Arbeiten zur „Übersiedlung“ von umstrittenem Gomringer-Gedicht laufen
Hof (APA/dpa) - Nach dem Wirbel um ein angeblich sexistisches Gedicht des Lyrikers Eugen Gomringer an der Fassade einer Berliner Hochschule ...
Hof (APA/dpa) - Nach dem Wirbel um ein angeblich sexistisches Gedicht des Lyrikers Eugen Gomringer an der Fassade einer Berliner Hochschule zieren die Zeilen nun bald eine Hauswand in Gomringers Wohnort Rehau. Derzeit laufen die Arbeiten, sagte Bernd Köppel von der Stadt Rehau der Deutschen Presse-Agentur. In etwa einem Monat, am 2. Juni, soll es ein großes Fest geben.
Ende Jänner hatte der Akademische Senat der Alice Salomon Hochschule in Berlin beschlossen, das auf Spanisch verfasste Gedicht „avenidas“ übermalen zu lassen. Angehörige der Hochschule hatten moniert, „avenidas“ könne Frauen gegenüber als diskriminierend aufgefasst werden. Dabei geht es um den Satz: „Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer“. Damit würden Frauen, so die Kritiker, zum Objekt männlicher Bewunderung degradiert. International war die Entscheidung heftig kritisiert worden. Der Deutsche Kulturrat, Spitzenorganisation von 250 Bundeskulturverbänden, reagierte „erschüttert“.
Eine Mehrheit im Rehauer Stadtrat beschloss Anfang Februar, das Gedicht solle im öffentlichen Raum gezeigt werden. „Damit stehen die Vertreter der Rehauer Bevölkerung hinter Eugen Gomringer, dem Begründer der konkreten Poesie, und setzen sich für ihn ein“, sagte Bürgermeister Michael Abraham (CSU) damals. „In Rehau wird das Gedicht nicht als sexistisch beurteilt, wohlwissend, dass es immer mehrere Interpretationsmöglichkeiten für dasselbe Gedicht gibt.“
Die Idee, das Gedicht in Rehau großflächig anbringen zu lassen, sei auf dem 93. Geburtstag Gomringers entstanden, er habe sich mit dem Dichter eng abgestimmt, sagte Abraham. Der in Bolivien geborene Gomringer lebt seit 1976 in Rehau (Landkreis Hof) und gründete dort im Jahr 2000 das Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie.