AK bezweifelt Begünstigung für Kleinkunden durch neue Stromnetztarife

Wien (APA) - Die Arbeiterkammer (AK) glaubt nicht daran, dass die Stromnetz-Nutzungsentgelte für private Kleinverbraucher durch die Umstellu...

Wien (APA) - Die Arbeiterkammer (AK) glaubt nicht daran, dass die Stromnetz-Nutzungsentgelte für private Kleinverbraucher durch die Umstellung auf ein neues Entgeltsystem tendenziell günstiger werden, sondern befürchtet vielmehr eine Kostendynamik nach oben. Es sei davon auszugehen, dass die Kosten für elektrische Leistung in Zukunft weiter deutlich steigen würden, erklärte die AK gegenüber der APA.

Die von der Regulierungsbehörde E-Control auf Basis der Verbrauchsdatensätze von über 1.100 Haushalten angestellten Annahmen hält man für „mittelfristig nicht haltbar“, was die Entwicklung der Leistungspreise (pro Kilowatt) und damit auch der Kostenbelastung bei Einführung einer Leistungsmessung betreffe. „Die Berechnungen der E-Control blenden die Kostendynamik aus“, heißt es. Denn entscheidend sei, welcher Leistungswert für die Festlegung der Netztarife herangezogen werde, erläuterte der wirtschaftspolitische Referent Josef Thoman. Denn damit die E-Control-Rechnung halten könne, müsste eine Begrenzung der Kosten für Leistung garantiert werden.

Grundsätzlich werde die Leistung in 15-Minuten-Intervallen gemessen, wobei die E-Control vorschlage, den höchsten Wert jedes Monats heranzuziehen und aus diesen zwölf Monatshöchstwerten eines Jahres den Durchschnitt zu bilden.

Sachgerechter wäre es aber, den Durchschnitt von 365 Tageshöchstwerten heranzuziehen, meint Thoman. Denn das Abstellen auf Monatshöchstwerte sei für private Haushalte nicht verursachergerecht. Auch wäre die Häufigkeit und Gleichzeitigkeit von Leistungsspitzen zu berücksichtigen; habe nur ein Haushalt eine Leistungsspitze, sei das für den Trafo und das Netz kein Problem - bei vielen Haushalten mit gleichzeitigen Leistungsspitzen aber schon.

Aus Sicht der AK müsse deshalb zwischen „gewöhnlichen Verbrauchern“ und „Prosumern“ sowie „Verbrauchern mit besonderen Anwendungen“, also regelmäßig hohem Leistungsbezug, unterschieden werden, betonte Thoman. Denn gleichzeitige (zur selben Tageszeit) und regelmäßige (tägliche) Leistungsspitzen würden etwa beim Einsatz von Wärmepumpen oder E-Auto-Schnellladegeräten auftreten, auch bei Klimaanlagen oder Poolheizungen. Haushalte ohne solche Geräte würden nur seltene, zeitlich zufällige Spitzen verursachen, etwa mit E-Herd, Waschmaschine, Staubsauger.

Zudem zieht die AK auch in Zweifel, ob die zur Simulation von der E-Control herangezogenen Daten von 1.112 Haushalten, „dem Vernehmen nach aus nur einer Region in OÖ“, ausreichen für Schlüsse für knapp 4 Mio. Haushalte.

Die E-Control hatte wie berichtet errechnet, dass für die Mehrheit der Kleinverbraucher unter den Privatkunden die Umstellung auf einen leistungsgemessenen Tarif geringe Vergünstigungen bei den Netznutzungstarifen bringen sollte. Von den untersuchten 1.112 Haushalten würden durch die Umstellung insgesamt 672 Kunden weniger und 440 Kunden mehr zahlen, so die Modellrechnung. Vor allem Private mit geringen Stromverbräuchen würden günstiger aussteigen.

~ WEB http://www.arbeiterkammer.at ~ APA137 2018-05-18/09:30