Olympia: Mayers Top-Timing - Gold im Vierjahresrhythmus

Jeongseon (APA) - Skirennläufer Matthias Mayer darf sich ab sofort Doppel-Olympiasieger nennen. Gold 2014 in Sotschi in der Abfahrt ließ der...

Jeongseon (APA) - Skirennläufer Matthias Mayer darf sich ab sofort Doppel-Olympiasieger nennen. Gold 2014 in Sotschi in der Abfahrt ließ der 27-Jährige vier Jahre später Gold im Super-G in Jeongseon folgen. Dazwischen liegt eine Zwangspause wegen Wirbelbrüchen. Und auch die Rennen bei den Winterspielen in Südkorea begannen alles andere als vielversprechend, doch der Kärntner biss sich durch.

Im Kombi-Slalom am Dienstag war Mayer nach einen Einfädler schwer zu Sturz gekommen und auf Gesäß und Hüfte geprallt. Lymphdrainage, Topfen- und Eisauflagen sowie Massagen retteten die Einsätze in den Speed-Rennen. „Ich bin mehr auf der Therapieliege gelegen, als ich gestanden bin“, sagte der Afritzer nach dem Goldmedaillengewinn, den Freundin Claudia, Mutter Margret und Bruder Lucas im Zielstadion mitverfolgt hatten.

Im zarten Abfahreralter von 23 Jahren holte sich Mayer 2014 in Sotschi seine erste olympische Goldmedaille. Noch nie zuvor war er im Weltcup auf dem Abfahrtspodest gestanden. Doch die technisch anspruchsvolle Abfahrt in Krasnaja Poljana war ihm von Anfang an fast wie auf den Leib geschneidert gewesen.

Dass auch die Strecke in Jeongseon etwas für ihn sein könnte, wurde Mayer recht rasch klar. Dass er nun zum zweiten Mal Olympiasieger ist, überwältigte ihn im ersten Moment. „Ich habe mir gedacht, es kann ja nicht sein, dass ich jetzt schon wieder gewinne.“

Und im zweiten kam er ins Schwitzen, wenn er an die anstehenden Feierlichkeiten dachte. „Ich habe wirklich ein bisschen Angst vor den nächsten zwei Wochen. Deswegen wäre eine Medaille vielleicht ein bisschen kommoder gewesen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das noch einmal gewinnen wollte, ein ‚Medaillerl‘ hätte schon gereicht“, sagte Mayer lachend.

Er hat nur wie der Norweger Aksel Lund Svindal (Super-G 2010, Abfahrt 2018) und Michaela Dorfmeister (beides 2006) in beiden Speed-Disziplinen bei Olympischen Spielen Gold gewonnen.

Dass er ausgerechnet im Vierjahresrhythmus immer in Höchstform ist, kommt nicht von ungefähr. „Ich habe mich schon ganz speziell vorbereitet. Vielleicht eine Spur fokussierter als in den Saisonen davor. Gerade im Sommer, im Herbst. Olympia ist mir einfach ein bisschen wichtiger als eine Weltmeisterschaft“, gestand Mayer, der bei Weltmeisterschaften im Super-G einen vierten Platz 2015 in Val/Beaver Creek und einen fünften 2013 in Schladming errungen hat.

Im Weltcup hält Mayer bei vier Siegen, zwei in der Abfahrt (Lenzerheide 2014, Saalbach 2015), zwei im Super-G (Saalbach 2015, Kitzbühel 2017). Der bisher letzte Sieg bei den Hahnenkammrennen war zugleich der Comeback-Erfolg nach den im Dezember 2015 bei einem Abfahrtssturz in Gröden erlittenen schweren Verletzungen: Bruch des siebenten Brustwirbels, Eindellung des sechsten Wirbels und 18-gradige Fehlstellung der instabilen Wirbelsäule lautete die Diagnose. Die Saison war damit beendet.

Es war seine zweite große Leidensgeschichte. Im April 2012 ließ Mayer eine Sprunggelenksverletzung und einen alten Zehenbruch therapieren, was sich als Klacks zu dem herausstellte, was danach folgte: Eine „reaktive Arthritis“ wurde diagnostiziert, die durch Darmbakterien nach dem Verzehr von verdorbenem Fleisch ausgelöst worden war. Mayer fühlte sich erschöpft, bekam Fieber und entzündete Gelenke und musste ins Krankenhaus. 15 Kilogramm verlor er, nach Arztwechsel und Ernährungsumstellung ging es aufwärts.

Vater Helmut Mayer gewann 1988 im ersten olympischen Super-G die Silbermedaille. Was es Matthias bedeute, nun auch eine Super-G-Medaille zu haben? „Ich habe dieses Silber meines Vaters mein ganzes Leben lang im Wohnzimmer gesehen. Ich bin glücklich, dass ich nun meine eigene Super-G-Medaille habe.“