerbonus habe es voriges Jahr die Ansage der Politik gegeben, dass er nicht verlängert werden solle, erinnerte Url.
Das extreme Niedrigzinsniveau sei ein für alle durchaus herausforderndes Umfeld, meinte Url. Die Zuversicht der Bausparkassen werde aber immer größer, dass die Zinsen in Europa steigen werden - durch die Konjunktur und den Inflationsanstieg. „Am langen Ende spüren wir es schon, aber am kurzen Ende - wo die Einlagen auf den 12-Monats-Euribor abgestimmt sind - noch nicht.
( 0182-18, Format 88 x 100 mm)