Olympia: „All In“ mit Folgen - Bronze und Ausschlafen für Gallhuber
Pyeongchang/Yongpyong (APA) - „All In“ mit Folgen! Katharina Gallhuber hat von ihrer furiosen Aufholjagd zu Bronze im Olympia-Slalom von Yon...
Pyeongchang/Yongpyong (APA) - „All In“ mit Folgen! Katharina Gallhuber hat von ihrer furiosen Aufholjagd zu Bronze im Olympia-Slalom von Yongpyong gleich mehrfach profitiert. In erster Linie durch die Medaille. Sie durfte am nächsten Tag aber auch ausschlafen, weil man sie spontan auch für den Teambewerb nächste Woche nominierte. „Es ist alles wie ein Film. Einfach ein Traum“, sagte Gallhuber am Abend.
Mit Platz fünf hatte die 20-jährige Niederösterreicherin beim Parallelslalom in Stockholm unmittelbar vor den Spielen ihr bestes Weltcupergebnis geschafft. Bei Olympia legte sie noch eins drauf. „Ich war extrem locker am Start. Das ist mir nicht einmal im Weltcup so passiert. Deshalb habe ich gedacht, ich gehe „All In“ und es ist aufgegangen“, erzählte die Göstlingerin begeistert.
Während ihre Teamkolleginnen Qualifikation fahren müssen, ist Gallhuber schon fix Teil des Damen-Trios für den abschließenden Teambewerb. „Es wäre eine Premiere für mich“, sagte Gallhuber, die aber bereits Parallelrennen bestritten hat. Die Blocking-Technik wird sie nicht anwenden. „Dazu bin ich zu klein“, erklärte die 1,65 Meter große Rennläuferin.
Von den vielen Gratulationen freute sie besonders die Videobotschaften aus ihrem Heimatort Göstling an der Ybbs. Der 2.000-Einwohner-Ort am Hochkar ist eine Keimzelle für gute Skirennläufer und Läuferinnen.
„Es ist die Tradition und ein Super-Skiclub, der alles gibt für Nachwuchstalente und breit aufgestellt ist, um Kinder zum Skifahren zu bringen. Mein Herz ist dort“, sagt Thomas Sykora, der es wissen muss.
Auch der frühere Slalom-Weltklassemann ist Göstlinger und seit seinem Karriere-Ende Ehrenmitglied beim SC Göstling-Hochkar. Sykora war 1998 der erste von nun drei Göstlingern, die bei Olympia Bronzemedaillen geholt haben. 2014 gelang dies Katrin Zettel, 2018 auch Gallhuber.
„Katrin war immer ein großes Vorbild von mir“, erzählte Gallhuber über die 2015 zurückgetreten Zettel. „Dass ich jetzt gleich bei meinen ersten Spielen Bronze hole, ist unglaublich. Das Podium war ein Wahnsinns-Moment, der schönste in meinem Leben. Ich fühle mich wie in einem Film. Es war ein Kindheitstraum, überhaupt bei Olympia zu starten, und dann gleich bei den ersten Spielen mit einer Medaille heimzufahren, ist unglaublich. Es wird Tage dauern, bis ich das realisiert habe.“
Gefeiert wurde am Abend im House Austria mit der Medaille um den Hals, Mama Michaela, die früher Profirennen in den USA bestritten hat, sowie allen Coaches. Slalomtrainer Johannes Zöchling hatte dabei ein lachendes und weinendes Auge. Denn da war einerseits die Freude über die Medaille und die engagierten Fahrten seiner Mädchen, nachdem auch die gleichaltrige Katharina Liensberger (8.) ein starkes Olympiadebüt gegeben hatte.
Auf der anderen Seite gab es aber auch die Tragik um Bernadette Schild. „Sie hätte gewonnen“, war auch Zöchling überzeugt, dass die bei der dritten Zwischenzeit klar führende Salzburgerin bei ihrem engagierten Angriff von Platz acht aus nur schwer zu schlagen gewesen wäre .
Insgesamt seien alle Olympia-Nominierungen gerechtfertigt gewesen, verwies Zöchling darauf, dass man mit Katharina Truppe eine Top-5-Läuferin zu Hause lassen hatte müssen. „Wenn unsere Mädchen künftig auch schon im ersten Lauf so angreifen wie heute im zweiten, schaut es gut aus.“
Das sieht auch Sykora so. „Sie sind alle vom Start weg gefahren, als gäbe es kein Morgen. Schild hätte gewonnen. Aber das ist kein Trost. In einer Woche denkt keiner mehr über das nach, außer sie. Leider muss man Ergebnisse ins Ziel bringen, das lernt man als Sportlerin sehr schnell.“
Schild sei aber enorm wichtig gewesen bei der Entstehung des jungen Slalomteams. „Da passiert eindeutig gerade was. Bernie war extrem wichtig, sie hat immer den Kontakt zur Weltspitze hergestellt, an ihr konnte man sich orientieren.“
Dass sie nun wegen des Teambewerbs eine Woche in Korea anhängt, passt Gallhuber gut ins Konzept. „Ich werde für gute Trainingstage sorgen. Solche Schneebedingungen haben wir in Österreich selten, das muss man nutzen.“
Dieser Ehrgeiz machte Sykora nur noch sicherer. „Katharina zeichnet ein unbändiger Wille aus. Was sie trainiert, ist sagenhaft.“