Strolz bot seinem „Bruder im Geiste“ Macron Unterstützung an

Wien (APA) - Der scheidende NEOS-Chef Matthias Strolz hat offenbar Europa als sein künftiges politisches Projekt entdeckt. Er wolle ein „kle...

Wien (APA) - Der scheidende NEOS-Chef Matthias Strolz hat offenbar Europa als sein künftiges politisches Projekt entdeckt. Er wolle ein „kleiner Verbündeter“ des für eine Reform der Europäischen Union kämpfenden französischen Präsidenten Emmanuel Macron sein, sagte Strolz am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Deshalb habe er Macron in einem Brief seine Unterstützung angeboten, so Strolz.

„Ich bin ein kleines Licht, aber wo immer ich hier zwischen zwei Zahnrädchen etwas schmieren kann, werde ich eine verbindende Funktion spielen“, sagte Strolz, der sich im Herbst aus der österreichischen Innenpolitik zurückziehen will. Auf die Frage der APA, ob seine Rückzugsankündigung auch für die europäische Politik gelte, antwortete er: „Ich werde bei den europäischen Wahlen keine Rolle als Kandidat spielen, aber ich bin ein politischer Mensch. Das werde ich bis zum letzten Atemzug bleiben.“ Er werde auch der liberalen europäischen Parteienfamilie (ALDE) „verbunden bleiben“ und habe ihrer Führung gesagt, „dass ich nicht aus der Welt bin“.

Strolz äußerte neuerlich seine Hoffnung, dass es nach der Europawahl zu einer Vernetzung zwischen Macron und der ALDE kommen werde, denen auch die NEOS angehören. Es gebe bei der Europawahl nämlich die Chance, dass die Liberalen zu den bisher bestimmenden politischen Familien, der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) und den Sozialdemokraten „aufrücken“, sagte der NEOS-Chef mit Blick auf die Fraktion, der aber auch integrationskritische Parteien wie die tschechische ANO oder die rechtsliberale dänische Venstre angehören.

„Was ich nicht glaube, dass er eine eigene Liste auskoppeln wird in mehreren Ländern“, sagte Strolz zu Spekulationen, Macron könnte wie zuvor in Frankreich auch bei der EU-Wahl mit einer eigenen Bewegung antreten. Dafür sei die Zeit nämlich zu knapp.

„Der Brief ist unterwegs“, sagte Strolz zu seinem Schreiben an Macron, das er auf Englisch verfasst und dem französischen Präsidenten „über private Kanäle“ übermittelt habe. Beigelegt hat der NEOS-Chef sein jüngstes Buch „Mein neues Österreich: Heimat großer Chancen“, dessen letztes Kapitel Europa gewidmet ist. „Ich habe markiert, wo wir Brüder im Geiste sind“, sagte Strolz. „Ich finde seine Ansätze großartig und sehe keinen anderen europäischen Spitzenpolitiker, der so viel Entschlossenheit und Vision in das europäische Miteinander investiert.“

Auf Europa kämen „Tage der Weichenstellung“ zu, dazu gehöre auch die Europawahl im Mai 2019. Sollte sich Europa nicht „noch umfassender“ organisieren, drohe ihm ein Ende des Wohlstandes, der Sicherheit und des Friedens, sagte er mit Blick auf die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Welt. „Niemand wird auf Europa schauen“, verwies Strolz insbesondere auf den Aufstieg Chinas.

Darüber habe er in der Vorwoche auch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen gesprochen, sagte Strolz. In den nächsten fünf Jahren werde China nach der Wirtschaftskraft die USA überholen, deren Präsident „ausgelastet mit Twitter und ähnlichen Dingen“ sei. „China wird natürlich auch einen Führungsanspruch stellen und ich wünsche nicht ,dass meine Enkel als beste aller Optionen haben, die 24-Stunden-Pflege in Peking zu übernehmen, nicht weil es cool ist für den Lebenslauf, sondern weil sie keine andere Chance haben“, so Strolz, der zuvor mangelnde Anstrengungen für europaweite Investitionen in IT-Jobs kritisiert hatte. Im Bereich „Computing Industries“ fehle eine Million Jobs in Europa. Diese zu schaffen wäre „ein großartiges Betätigungsfeld“ für die EU.

~ WEB www.neos.eu ~ APA243 2018-05-14/12:45