Tirol ist bei „Bio“ hinten, aber die Nachfrage ist „gewaltig“
Das Bundesland Salzburg ist Österreichs Spitzenreiter in der biologischen Landwirtschaft. Springender Punkt bleibt die Vermarktung.
Von Brigitte Warenski
Innsbruck, Wien — Knapp ein Viertel der österreichischen landwirtschaftlichen Flächen sind Bio-Flächen und damit ist Österreich EU-weit die führende Bio-Nation, wie auf der jüngst zu Ende gegangenen BIOFACH-Messe in Nürnberg verlautete. Absoluter Spitzenreiter in Sachen Bio ist Salzburg: Dort sind 44,9 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe biozertifiziert, der Bio-Anteil an der Gesamtanbaufläche beträgt 53,9 Prozent. Ein Wert, den Tirol bei Weitem nicht erreicht. In Tirol arbeiten nur 18,4 Prozent der Betriebe nach Bio-Maßstäben, auch bei der Anbaufläche liegt man mit 23,1 Prozent weit hinter Salzburg. Für Markus Leithner, Pressesprecher der Bio Austria, ist „die Situation in Salzburg eine spezielle: Salzburger Molkereien waren die ersten, die auf Bio umgestellt haben. Das geschah schon in den 90er-Jahren im Zuge der Einführung von Bio-Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels." Nicht minder wichtig ist für Regula Imhof, Geschäftsführerin von Bio Austria Tirol, aber, dass es „in Salzburg politisch stets ein biofreundliches Klima gab".
Dass die Umsatzzahlen bei Bio-Produkten weiter steigen, ist für Imhof natürlich erfreulich. Sie erinnert aber daran, „dass die Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern in Tirol die Unterstützung des Landes benötigen. Und zwar in Form eines klaren Bekenntnisses der Politik zum Bio-Landbau in Tirol. Und in Form von Investitionen in Weiterbildungs- und Beratungsmaßnahmen." Obwohl es laut Leithner seit Jahren „eine positive Entwicklung bei Betriebszahlen und einen konstanten Flächenzuwachs gibt", gelte es, die Spitzenposition Österreichs auch in Zukunft zu verteidigen: „Andere europäische Länder weiten ihre Bio-Anteile ebenfalls aus. Hier ist auch die Politik gefragt. Bio-Lebensmittel made in Austria sind ein internationaler Imageträger für unser Land. Bio in Österreich ist unter anderem deswegen heute so erfolgreich, weil richtige politische Rahmenbedingungen gesetzt wurden. Auch die weitere Entwicklung von Bio, quasi der Goldstandard der Lebensmittelproduktion in Österreich, darf nicht dem Zufall überlassen werden." Das weiß auch Josef Glatzl in Haiming, Bio-Bauer seit 1980, der unter anderem Urdinkel anbaut. „Die Vermarktung ist und bleibt aber der springende Punkt, obwohl sich u. a. in Tirol durch Bio vom Berg viel getan hat. Allein von der Direktvermarktung kann man meist nicht leben, man braucht den Handel. Das heißt aber, bereit zu sein, die hohen Auflagen, was Hygiene, Haltbarkeit und Verpackung betrifft, zu erfüllen." An der Nachfrage der Konsumenten nach Bio-Produkten hapert es jedenfalls nicht: „Die ist gewaltig. Wir könnten das Doppelte anbauen." Auch wenn Glatzl bekennender Bio-Bauer ist, sieht er Möglichkeiten im konventionellen Bereich: „Ich halte einfach viel von ehrlicher Regionalität. Am wichtigsten ist, dass die Qualität stimmt und nicht geschwindelt wird."
Dass es nicht immer einfach ist, von konventioneller Landwirtschaft auf Bio umzustellen, zeigt sich für die junge Sistranser Bio-Bäuerin Renate Triendl oft in Gesprächen: „Die meisten Höfe sind Familienbetriebe und hier ist die große Herausforderung, die alten Strukturen und das alte Denken aufzubrechen." Zudem herrsche vielfach auch „die Unsicherheit darüber, wie man richtig biologisch wirtschaftet".