Zwei syrische Bischöfe seit fünf Jahren vermisst
Berlin/Damaskus/Salzburg (APA) - Die orientalischen christlichen Gemeinden weltweit haben am Wochenende laut Kathpress zweier traumatischer ...
Berlin/Damaskus/Salzburg (APA) - Die orientalischen christlichen Gemeinden weltweit haben am Wochenende laut Kathpress zweier traumatischer Ereignisse gedacht: Vor fünf Jahren (am 22. April 2013) wurden die beiden Metropoliten von Aleppo, Mor Gregorios Youhanna Ibrahim (syrisch-orthodox) und Boulos Yazigi (griechisch-orthodox), von „Unbekannten“ entführt; nach wie vor fehlt jede Spur der beiden Bischöfe.
Zugleich wurde des Genozids an den Armeniern sowie der Massaker an christlichen Syrern und Griechen im Osmanischen Reich gedacht.
Der Armenier-Genozid hatte mit der Verhaftungsaktion der osmanischen Geheimpolizei unter der armenischen Elite in Konstantinopel am 24. April 1915 begonnen. Der vom jungtürkischen „Komitee für Einheit und Fortschritt“ (Ittihad ve Terakki) verantwortete Ausrottungsfeldzug gegen armenische, syrische und griechische Christen in Kleinasien hatte insgesamt mehr als drei Millionen Opfer gefordert.
Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland, Daniyel Demir, erklärte zum „schmerzhaften 5. Jahrestag“ der Entführung der Bischöfe, gerade jetzt, in einer Phase der weiteren Zuspitzung des Syrien-Konflikts, wäre die Freilassung der beiden Bischöfe „ein kraftvolles Zeichen der Hoffnung, der Zuversicht, aber auch ein möglicher Impuls für einen neuen Weg zum Dialog und Frieden in dem vom Krieg erschütterten Land“.
Beide Metropoliten seien immer Verfechter der friedlichen Koexistenz von Religionsgemeinschaften und Volksgruppen in Syrien gewesen. Metropolit Gregorios habe im Juli 2012 eine „Roadmap für den Frieden in Syrien“ veröffentlicht. Darin habe er zu Versöhnung, Vergebung, Dialog und Gegenseitigkeit aufgerufen, um einen Weg zur Beendigung der Gewalt sowie der Bewahrung des pluralistischen Gefüges der syrischen Gesellschaft und der nationalen Einheit des Landes aufzuzeigen. Der Entführungsfall nahe der türkisch-syrischen Grenze werfe viele Ungereimtheiten und Fragen auf. Fünf Jahre nach der Entführung fehle von den Bischöfen noch immer ein klares Lebenszeichen, über ihren Verbleib oder ihr Wohlbefinden sei nichts bekannt, weder (Lösegeld-)Forderungen noch Bekennerschreiben der Täter lägen vor, so Aramäer-Sprecher Demir.
Hochrangige Vertreter des „Syrischen Nationalrats“ (SNC) hatten nach der Entführung in persönlichen Gesprächen klare Angaben über die Identität der Entführer, laufende Verhandlungen sowie den Verbleib und das Wohlbefinden der Bischöfe getätigt. Die Verantwortung für die Unversehrtheit und das Leben der entführten Erzbischöfe liegt laut Demir deshalb in erster Linie in den Händen der syrischen Opposition. Diese hatte die militärische wie auch zivile Kontrolle über das Gebiet der Entführung. Deutschland, das Kontakte zum SNC und dessen Unterstützern - u.a. die Regierungen der Türkei, Katars und Saudi-Arabiens - habe, müsse sich mit Nachdruck für eine unverzügliche Freilassung der entführten Bischöfe einsetzen.
In Paris fand am Wochenende in der Kathedrale Notre-Dame ein Gedenkgottesdienst im armenischen Ritus für die ungezählten Opfer des von der osmanischen Regierung ab 1915 in Gang gesetzten Völkermords an armenischen, syrischen und griechischen Christen Kleinasiens statt. Der neue Erzbischof der französischen Hauptstadt, Michel Aupetit, hielt die Predigt.
In Salzburg hatte aus Anlass des 5. Jahrestages der Entführung der Metropoliten von Aleppo bereits am 18. April auf Initiative der Salzburger Sektion von „Pro Oriente“ ein ökumenisches Friedensgebet stattgefunden. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Berliner evangelische Oberkirchenrat Martin Illert, Prof. Aho Shemunkasho sowie Studenten der Syrischen Theologie gestalteten die Andacht in der Kirche am Syrischen Kolleg „Beth Suryoye“ in Salzburg-Mülln. Mor Gregorios war viele Jahre mit „Pro Oriente“ sehr verbunden. Sein letzter Vortrag in Salzburg 2012 behandelte den inzwischen weiter eskalierten Syrienkrieg.