US-Justiz beschuldigt mutmaßlichen ,,Golden State Killer“ zweier Morde
Mindestens zwölf Morde und mehr als 50 Vergewaltigungen werden dem „Golden State Killer“ in den 70er- und 80er-Jahren in Kalifornien zugeschrieben. Formell wurde er jetzt wegen zweier Morde beschuldigt.
Sacramento (Kalifornien) – Der mutmaßliche US-Serienmörder Joseph James DeAngelo ist formell in zwei Fällen des Mordes beschuldigt worden. Der 72-jährige mutmaßliche „Golden State Killer“ erschien am Freitag erstmals zu einer kurzen Verlesung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe vor einem Gericht in Sacramento, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Kalifornien. Die nächste Anhörung soll am 14. Mai stattfinden.
Vor Gericht wirkte der unrasierte und mit Handschellen an einen Rollstuhl gefesselte Ex-Polizist DeAngelo gebrechlich. Auf die Frage, ob er einen Anwalt habe, sagte er mit kratziger Stimme: „Ich habe einen Anwalt.“ DeAngelo hörte fast ausdruckslos zu. Mit leiser Stimme antwortete er dem Richter. In dem Gerichtssaal waren Dutzende Reporter, Angehörige der Mordopfer und Schaulustige anwesend, wie örtliche Medien berichteten. Nach Angaben der Polizei steht DeAngelo wegen Selbstmordgefährdung in der Untersuchungshaft unter Beobachtung.
Mord an Ehepaar
Bei dem Gerichtstermin wurde DeAngelo formell beschuldigt, im Februar 1978 das frisch verheiratete Ehepaar Brian und Katie Maggiore getötet zu haben. Die beiden waren erschossen worden, als sie mit ihrem Hund in einem Vorort von Sacramento spazieren gingen. Darüber hinaus wird DeAngelo verdächtigt, zwischen 1976 und 1986 zehn weitere Morde verübt und mehr als 50 Frauen vergewaltigt zu haben. Zudem soll er rund 150 Einbrüche verübt haben.
Der 72-Jährige war am Dienstag festgenommen worden, mehr als 40 Jahre nach dem ersten Mord. Die Ermittler kamen ihm auf die Spur, indem sie DNA-Spuren von den Tatorten mit genetischen Profilen einer Online-Datenbank zur Familienforschung abglichen. Die kostenlose Datenbank „GEDmatch“ ist öffentlich zugänglich – also auch für die Ermittler. „GEDmatch“ erklärte in einer Mitteilung an seine Kunden, die DNA-Angaben von Verwandten könnten dazu führen, dass Verdächtige oder mögliche Opfer von Straftaten gefunden würden. Wer Bedenken habe, solle sein Profil löschen.
Abschluss in Kriminaljustiz
Die Ermittler hätten DNA-Abgleichungen mit „Cousins dritten, vierten und fünften Grades und noch weiter entfernt“ gemacht, sagte der Forensiker Paul Holes der Zeitung Los Angeles Times. Sie hätten die Verwandtschaftslinie des Verdächtigen sogar bis hin zu dessen Ur-Ur-Ur-Großeltern Anfang des 19. Jahrhunderts nachvollzogen. Seit Anfang dieses Jahres sei klar gewesen, aus welcher Familie der Verdächtige stamme, sagte Holes, der seit Jahren mit dem Fall befasst war. Im Familienstammbaum sei dann nach dem Verdächtigen gesucht worden. Erst vor sechs Wochen sei DeAngelo ins Visier der Ermittler geraten.
DeAngelos mutmaßlich letztes Opfer war 1986 eine 18-Jährige, die er vergewaltigt und ermordet haben soll. Seine Taten beging er stets maskiert. Er lebte offenbar die meiste Zeit seines Lebens in Sacramento und Umgebung, darunter laut der Zeitung Sacramento Bee 20 Jahre in Citrus Heights, rund 30 Kilometer nordwestlich von Sacramento.
Der Zeitung zufolge hatte DeAngelo in Sacramento die High School besucht. Nach seinem Militärdienst bei der Marine habe er einen Bachelor-Abschluss in Kriminaljustiz an der örtlichen Universität gemacht. Von 1973 bis 1976 arbeitete er als Polizist in Exeter südlich von Sacramento, bevor er zur Polizei in Auburn wechselte. Dort wurde er wegen Ladendiebstahls entlassen – er hatte einen Hammer und eine Dose mit einem Hundeabwehrmittel mitgehen lassen.
Laut Sacramento Bee ging der heute 72-Jährige im vergangenen Jahr in Pension. Seit 1989 hatte er als Lkw-Mechaniker bei einer Einzelhandelskette gearbeitet. (APA/AFP)