Internationale Pressestimmen zur Eskalation bei den Gaza-Protesten
Gaza (APA/AFP/dpa) - Zur Gewalt im Gazastreifen schreiben internationale Zeitungen am Mittwoch:...
Gaza (APA/AFP/dpa) - Zur Gewalt im Gazastreifen schreiben internationale Zeitungen am Mittwoch:
„Le Monde“ (Paris):
„Die Trump-Regierung richtet sich an der (in Israel regierenden) Likud-Partei aus - das ist allerdings kein Segen für Israel, anders als Israelis glauben mögen: Es ermutigt die Regierung von (Ministerpräsident Benjamin) Netanyahu in ihrer Selbstüberschätzung und vermittelt dem jungen Land die Illusion, unterstützt zu werden. Dabei ist Israel auf der internationalen Bühne isolierter als je zuvor.
„The Times“ (London):
„Seit Henry Kissingers Shuttle-Diplomatie ist es eine Binsenweisheit, dass ohne die aktive Beteiligung der USA (im Nahen Osten) kein Friedensprozess beginnen und schon gar nicht erfolgreich abgeschlossen werden kann. Doch die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem - ein enormer Propaganda-Coup für die israelische Regierung und eine symbolische Niederlage für die Palästinenser - wurde von keinerlei Kompensation begleitet. Ein starkes Faustpfand wurde von Präsident Trump weggeworfen, zulasten des Anspruchs auf eine Rolle als ehrlicher Vermittler künftiger Gespräche. Damit wurde ein weiteres Mal die Hoffnung zurückgedreht, dass es jemals eine Zeit geben könnte, in der palästinensische und israelische Teenager keine Angst voreinander haben und sich gegenseitig töten wollen.“
„Dagens Nyheter“ (Stockholm):
„Als Trump seine Entscheidung bekannt gab, verschwanden die letzten Reste des palästinensischen Verhandlungswillens. Die USA erscheinen als Partei, nicht als Vermittler. Israel hat seitdem noch stärker eine nationalistische Richtung eingeschlagen und das Interesse an Gesprächen mit dem Gegenüber ist gleich Null. Netanyahu sagt, er finde niemanden zum Reden, aber er will auch niemanden.
Die Prinzipien für eine Zweistaatenlösung gibt es schon lange: die Grenzen von 1967 als Ausgangspunkt, Land tauschen, ein Kompromiss für Jerusalem, Sicherheit für alle. Doch diese Grundsätze scheinen zunehmend theoretisch. Der „Friedensprozess“ scheint tot.“
„De Standaard“ (Brüssel):
„Beiden Seiten sind in ihren Positionen gefangen. Für die Palästinenser gilt das sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Machtlosigkeit geht ins Bodenlose, während sich die Israelis mit jedem Sieg mental und moralisch weiter festfahren. (...) Auch dank Trump sind Friedensverhandlungen unvorstellbar weit entfernt. Keine einzige Wahrheit teilen die beiden Seiten noch. Keine Fakten, die beide anerkennen würden, auch nicht über diese rund 60 Toten (an der Grenzen zwischen Gazastreifen und Israel). Die meisten waren Jugendliche in den Zwanzigern, geboren nach dem Abkommen von Oslo, nach dem damals bestehenden Gefühl, dass der Frieden greifbar wäre, während nun alles verloren ist. Eine unabhängige Untersuchung zu fordern, wie dies auch die belgische Regierung tut, mag unbedeutend erscheinen, aber sie wäre von grundlegender Bedeutung. Fakten zusammentragen bedeutet, sich auf neutrales Terrain zu begeben. Nur dort ist vielleicht eine moralische Schicksalswende möglich, die Machtlose und Allmächtige zusammenbringt.“?
„de Volkskrant“ (Amsterdam):
„Die symbolische Verlegung der amerikanischen Botschaft just an dem Tag, an dem die Palästinenser der Katastrophe gedachten - der Moment vor siebzig Jahren, als sie aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder geflohen sind - kann nur als Provokation betrachtet werden. Unbeabsichtigt oder nicht, damit wird eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts nur weiter in die Ferne gerückt. Es mag klar sein, dass keinem gedient ist, wenn die ausweglose Situation fortdauert, die die Region bereits seit Jahrzehnten spaltet. Die Resignation oder gar Gleichgültigkeit mit der die internationale Gemeinschaft auf die Entwicklungen reagiert, ist darum besorgniserregend. Es kann doch nicht sein, dass Israel wegen der verlorenen Hoffnung auf eine Zwei-Staaten-Lösung, mit tödlicher Gewalt und aggressiver Siedlungspolitik davonkommt.“