Testamentsfälscher-Prozess: Verhandlung gegen Wiener Anwalt vertagt

Wien (APA) - Am Wiener Landesgericht ist am Donnerstag der Prozess gegen einen Rechtsanwalt erneut vertagt worden, der versucht haben soll, ...

Wien (APA) - Am Wiener Landesgericht ist am Donnerstag der Prozess gegen einen Rechtsanwalt erneut vertagt worden, der versucht haben soll, sich mit zwei gefälschten Testamenten in den Besitz von mehreren Millionen Euro zu bringen. Nun wird ein weiteres Gutachten eingeholt, das klären soll, ob ein 2011 verstorbener Diplomat überhaupt noch in der Lage gewesen wäre, ein Testament zu unterfertigen.

Allein das Wertpapierkonto des ehemaligen Botschafters in Athen belief sich auf 1,24 Millionen Euro. In dem inkriminierten Testaments-Entwurf wurden neben dessen Witwe die Ehefrau sowie die ehemalige Sekretärin und Ex-Geliebte des Anwalts mit je einem Drittel bedacht. Laut Anklage soll es sich bei dem Testament um eine Fälschung handeln. Der im 88. Lebensjahr verstorbene Erblasser soll zum Zeitpunkt, als er es angeblich verfasste, hochgradig dement und aufgrund fortgeschrittener Arthritis zur Unterschriftleistung nicht mehr fähig gewesen sein.

Der Anwalt bekennt sich in der seit vergangenem Oktober laufenden Verhandlung nicht schuldig. „Ich hab‘ subjektiv nicht an Betrug gedacht. Ich wollt‘ nicht erbschleichen“, erklärte der Jurist beim Verhandlungsauftakt. Das Verfahren wird am 19. Juni fortgesetzt.

Die Witwe des Diplomaten hatte das Testament bekämpft, weil sie einen Entwurf kannte, der ihr 80 Prozent der insgesamt 1,7 Millionen gesichert hätte, während der Anwalt angeblich nur Möbelstücke und Orden bekommen hätte sollen. Die heutige Zeugenbefragung der 68-Jährigen war insofern wenig ergiebig, als sie sich an vieles nicht mehr erinnern konnte. Auf die Frage nach dem Zustand ihres Mannes kurz vor dessen Ableben meinte sie, dieser sei „schon ganz fragil“ gewesen. Auf sein geistiges Befinden angesprochen, meinte sie: „Es gab Zeiten, wo er richtig munter war, und es gab Zeiten, wo er total abgeschwächt war.“ Außerdem habe er „wenig geredet“.