Fußball-WM-Geschichte 7 - 1962/Die „Schlacht von Santiago“

Santiago de Chile (APA) - Auch ohne Superstar Pele, der sich schon im zweiten Spiel verletzte, verteidigte Brasilien bei der Fußball-WM 1962...

Santiago de Chile (APA) - Auch ohne Superstar Pele, der sich schon im zweiten Spiel verletzte, verteidigte Brasilien bei der Fußball-WM 1962 dank eines 3:1-Finalsiegs gegen die Tschechoslowakei erfolgreich den Titel. Gastgeber Chile holte mit Rang drei sein bis dato bestes Ergebnis, sorgte aber schon davor mit der „Schlacht von Santiago“ gegen Italien für das wohl denkwürdigste Ereignis der siebenten Endrunde.

Das 2:0 Chiles gilt auch noch heute als eines der brutalsten Spiele bei einer WM. In der aufgeheizten Atmosphäre im mit 66.057 Zuschauern ausverkauften Estadio Nacional der Hauptstadt gab es mehrere Verletzte und Platzverweise. „Ich habe kein Fußballspiel gepfiffen“, sagte Schiedsrichter Ken Aston Jahre später. „Ich habe als Schlichter in militärischen Manövern gehandelt.“

Schon in der Anfangsphase gingen die Wogen hoch. Weil sich der italienische Stürmer Giorgio Ferrini nach einem Foul an Honorino Landa weigerte, den Platz zu verlassen, mussten chilenische Polizisten den Sünder abführen. In der 41. Minute dann der zweite Platzverweis. Diesmal für Mario David. Erst hatte der Italiener seinen Gegenspieler Leonel Sanchez mehrmals schwer gefoult. Dann schlug ihn der Chilene nieder, ohne dass Aston dies geahndet hätte. In seiner Wut revanchierte sich David mit einem üblen Tritt an den Hals von Sanchez und musste gehen.

Damit waren die Unsportlichkeiten aber noch längst nicht vorbei: Sanchez brach Humberto Maschio mit einem linken Haken das Nasenbein. Immer wieder traten, schlugen und bespuckten sich die Kontrahenten. Um die Eskalationen einigermaßen in den Griff zu bekommen, rief der englische Unparteiische zwei weitere Male die Polizei um Hilfe.

Immerhin führte der Skandal zur Einführung der Gelben und Roten Karten. Weil die Übeltäter - aber auch die Fans - es häufig nicht verstanden, dass sie eine Verwarnung oder einen Platzverweis erhalten hatten (oder so taten), plädierte Aston für die Einführung klarer Symbole. Bei der WM 1970 in Mexiko gab es dann Gelb und Rot.

Kritik an der Vergabe hatte es schon im Vorfeld gegeben. Aber weder der über die südliche Hemisphäre hereinbrechende Winter noch heftige Erdstöße wenige Tage vor Beginn brachten den Starttermin ins Wanken.

Österreich musste all das aus der Ferne beobachten. Denn aus Geldmangel hatte der ÖFB schon auf die Qualifikation verzichtet. Daran konnten auch die Sensationserfolge in der Ära von Teamchef Karl Decker mit Siegen über Italien (2:1), Schottland (4:2), Spanien (3:0), die UdSSR (3:1,1:0) und Ungarn (2:1 in Budapest) nichts mehr ändern.

~ Halbfinale: Brasilien - Chile 4:2, Tschechoslowakei - Jugoslawien 3:1 Spiel um Platz drei: Chile - Jugoslawien 1:0 Finale: Brasilien - Tschechoslowakei 3:1 ~