Europa League

Favorit Atlético tobt, Außenseiter Marseille hofft

Spanien gegen Frankreich, Atlético Madrid gegen Olympique Marseille: Diego Simeone (l., Atlético) gilt gegen Salzburg-Bezwinger Rudi Garcia (Olympique) als leichter Favorit.
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Vor dem heutigen Europa-League-Finale (20.45 Uhr, live Puls 4) muss sich Favorit Atlético Madrid mit Transfergerüchten auseinandersetzen. Olympique Marseille kann auf Zehntausende Fans setzen.

Lyon –Die erste Niederlage musste Atlético-Madrid-Trainer Diego Simeone schon vor dem Anpfiff hinnehmen. Der Argentinier wird auch das heutige Finale (20.45 Uhr/Puls 4 und Sport 1) gegen Olympique Marseille nur von der Tribüne aus verfolgen. Nach seinem Ausraster im Halbfinal-Hinspiel beim FC Arsenal lehnte die UEFA einen Einspruch des 48-Jährigen gegen seine Sperre ab.

Auf Spektakel an der Seitenlinie werden die 57.000 Zuschauer in Lyon trotzdem nicht verzichten müssen. Denn Simeones Vertreter Germán Burgos hat nicht nur das Format eines Türstehers, sondern musste auch schon mal von einem tätlichen Angriff auf den Schiedsrichter zurückgehalten werden.

Aber es ist längst nicht nur die Sperre von Simeone, die die Spanier beschäftigt. Nicht nur die vergangenen Tage wurden von den anhaltenden Wechselgerüchten um Superstar Antoine Griezmann überlagert. Dass der französische Stürmer, dessen Heimatort Mâcon nur 45 Minuten von Lyon entfernt liegt, seit Wochen vom FC Barcelona umworben wird, „gefällt uns gar nicht“, sagte Mittelfeldspieler Koke. Das Finale wird wohl zur Abschiedsvorstellung von Griezmann und würde ihm somit die letzte Chance bieten, einen großen Titel mit den „Rojoblancos“ zu gewinnen. „Er ist ein Spieler, der einen großen Wert mitbringt“, sagte Barças Stürmer-Star Luis Suárez am Montag bei Radio Rincón und ließ keinen Zweifel mehr am Transfer aufkommen. In Madrid stießen die Äußerungen auf Empörung: „Wir haben Barcelonas Haltung satt“, wetterte Atléticos Boss Miguel Ángel Gil Marín, nachdem auch Barças Bosse in aller Öffentlichkeit um Griezmann warben. Der spanische Meister lasse „jeden Respekt für Atlético vermissen“. Sturmpartner Diego Costa sieht das Ganze dagegen locker. „Antoine Griezmann ist alt genug, um zu wissen, was er tut.“ Favorit sind die Spanier aber trotz ihrer Nebenschauplätze:

Antoine Griezmann ist ein Garant für spektakuläre Tore, bald könnte sie der Franzose aber für den FC Barcelona erzielen.
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Bereits zum fünften Mal seit 2010 stehen sie in einem europäischen Finale. Marseille dagegen startet als Neuling ins Endspiel der 2009 eingeführten Europa League. Chancenlos ist die Mannschaft um den ehemaligen Bayern-Profi Lui­z Gustavo aber längst nicht. Für die Fans des Champions-League-Siegers von 1993 könnte es nichts Schöneres geben, als im Stadion des großen Rivalen Olympique Lyon nach 25 Jahren wieder einen Europapokal-Erfolg zu feiern. Zehntausende in Blau und Weiß gekleidete Zuschauer werden die Franzosen anfeuern, mehr als 1000 Polizisten sollen für Sicherheit sorgen.

Marseilles Abwehrspieler Adil Rami warnte die hitzigen Anhänger bereits davor zu übertreiben. „Ich hoffe, wir sind alle intelligent genug, um diese Party nicht zu ruinieren“, sagte der 32-Jährige. Für die Franzosen ist die Teilnahme an einem Europapokal-Finale ein seltenes Ereignis. Letztmals hatte Marseille 2004 im Endspiel des UEFA-Pokals gestanden und damals mit 0:2 gegen den FC Valencia verloren.

Luiz Gustavo weiß um die für viele wohl einzigartige Möglichkeit, einen internationalen Titel zu holen. „Das ist ein Finale, man arbeitet sein ganzes Leben für so eine Gelegenheit“, sagte Marseilles Abwehrchef. Und der weiß, wie es geht: Mit dem FC Bayern München hatte der Brasilianer 2013 die Champions League gewonnen. (t.w., dpa)

Europa-League-Finale 2018

Olympique Marseille — Atlético Madrid 20.45 Uhr

Lyon, live Puls 4, Sport 1.

Mögliche Aufstellung:

Olympique Marseille: Mandanda; Sarr, Sakai, Gustavo, Rami, Amavi; Payet, Zambo, Sanson, Ocampos; Thauvin.

Atlético Madrid: Oblak; Juanfran, Giménez, Godin, Filipe Luis; Gabi, Thomas, Saúl Ñiguez, Koke; Griezmann, Diego Costa.

Die letzten Sieger: 2017: Manchester United. 2016: FC Sevilla. 2015 und 2014: FC Sevilla. 2013: Chelsea. 2012: Atlético Madrid. 2011: FC Porto. 2010: Atlético Madrid. 2009: Schachtar Donezk. 2008: Zenit St. Petersburg. 2007: FC Sevilla. 2006: FC Sevilla. 2005: ZSKA Moskau. 2004: Valencia. 2003: FC Porto.

Rekordsieger in der Europa League: 5 Siege: FC Sevilla (2006, 2007, 2014, 2015, 2016). 3: FC Liverpool (1973, 1976, 2001), Juventus (1977, 1990, 1993), Inter Mailand (1991, 1994, 1998).

Rekordsieger nach Ländern: 10 Titel: Spanien. 9 Titel: Italien. 8 Titel: England. 6 Titel: Deutschland. 4 Titel: Niederlande.