Jesper Munk hat nun noch mehr Soul für blaue Stunden
Wien (APA) - Jesper Munk, Blues-Durchstarter aus Deutschland, hat nun noch mehr Soul: Sein neues Album „Favourite Stranger“ ist der ideale a...
Wien (APA) - Jesper Munk, Blues-Durchstarter aus Deutschland, hat nun noch mehr Soul: Sein neues Album „Favourite Stranger“ ist der ideale akustische Begleiter für blaue Stunden. Bedingt war der aktuelle Sound nicht zuletzt durch einen Umzug nach Berlin. „Diese Stadt zwingt einen dazu, herauszufinden, wer man eigentlich ist. Du kannst nicht nur still mitschwimmen“, erzählte der 25-Jährige im APA-Interview.
Der Erfolg besonders mit seinem zweiten Album „Claim“ ist an Munk nicht spurlos vorübergegangen. „Es gab durchaus eine Portion Aufmerksamkeit, die mir nicht so gut getan hat. Oder mich gehindert hat in der Weiterentwicklung“, sagte der Musiker. „Man verliert sich ein bisschen und muss sich neu finden. Ich bin also nach Berlin und hab mir dort die Zeit genommen, mich persönlich zu entwickeln. Ich hatte nach dem Schulabschluss nie eine solche Zeit. Das habe ich jetzt nachgeholt mit dem Umzug.“
Der Start war dann allerdings schwierig: „Ich hatte eine riesen Schreibblockade, als ich nach Berlin kam. Ich war komplett aus meiner Komfortzone, und es war selten ruhig. Die Musiker, die ich dann gefunden habe, Robbie Moore und Sam Vine, die Ko-Produzenten von ‚Favourite Stranger‘, haben mich sehr beeinflusst - und das Album. Es wäre nicht so geworden, wenn ich es allein gemacht hätte.“
Aufgenommen wurde in Moores Studio mit einer exzellenten, illustren Band. „Das ist ein völlig verrückter Haufen“, sagte Munk. „Robbie kommt aus London und hat diese englische, sehr höfliche, aber auch zerstreute, überkreative Art. Wenn du bei Robbie anklopfst, findet er immer Lösungen für einen Song, wenn du eine suchst. Der Gitarrist Knox Chandler kommt aus der New Yorker Underground-Szene, ist früher mit Iggy Pop durch das Nachtleben gedüst. Er hat also die wilde New-York-Zeit miterlebt. Der Bassist Taylor Savvy ist Teil der Kanada-Crew um Feist und Chilly Gonzales.“
Die Chemie passte auf Anhieb, es funkte zwischen den Beteiligten. „Den ersten Tag im Studio werde ich nie vergessen“, schwärmte der Sänger und Gitarrist. „Ich bin mit einem Song angekommen, mit dem andere Produzenten nichts anfangen konnten. Die sagten: ‚Das Lied hat nur zwei Akkorde, da muss schon noch was passieren. Sonst wird es stinkfad.‘ Jetzt ist der Song sieben Minuten lang, es sind immer noch zwei Akkorde - und ich finde das Lied nicht fad.“
Langeweile kommt bei „Favourite Stranger“ wahrlich nie auf, sehr atmosphärisch dicht klingt das Album. Dass Munk diesmal keine Gitarrensoli beisteuerte, überrascht, stört aber nicht. Das einzige längere Solo überließ er Chandler. „Das musste einfach sein“, begründete Munk die Entscheidung. „Das habe ich ihm geschuldet.“
Vom Wissen und Können seiner neuen Mitstreiter war Jesper Munk also beeindruckt. Zugleich sollte er die Richtung vorgeben, schließlich ist „Favourite Stranger“ ja sein Album. Keine leichte Aufgabe, wie er betonte: „Es war eine abartige Erfahrung. Ich war so neugierig und wollte eigentlich nur lernen. Da fiel es mir manchmal schwer, mir bewusst zu machen, dass ich das Lenkrad in der Hand haben muss, damit am Ende mein Song herauskommt.“
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)