Aus für Bienen-Killer: EU verbietet Einsatz bestimmter Insektengifte
Österreich hat für das Verbot gestimmt und kündigte Maßnahmenplan für Rübenbauern an.
Brüssel – Die EU hat am Freitag ein Verbot von drei als Bienen-Killer geltenden Insektiziden – sogenannten Neonicotinoiden – beschlossen. Dies teilte das Umweltweltministerium nach einer Abstimmung im entsprechenden Fachausschuss in Brüssel mit. Österreich habe für das Verbot gestimmt, die Insektizide sind im Freiland verboten.
Bei den drei nunmehr für alle Freilandkulturen verbotenen Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonicotinoide handelt es sich um Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam.
In Studien sei nachgewiesen worden, dass die drei Neonicotinoide einen negativen Einfluss auf Bienenpopulationen hätten, erklärte Umwelt- und Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Das Verbot bringe allerdings die Rübenbauern in eine schwierige Situation, da es in diesem Bereich keine alternativen Insektizide gebe. Deshalb arbeite die Regierung an einem Maßnahmenplan für Rübenbauern. Köstinger rief die EU-Kommission, den Handel und die Industrie auf, die heimischen Zuckerproduzenten zu unterstützen.
EU-Verbot soll bis Jahresende in Kraft treten
Bis Jahresende soll das EU-Verbot in Kraft treten. Eine EU-Kommissionssprecherin sagte zunächst müsse die EU-Kommission den Rechtsakt formal annehmen und im EU-Amtsblatt veröffentlichen. Danach könne das Verbot nach sechs Monaten in Kraft treten.
EU-Abgeordete begrüßen Verbot
Die SPÖ-Europaabgeordnete Karin Kadenbach sieht das Verbot von drei Bienen-Killern aber nur als Etappensieg, sie forderte ein Verbot aller Neonicotinoide. „Österreich muss unter den Mitgliedstaaten für ein Verbot aller Neonicotinoide werben. Stoppen können wir das Bienensterben nur mit einem europaweiten Verbot.“
Zufrieden zeigte sich der grüne Europaabgeordnete und Imker, Thomas Waitz. „Das Verbot ist ein wichtiger Schritt zur Rettung der Bienen und damit zur Erhaltung unserer Landwirtschaft.“ Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) habe Wort gehalten und für das Verbot gestimmt, obwohl sie von der Zuckerrübenwirtschaft und der Landwirtschaftskammer unter Druck gesetzt worden sei, sagte Waitz. Dafür gebühre Köstinger Anerkennung und Dank. „Der nächste Schritt muss ein nationales Glyphosatverbot sein sowie die Verankerung von Umwelt- und Klimaschutz in der Gemeinsamen Agrarpolitik.“
NGOs erfreut
Bei Umweltorganisationen hat das EU-weite Verbot von Neonicotinoiden für Freunde gesorgt. Greenpeace begrüßte den Beschluss in einer Aussendung, Global 2000 sprach von einem „guten Tag für Biene, Hummel und Schmetterling“. Kritik gab es hingegen von der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP): Die Entscheidung besiegle das „Aus für die Zuckerrübe“.
„Es ist seit vielen Jahren wissenschaftlich ganz klar, dass Neonicotinoide für den Tod von Bienen, Wildbienen und viele weitere wichtige Insekten mitverantwortlich sind. Jetzt werden diese Gifte endlich von den Feldern verbannt“, freute sich Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher bei Greenpeace in Österreich. Für eine wirklich bienenfreundliche Landwirtschaft brauche es aber „mehr als nur das Verbot einzelner Bienenkiller“, so Theissing-Matei. Ministerin Elisabeth Köstinger müsse „endlich Konzepte vorlegen, wie die europäische Agrarpolitik in Zukunft umweltfreundlich werden kann“.
Global 2000: „Guter Tag für Biene“
Global 2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden betonte, dass sich Global 2000 15 Jahre lang gemeinsam mit den österreichischen Imkern für ein Verbot dieser „Bienengifte“ eingesetzt hat. „Heute hat Europa für den Schutz von Biene, Hummel und Schmetterling gestimmt und damit das Kapitel der drei Neonicotinoide endgültig geschlossen“, sagte er. Damit aber die alten Gifte nicht durch neue ersetzt werden können, „brauchen wir ein Aktionsplan für eine bienenfreundliche Landwirtschaft, die auch das wirtschaftliche Wohlergehen der Landwirte sichert“. Gefordert seien Politik, Beratung, Handel und letztlich auch Konsumenten.
IGP: „Aus für die Zuckerrübe“
Als „voreiligen und unerwarteten Entschluss“ bezeichnete hingegen Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP), die Entscheidung. „Die Mitgliedsstaaten sind sich ihrer Verantwortung scheinbar nicht bewusst, wenn sie dem Populismus der NGOs folgen und derart wichtige Wirkstoffe für alle Kulturen verbieten. Damit richten sie immensen Schaden für die Landwirte an“, sagte Stockmar. Die EU-Mitgliedsstaaten hätten mit ihrem Beschluss das „Aus für die Zuckerrübe“ besiegelt.
Auch der Konzern Bayer sprach von einem „schlechten Deal für die europäische Landwirtschaft und die Umwelt“. Die Entscheidung werde die Möglichkeiten für Landwirte, gegen verheerende Schädlinge vorzugehen, weiter einschränken. Für viele Schädlinge gebe es keine alternative Bekämpfungsmethode. Die Beschränkungen sind nach Ansicht des Konzerns nicht gerechtfertigt, da Neonicotinoide bei sachgerechter Verwendung sicher seien.
(APA)