400.815, Karin und Natalie: Meischbergers brisante Konten
Der Grasser-Vertraute und Lobbyist Walter Meischberger ist der Zweitangeklagte im Korruptionsverfahren. Am 32. Prozesstag standen seine vielen Liechtenstein-Konten im Mittelpunkt.
Wien, Linz – Die Nummernkonten in Liechtenstein sind am heutigen 32. Verhandlungstag im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere im Mittelpunkt gestanden. Richterin Marion Hohenecker hielt dem Zweitangeklagten Walter Meischberger dazu Kontounterlagen vor, bei ihren genauen Fragen kam der Grasser-Vertraute gehörig ins Schwimmen.
„Wie viele Konten braucht man?“ Mit dieser Frage leitete die Richterin den Prozesstag ein. Im Fall Meischbergers waren es viele: Das Konto Millennium, das Konto 400.815 - von Meischberger als Konto „Walter“ bezeichnet -, die Konten Natalie und Karin, das Konto Nati, und noch eines. Das Millennium-Konto hatten Meischberger und Plech gemeinsam im Jahr 2001 gegründet. Es folgte das Konto 400.815, das Meischberger auch 2001 gründete.
Brisant im Prozess sind drei Konten: Auf 400.815, Natalie und Karin wurden die rund siebeneinhalb Millionen Euro aus der Buwog-Provision aufgeteilt. Laut Anklage ist das Konto Karin dem angeklagten Immobilienmakler Ernst Plech zuzuordnen, das Konto Natalie gehörte Meischberger und das Konto 400.815 soll Grasser gehört haben. Was Meischberger vehement bestreitet, alles Geld gehöre ihm, er habe es nur zur persönlichen Finanzplanung auf drei Konten aufgeteilt.
Banktage im Hotelzimmer
Zunächst musste das Geld nach Liechtenstein gebracht werden: Findige Bankberater der Hypo Investmentbank Liechtenstein, einer Tochtergesellschaft der landeseigenen Hypo Vorarlberg, wussten Rat und schleusten die Millionen von der zypriotischen Briefkastengesellschaft Astropolis über eine „Omega“-Gesellschaft mit Sitz im US-Bundesstaat Delaware ins Fürstentum. Der Weg des Geldes sei von Zypern aus über Italien und die USA in die Schweiz gegangen, wo es bar abgehoben worden sei und in Liechtenstein bar eingezahlt, schilderte Meischberger.
Die Liechtenstein-Bank-Transaktionen machte er von einem Wiener Hotelzimmer aus, wo die HIB-Bankberater regelmäßig anreisten, mit Computern und viel Bargeld im Koffer. Im Hotel am Stephansplatz habe er dann Aufträge gegeben und Barabhebungen gemacht - indem ihm die Bankberater das Geld übergaben, schilderte Meischberger. Für ihn sei das Banking im Hotelzimmer bald „ganz normal“ gewesen, er sei auch nicht der einzige HIB-Kunde gewesen, der so seine Bankgeschäfte erledigt habe. Alle drei Wochen hätten die Herren der HIB im Hotel einen Banktag veranstaltet.
Zweifelhafte „Eselsbrücke“
Richterin Hohenecker wunderte sich nicht nur über die Hotelzimmer-Banking, sondern hielt ihm auch diverse Kontogründungsurkunden und „vertiefte Abklärungen“ seitens der Bank vor. Während Meischberger behauptet, alle drei Konten gehörten ihm, hielt sie ihm vor dass das Konto Karin von Plech gegründet wurde, dessen Frau Karina heißt. Warum das Konto Karin heiße, fragte sie. Meischberger erklärte das mit einer „Eselsbrücke“ zum Namen seiner Bekannten, Karin Landauer, weil er mit dem Konto in Immobilien investieren wollte.
Dass auf dem Karin-Konto auch Plechs Ehefrau Karina und dessen Sohn zeichnungsberechtigt waren, habe ihn nicht gestört. Vom Karin-Konto aus wurde auch eine Besicherung für Plechs eigene Immobiliengeschäfte gemacht - was Meischberger ausdrücklich erlaubt haben will.
Meischberger zu Scherzen aufgelegt
Bei der Gründung des Kontos Karin erkannte Meischberger im in Blockbuchstaben eingefügten „KARIN“ seine eigene Handschrift. Das Rätsel sei gelöst, er selber habe das Pseudonym eingefügt, nun könne man eigentlich heimgehen, scherzte er gut gelaunt. Beim Vorhalt einer Notiz seines Bankberaters, wo es um Treuhandgeld vom Konto 400.815 in Höhe von 500.000 Euro mit einer Laufzeit von drei Monaten ging, tappte er jedoch völlig im Dunkeln. Er wisse nicht einmal was Treuhandgeld überhaupt sei, und noch weniger, warum das sein Bankberater nach einer Besprechung mit ihm in Wien so notiert habe.
Auch andere Vorgänge konnte Meischberger der Richterin nicht schlüssig erklären. Warum er das Konto Natalie später auf ein anderes Konto namens Nati transferierte? Da habe er vielleicht einen Neuanfang machen wollen. Völlig unwissend gab er sich auch bei einem neuen Nummernkonto, das er eröffnet hatte, und wo seine Lebensgefährtin (namens Natalie) eine Vollmacht bekommen sollte, aber nicht unterschrieben hatte. Vielleicht sei das für ihre Absicherung gedacht gewesen, aber er wisse es nicht mehr.
Nächster Prozesstag am 23. Mai
Dass Plech bei der Schließung seines Liechtenstein-Kontos „Roca 1“ das Restgeld auf das Konto „Karin“ transferierte, war auch eines der von Meischberger nicht zu lösenden Rätsel. Es sei aber nicht sehr viel Geld gewesen, meinte er.
Der Prozess wird am 23. Mai fortgesetzt. In der Prozesspause werden sie und die anderen beiden Richter Verhandlungen in anderen Verfahren abhalten, erklärte Hohenecker. (APA)