Kurti fordert mehr Arbeitsplätze für den Kosovo

Prishtina (Pristina) (APA) - Die wirtschaftliche Entwicklung des Kosovo läuft nach Ansicht von Albin Kurti, dem Chef der nationalistischen k...

Prishtina (Pristina) (APA) - Die wirtschaftliche Entwicklung des Kosovo läuft nach Ansicht von Albin Kurti, dem Chef der nationalistischen kosovarischen Oppositionsbewegung Vetevendosje (Selbstbestimmung), in die falsche Richtung, berichtete am Samstag das Ö1-Morgenjournal. „Wir müssen die Zinssätze senken und die Frist für die Rückzahlungen verlängern, damit das Außenhandelsdefizit ebenfalls gesenkt werden kann“, so Kurti.

Das Geld aus der Diaspora verlasse das Land wie ein „Ping-Pong-Spiel“, meinte er im Interview. Zudem forderte Kurti mehr Arbeitsplätze. Nur einer von vier Kosovaren und nur eine von acht Frauen hätten Arbeit, sagte der Parteivorsitzende, weshalb er eine Änderung der Wirtschaftspolitik als notwendig erachte.

Wie wenig der Kosovo erzeuge, zeige der Umstand, dass im Jahr 2016 60 Prozent der Budgeteinnahmen auf Zölle entfallen seien. „Natürlich werden wir auf absehbare Zeit keine Mobiltelefone erzeugen“, sagte Kurti dazu. Aber es sei lächerlich, dass der Kosovo Knoblauch aus China, Kürbiskerne aus der Türkei, Zwiebel aus Ägypten und Hühner aus Brasilien importiere.

Der Oppositionschef sprach sich für einen „Wohlfahrtsstaat nach kontinentaleuropäischem Muster“ aus. Er sei für die EU-Integration und den NATO-Beitritt als „Sicherheitsschirm“.

Als gescheitert betrachtet Kurti die Versuche von UNO und EU, Korruption und organisierte Kriminalität im Kosovo zu bekämpfen. „Wir brauchen eine Justizreform mit einer Anti-Mafia-Gesetzgebung und der Beschlagnahme illegal erworbenen Eigentums“, so Kurti. „Für mich ist es weiter ein Rätsel, warum die internationale Gemeinschaft nicht die Tonnen an Beweisen und Fakten gegen unsere korrumpierten Politiker im Kosovo genutzt hat.“

Außenpolitisch sei seine Partei ein Verfechter einer „großalbanischen“ Lösung. Diese könne Kurtis Ansicht nach auch nicht durch einen EU-Beitritt des Kosovo ersetzt werden. Der Parteivorsitzende sieht eine Vereinigung des Kosovo mit Albanien nicht als Ersatz für die europäische Integration, doch die Entwicklung hänge seiner Meinung nach von den Albanern und internationalen Faktoren ab. „Kosovo und Albanien vereint, das wäre ein Staat von der Größe Dänemarks, es wäre kein ‚Großalbanien‘. Groß, das ist Russland“, sagte Kurti.

Kurti war am 21. Jänner erneut zum Parteivorsitzenden von Vetevendosje gewählt worden. Er hatte die nationalistische Bewegung, die aus den Parlamentswahlen 2017 als stimmenstärkste Partei hervorging, bereits zwischen 2005 und 2015 geführt und fiel als Oppositionschef als heftiger Gegner der Bildung der Gemeinschaft der serbischen Gemeinden im Kosovo und dem Grenzabkommen mit Montenegro auf. Seine Partei hat sich bisher im Parlament auch nicht den Bemühungen angeschlossen, das Sondergericht für Kriegsverbrechen der albanischen Milizen UCK während des Kosovokrieges (1998-1999) aufzuheben.

Der Kosovo feiert am heutigen Samstag den 10. Jahrestag seiner Unabhängigkeit von Serbien. Österreich war unter den ersten Staaten, die die Souveränität des Kosovo anerkannten. Am 20. März 2008 wurden diplomatische Beziehungen aufgenommen. Für Aufregung sorgten zuletzt Aussagen von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ), wonach der „Kosovo zweifellos ein Teil Serbiens“ sei. Später rechtfertigte er sich damit, dass diese Aussage die serbische Sicht wiederspiegle. Serbien erkennt die Unabhängigkeit des Kosovos bis heute nicht an.