Formel 1: Wolff sieht in Baku das Ende der Mercedes-Sieglosigkeit

Wien (APA) - Toto Wolff ist überzeugt, dass die Sieglosigkeit seines Mercedes-Teams in der Formel 1 bald vorbei ist. Am besten bereits komme...

Wien (APA) - Toto Wolff ist überzeugt, dass die Sieglosigkeit seines Mercedes-Teams in der Formel 1 bald vorbei ist. Am besten bereits kommenden Sonntag in Baku. „Mercedes kann dort gewinnen“, sagte der Österreicher vor dem vierten Saisonrennen. Wolff hat aber auch kein großartiges Problem damit, sollte die jahrelange Mercedes-Überlegenheit tatsächlich vorbei sein.

„Drei Teams kämpfen um die Meisterschaft. Das ist das beste, das der Formel 1 passieren konnte. Uns taugt das richtig“, gab sich Wolff am Donnerstagabend in Wien kämpferisch. Mercedes hatte die Motorsport-Königsklasse seit 2014 dominiert und alle acht Titel geholt. 2018 aber hat man erstmals seit Einführung der V6-Turbo-Hybrid-Triebwerke vor vier Jahren drei Rennen in Folge nicht gewonnen. In Melbourne und Bahrain siegte Sebastian Vettel im Ferrari, zuletzt in Shanghai triumphierte Daniel Ricciardo im Red Bull.

„Wir haben immer gesagt, dass die vier Jahre ein Ausreißer waren“, gestand Wolff ein, dass man mittlerweile mit Ferrari und Red Bull auf Augenhöhe fahre. Abschreiben lässt der Teamchef und Mercedes-Motorsportboss seine Erfolgs-Truppe deshalb aber ganz sicher nicht.

„Ich bin ja an sich der Oberselbstkritiker. Aber man muss die Kirche schon auch im Dorf lassen. Wir führen in der Konstrukteurs-Wertung und sind in der Fahrer-WM Zweiter und Dritter. In Depressionen verfallen brauchen wir also noch nicht“, betonte der 46-Jährige beim Pressegespräch in einem Kaffeehaus seiner Heimatstadt, bei dem auch der Rückzug von Mercedes aus der D ab 2019 thematisiert wurde. Wie alle anderen Mercedes-Werksfahrer habe auch sein Landsmann Lucas Auer die Chance, danach in der Formel E zu landen, versicherte Wolff.

Dass es in der Formel 1 2018 noch zu keinem Saisonsieg gereicht hat, habe laut Wolff keinen singulären Anlass. „Es gibt keinen einzelnen Grund, der dich vom Mittelständler zum Seriensieger macht und umgekehrt“, so der Wiener. „Ja, wir hätten mindestens zwei Rennen gewinnen sollen und wir nehmen uns selbst an der Nase. Aber es ist noch nichts passiert“, gab sich Wolff gelassen.

Klar sei aber, dass man insgesamt in einer neuen Zeitrechnung angekommen sei, bestätigte Wolff, dass die drei Top-Teams derzeit nahezu gleichauf lägen. „Ferrari hat einen Top-Motor, Red Bull wie immer ein Super-Chassis.“ Dadurch seien die Abstände derzeit extrem eng. „Ferrari war in Shanghai drei Sekunden vorne und konnte den Undercut von Valtteri Bottas nicht vermeiden. Da ist in nur einer Runde die Führung weg. Das zeigt, dass du keine Fehler mehr machen darfst.“

Das dürfte weiterhin das entscheidende Kriterium bleiben. „Wer auf seinen guten Strecken gewinnt und auf den schlechten den Schaden begrenzt, wird am Ende die Meisterschaft gewinnen“, ist Wolff überzeugt.

Riskante, aber siegbringende Reifenwechsel wie jene von Red Bull in China werde es immer geben, so Wolff. Man müsse aber auch seiner strategischen Linie treu bleiben. „Wer auch immer bei uns die strategischen Entscheidungen fällt - am Ende bin immer ich schuld.“

Wolff übernahm damit auch die Verantwortung, dass man sich bei Mercedes in China mit den Setup-Annahmen und den Simulationen verlaufen und zu stark auf den Wetterumschwung am Sonntag gesetzt hatte. Die Erkenntnisse seien in Baku vermutlich aber noch nicht umsetzbar. „Das ist eine Strecke mit einem völlig anderen Layout. Aber sicher in weiterer Folge in Barcelona.“

Dass die Ferrari-Siege damit zusammenhingen, dass man dort mit einer dritten Wippe an Vettels Lenkrad „trickse“, wie vor Baku vielfach berichtet wurde, glaubt Wolff aus tiefster Überzeugung nicht. „Die haben einfach einen Motor, der richtig Dampf hat.“

Sein eigener Pilot Lewis Hamilton hat mit den Saison-Ergebnissen 2, 3 und 4 bisher eher abgebaut. Ein Erlebnis, mit dem der erfolgsverwöhnte Brite eher schlecht umgehen kann. Im „Niemandsland“ habe er sich zuletzt in China gefühlt, so Hamilton. „Natürlich hätte Lewis in Melbourne und Bahrain gewinnen müssen. Aber niemand hat nur perfekte Tage“, nahm Wolff den Champion in Schutz. „Man darf Lewis nie abschreiben. Der kommt mit Sicherheit bärenstark zurück.“