US-Wirtschaft startete schwächer ins Jahr - „Winter hat zugeschlagen“
Washington (APA/Reuters) - Die US-Konjunktur hat in den vielfach von Eis und Schnee geprägten Wintermonaten an Schwung verloren. Zwischen Jä...
Washington (APA/Reuters) - Die US-Konjunktur hat in den vielfach von Eis und Schnee geprägten Wintermonaten an Schwung verloren. Zwischen Jänner und März stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur noch mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,3 Prozent, teilte das Handelsministerium am Freitag mit. Experten hatten mit einem noch kräftigeren Rückgang auf 2,0 Prozent gerechnet, nach einem Plus von 2,9 Prozent Ende 2017.
Allerdings erwarten sie keine Trendwende: „Die US-Wirtschaft hat nur eine marginale Wachstumsdelle. Die Perspektiven bleiben gut“, prophezeit Ökonom Bernd Krampen von der NordLB.
Als Treiber erwiesen sich zu Jahresbeginn die privaten Investitionen und der Export. Die Verbraucher schoben die Konjunktur mit ihrer etwas gedämpften Kauflust nicht mehr so kräftig an wie zum Jahresende 2017. Der Konsum trug nur 0,7 Prozentpunkte zum BIP-Anstieg bei, nach 2,8 Punkten im Vorquartal. „Der Winter hat zugeschlagen“, so Christiane von Berg von der BayernLB mit Blick auf die Folgen der Schneestürme, die über die dicht bevölkerte US-Ostküste hinweggefegt waren: „Ausgedehnte Einkaufstouren stehen dann nicht auf der Tagesordnung und auch Online-Shopping bleibt erfolglos, wenn die Lieferungen nicht zugestellt werden können.“ Auch die private Bautätigkeit habe unter den ausgiebigen Schneefällen gelitten.
Der gewerbliche Bau legte allerdings überraschend deutlich zu: „Hier wird zunehmend die stärkere Investitionstätigkeit der Unternehmen aufgrund der Steuerreform sichtbar“, sagte von Berg. US-Präsident Donald Trump hat sich vorgenommen, das Wachstum auch mit seiner Steuerreform auf mindestens drei Prozent hochzutreiben. „Wenn jetzt noch in den kommenden Quartalen der Konsum anzieht, steht die US-Wirtschaft unter Volldampf“, meint Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.
Auch US-Experte Bernd Weidensteiner von der Commerzbank sieht „das Glas eher halb voll als halb leer“. Dass der private Konsum zuletzt schwächer war, sei nach dem starken Abschneiden Ende 2017 abzusehen gewesen. Dies liefere der Notenbank Federal Reserve (Fed) keinen Grund, an ihrem Plan etwas zu ändern, die Zinsen moderat anzuheben. Sie entscheidet am Mittwoch über den Leitzins, dürfte nach Ansicht von Experten jedoch vorerst stillhalten und ihn in der Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent belassen. Mit einer Erhöhung wird erst für Juni gerechnet.
Nach Ansicht Weidensteiners könnten danach noch zwei weitere Schritte nach oben im laufenden Jahr folgen. Die Fed werde damit auf den anhaltenden Aufschwung reagieren. Der Commerzbank-Experte prognostiziert, dass Trump seinem Wachstumsziel im Frühjahr und Sommer näher kommen wird, wenn die Wirtschaft um „annähernd drei Prozent“ zulegen dürfte - auch dank der Effekte der Steuerreform. Der von Trump angeheizte internationale Handelsstreit hat nach Einschätzung der Fed die Konjunkturperspektiven nicht nachhaltig getrübt. Der Ausblick bleibe positiv.