Internationale Pressestimmen zum Staatsbesuch Macrons in den USA

Washington/Paris (APA/dpa) - „The Times“ (London):...

Washington/Paris (APA/dpa) - „The Times“ (London):

„Macron ist in Washington der Emissär Europas, wobei er vor allem das Thema Sicherheit im Kopf hat. Er ist bestrebt, Trump zu überzeugen, keine neuen Sanktionen gegen den Iran wegen angeblicher Verletzung des Atomdeals zu verhängen, der zum Teil von Präsident Obama vermittelt wurde. Dieses Abkommen lässt viele Wünsche übrig; zudem könnte Trump besorgt sein, dass ein Rückzug von der Drohung, es aufzukündigen, als Schwäche angesehen wird. Das könnte nicht zuletzt bei auf neuen Mitgliedern seines nationalen Sicherheitsteams der Fall sein. Dennoch wäre es falsch, Amerikas Unterstützung für den Deal jetzt zurückzuziehen.

Mit dem Abkommen wird die Anreicherung von Kernbrennstoff durch den Iran mindestens bis 2025 ausgesetzt. Ein Rückzug würde wahrscheinlich bedeuten, dass die Aktivitäten zur Anreicherung in kurzer Zeit wieder aufgenommen werden. Und er würde Amerikas Status als verlässlicher Partner bei den bevorstehenden Gesprächen mit Nordkoreas Führer Kim Jon-un gefährden, zumal es - wie Macron sagte - keinen Plan B gibt. Das Abkommen zu reparieren ist besser, als es platzen zu lassen.“

„Trouw“ (Amsterdam):

„Trotz des guten persönlichen Drahts bleibt Macrons Fähigkeit, Trump zu „managen“, äußerst begrenzt. Er konnte Trump denn auch nicht aufhalten, als der das Klimaabkommen kündigte oder kräftige Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium ankündigte. Macron weiß, dass es Trump in erster Linie um seine Wähler geht. Besonders jetzt, wo er vor Zwischenwahlen steht. Die Erwartungen an den Besuch sind dann auch nicht sehr hoch. Gern würde Macron seinen amerikanischen Freund vom Nutzen des Pariser Vertrages überzeugen. Und ihn davon abhalten, den Atomvertrag mit dem Iran aufzukündigen. Aber dazu wird es nicht kommen. Vorläufig bleibt Macron ein Freund ohne Einfluss.“

„La Vanguardia“ (Barcelona):

„Der Staatsbesuch ist für beide Führer von Vorteil. (US-Präsident Donald) Trump kann sich als Staatsmann präsentieren, der den höchsten Vertreter der Grande Nation mit allen Ehren empfängt. Macron darf unterdessen auf Augenhöhe mit der größten Weltmacht sprechen und sich zudem als privilegierter Partner Trumps in Europa konsolidieren. In einer Zeit, in der er in seinem eigenen Land immer mehr attackiert wird, nimmt seine internationale Statur mit dem Besuch an Gewicht zu. Trump und Macron haben im Laufe des vergangenen Jahres eine erstaunlich enge Beziehung entwickelt. Der Franzose sagte zu Fox News: „Wir sind beide Antisystem-Scharfschützen.“ Dieser Besuch wird dazu dienen, die Beziehung auf den Prüfstand zu stellen, da die Differenzen zwischen beiden Regierungen auch nicht unerheblich sind - unter anderem im Fall des Irans.“

„Les Echos“ (Paris):

„Emmanuel Macron (...) will in den Vereinigten Staaten gleich mehrere Botschaften übermitteln. Erstens will er im Namen von Europa erreichen, dass auch über den ersten Mai hinaus Strafzölle auf europäischen Stahl und europäisches Aluminium ausgesetzt bleiben. Zweitens will er die USA im Atomdeal mit dem Iran halten (...). Und nicht zu vergessen ist das Klima. Nach dem Rückzug der USA aus dem Pariser Abkommen gegen Klimaerwärmung hofft man in Paris trotzdem weiter, dass die die amerikanische Seite ihre Verantwortung wahrnehmen wird.

Bei all diesen Themen verhält sich Paris sehr vorsichtig, denn das Schwierigste für Emmanuel Macron wird sein, mit der Unvorhersehbarkeit Trumps umzugehen. (...) Macron wird vor allem auf seine persönliche Beziehung zu Trump setzen müssen, die ihm - bis jetzt - rachsüchtige Tweets erspart hat.“