Real reist ohne Angst im Gepäck beim FC Bayern an
Real Madrid gastiert heute (20.45 Uhr) mit dem Selbstvertrauen eines Titelverteidigers in München, die Bayern setzen auf die Aura von Jupp Heynckes.
Madrid – Lange Jahre verbreitete Bayern München – von der spanischen Presse „La Bestia Negra“ getauft – Angst und Schrecken bei den „Königlichen“ aus Madrid. Doch die negativen Gefühle scheinen sich nach zwei erfolgreichen K.-o.-Duellen mit den Deutschen (2013/14 und 2016/17) in Luft aufgelöst zu haben. Respekt ja, Angst nein, lautet das Motto in Madrid.
Real-Profi Dani Carvajal etwa geht sehr selbstbewusst ins Spiel – und denkt sogar schon ans Finale. „Wir haben zwei Champions-League-Titel in Serie gewonnen, warum sollten wir nicht einen dritten holen?“, meinte der frühere Leverkusener. Das stärkste Argument des „weißen Ballets“ trägt die Nummer sieben am Rücken und hört auf das Kürzel „CR7“: Cristiano Ronaldo erzielte in sechs Spielen gegen die Bayern im Real-Trikot nicht weniger als neun Tore. In der Champions League traf er in dieser Saison bereits 15-mal.
Aus einer halben Chance macht Real ein Tor
„Madrid kann aus einer halben Chance ein Tor machen“, meinte Xabi Alonso, der ebenso wie Toni Kroos, die Bayern Arjen Robben und James Rodriguez sowie Bayern-Trainer Jupp Heynckes bei beiden Vereinen tätig war. Er warnte die Madrilenen aber auch: „In München wird Real viel leiden. In der Allianz Arena machen die Bayern viel Druck, spielen sehr intensiv.“
Gut für Real-Trainer Zinédine Zidane, dass er heute wieder auf seinen Kapitän setzen kann: Sergio Ramos hatte im Viertelfinal-Rückspiel daheim gegen Juventus wegen einer Sperre gefehlt – und das bekamen die „Merengues“ bei der 1:3-Pleite im Bernabéu zu spüren. Der Dritte der Primera División kam nur dank des 3:0-Erfolgs in Turin weiter.
Ramos ist nicht nur als Abwehrchef wichtig, sondern auch im Spiel nach vorne. In München kann man ein Lied davon singen. Im April 2014 erzielte der 32-Jährige beim 4:0 zwei Treffer.
Beim FC Bayern bangt man indes weiter um ÖFB-Teamspieler David Alaba. Der Wiener hatte zwar am Sonntag teilweise und am Montag zur Gänze mit der Mannschaft geübt, fehlte aber im gestrigen Abschlusstraining. Eine definitive Entscheidung wird es erst am Spieltag geben. Als Alternative gelten Juan Bernat oder Rafinha. Einen wie den 72-jährigen Trainer Jupp Heynckes können aber solche Kleinigkeiten nicht nervös machen. „Der Wille kann Berge versetzen“, verkündete Heynckes, der „sehr optimistisch“ in das legendäre Gigantenduell geht. „Für mich gibt es keinen Favoriten, obwohl ich ein gutes Gefühl habe. Wir sind in einer ähnlichen Situation wie 2013“, sagte Heynckes vor der 25. Bayern-Kraftprobe mit Real. Jeweils elf Siege stehen in der Bilanz.
Spanische Angstgegner
Viermal nacheinander scheiterten die Bayern zuletzt kurz vor dem Ziel an spanischen Mannschaften. Aber da hießen die Trainer Pep Guardiola und Carlo Ancelotti. Mit Heynckes dagegen besiegten die Bayern erst 2012 Real im Halbfinale und ein Jahr später auf dem Weg zum Triumph in London gegen Borussia Dortmund den FC Barcelona. „Da der Trainer immer ins Finale kommt, wissen wir hoffentlich, in welche Richtung es gehen wird“, sagte Jerome Boateng schmunzelnd.
Heute wird der Bayern-Offensive jedenfalls auch in der Arbeit nach hinten totale Hingabe abverlangt werden. „Real Madrid ist im Kontern gefährlich. Da müssen wir aufpassen“, mahnte Arjen Robben. Eine zentrale Frage lautet: Wie ist Ronaldo zu stoppen? „Sie können auch fragen, wer schaltet Robert Lewandowski aus?“, konterte Heynckes mit der Ruhe eines Trainer-Routiniers. (t.w., dpa)