Fußball-WM: Russlands nächstes Prestigeprojekt und viele Favoriten
Moskau (APA) - Ab 14. Juni regiert König Fußball - und das nicht nur in Russland. Die Fußball-WM kehrt zwölf Jahre nach dem Turnier 2006 in ...
Moskau (APA) - Ab 14. Juni regiert König Fußball - und das nicht nur in Russland. Die Fußball-WM kehrt zwölf Jahre nach dem Turnier 2006 in Deutschland nach Europa zurück. Die Favoritenliste ist vergleichsweise lang. Angeführt wird sie von Rekordchampion Brasilien und Titelverteidiger Deutschland. Auch Spanien und Frankreich werden gute Chancen eingeräumt, am 15. Juli in Moskau den Pokal zu stemmen.
Lediglich zum erweiterten Kreis der Anwärter zählen zwei Länder, die auf die vielleicht besten Fußballer der Gegenwart zurückgreifen können - Portugals Cristiano Ronaldo und Argentiniens Lionel Messi könnten ihren Karrieren mit dem WM-Titel die Krone aufsetzen. Während sich Real-Madrid-Superstar Ronaldo seit zwei Jahren Europameister nennen darf, wartet sein FC-Barcelona-Pendant Messi noch auf den ersten ganz großen Titel mit dem Nationalteam.
Die Chance zur Vollendung besteht. Ein Coup wird bei der 21. WM-Endrunde neben Belgien aber auch den Ex-Weltmeistern Uruguay oder allenfalls England zugetraut. Acht verschiedene Länder haben den wichtigsten Titel im Weltfußball bisher erobert, sieben sind in Russland dabei. Der vierfache Champion Italien verpasste im Play-off gegen Schweden die Qualifikation und ist damit neben den Niederlanden einer der großen Zuschauer.
Österreich war als Gruppenvierter hinter Serbien, Irland und Wales an der Qualifikation gescheitert und wartet weiter seit 1998 auf eine WM-Teilnahme. Zumindest darf das ÖFB-Team in deren unmittelbarer WM-Vorbereitung gegen die beiden Topfavoriten testen. Deutschland gastiert am 2. Juni in Klagenfurt, Brasilien am 10. Juni in Wien.
Deutschland hat die erste erfolgreiche WM-Titelverteidigung seit Brasiliens Doppeltriumph 1958 und 1962 im Visier. Mit dem fünften WM-Titel würden die Deutschen auch mit dem Rekordhalter gleichziehen. Den Brasilianern hatten sie vor vier Jahren mit einem 7:1 im Halbfinale im eigenen Land bereits eine der bittersten Niederlagen der Geschichte zugefügt. Die Schmach möchte Brasilien zu gerne vergessen machen - es ist der „Selecao“ nach einer starken Qualifikation zuzutrauen, auch wenn hinter der Fitness von Superstar Neymar noch ein Fragezeichen steht.
Ein direktes Duell der beiden Großmächte ist theoretisch bereits im Achtelfinale möglich, falls eines der Teams den Gruppensieg verpasst. Brasilien bekommt es in Pool E mit der Schweiz, Costa Rica und Serbien zu tun. Die Deutschen starten in Pool F gegen Mexiko, treffen danach auf Schweden und Südkorea. Großer Schlager der Gruppenphase ist bereits am 15. Juni in Sotschi das Match zwischen Portugal und Spanien.
Eröffnet wird das Turnier am Tag davor im Luschniki-Stadion in Moskau von Gastgeber Russland und Saudi-Arabien. Die Russen dürfen, betreut vom früheren Tirol-Torhüter und -Trainer Stanislaw Tschertschessow, zumindest auf die K.o.-Phase hoffen, heißen die weiteren Gruppengegner doch Ägypten und Uruguay. Nach zehn Tagen Vorbereitung im Stubaital treffen die Russen am 30. Mai in einem Test in Innsbruck auch auf Österreich.
Um den WM-Titel wird das Tschertschessow-Team zwar nicht mitspielen, für Russland und Präsident Wladimir Putin ist das Turnier vier Jahre nach den Olympischen Winterspielen in Sotschi aber vor allem das nächste Prestigeprojekt. Mehr als neun Milliarden Euro wurden laut offiziellen Angaben in die Infrastruktur investiert. Die Gesamtkosten sollen laut Experten aber noch deutlich darüber liegen.
Neun der zwölf WM-Stadien wurden neu gebaut, die restlichen drei umfangreich renoviert - darunter das 80.000 Zuschauer fassende Luschniki, in dem am 15. Juli der Weltmeister gekürt wird. Reisen in den äußersten Osten des riesigen Landes bleiben den 32 teilnehmenden Teams erspart. Östlichster Austragungsort ist das am Uralgebirge gelegene Jekaterinburg. Gespielt wird auch in der Exklave Kaliningrad an der Ostsee.
Für europäische Fußball-Fans ist es auf längere Sicht die letzte Chance, eine WM auf dem eigenen Kontinent zu erleben. Das umstrittene Turnier 2022 geht in Katar über die Bühne, spätestens danach wird auf 48 Teilnehmer aufgestockt. Die besten Chancen als Ausrichter für 2026 hat ein Dreier-Bündnis aus den USA, Kanada und Mexiko. Einziger Gegenkandidat ist Marokko, die Vergabe erfolgt am Tag vor dem WM-Start (13. Juni) in Moskau.