Den Schulen fehlen die Schüler
Die polytechnischen Schulen im Bezirk Kitzbühel kämpfen mit geringen Schülerzahlen. Eine Zusammenlegung der Schulen ist für das Land Tirol aber derzeit kein Thema.
Von Harald Angerer
Kitzbühel — Seit Jahren kämpfen die Schulen mit rückläufigen Schülerzahlen. Auch wenn bei den geburtenschwachen Jahrgängen die Talsohle durchschritten scheint, eine deutliche Verbesserung der Situation für die Bildungseinrichtungen ist nicht in Sicht. Die polytechnischen Schulen (PTS) plagen aber noch ein weiteres Problem. Immer weniger Jugendliche wählen die Lehre als Ausbildungsweg, „Die Lehre ist derzeit nicht sonderlich beliebt und das spüren wir bei unseren Schülerzahlen“, schildert Walter Leitner-Hölzl, Direktor der PTS Brixen. Seit Jahren sind die Schülerzahlen sinkend. Für das kommende Schuljahr erwartet er nur noch 18 Schüler.
Auch den anderen polytechnischen Schulen im Bezirk geht es ähnlich. Selbst in St. Johann, der größten PTS des Bezirks. Direktorin Katrin Winkler rechnet mit etwa 60 Schüler für das kommende Schuljahr, heuer sind es noch 80. Das bedeutet eine Klasse weniger. Noch drastischer ist der Rückgang in Fieberbrunn, hier sinkt die Schülerzahl voraussichtlich von 31 auf 15. „Noch ist das eine Prognose, es könnten zwei bis drei mehr werden“, sagt Direktor Walter Spreng und weiter: „Dieser Rückgang bei den Schülern ist vor allem für die Wirtschaft ein Problem, denn das heißt: weniger Lehrlinge und damit weniger Fachkräfte.“
Bildungslandesrätin Beate Palfrader bestätigt den Rückgang. Sie betont aber, dass die Schülerzahlen für das kommende Schuljahr erst Prognosen sind. Doch fix scheint zu sein, dass an den Standorten in Brixen und Fieberbunn die Zweiklassigkeit nicht gehalten werden kann, und dort nur noch einklassig unterrichtet wird.
Weil die Schülerzahlen seit Jahren sinken, ist eine Zusammenlegung der Standorte schon länger im Gespräch. Derzeit gibt es mit St. Johann, Brixen und Fieberbrunn drei eigenständige polytechnische Schulen, in Kössen und Hopfgarten ist die jeweilige PTS an die dortige Neue Mittelschule angekoppelt. Eine Zusammenlegung auf zwei Standorte geistert deshalb schon länger herum. Das wären dann
St. Johann und Brixen, wie zu hören war. „Eine Zusammenlegung ist für das kommende Jahr aber sicher kein Thema“, legt sich Palfrader fest.
Mit dem 1. Jänner 2019 würde die neue Bildungsdirektion ihre Arbeit aufnehmen und dann sollen die bisherigen zehn Bildungsregionen auf drei zusammengelegt werden. Erst müsse diese Veränderung über die Bühne gehen, „dann ist es schon zu überlegen, ob wir in den Bildunsgregionen die Standorte zusammenführen“, sagt Palfrader. Mittel- oder langfristig wären zwei Standorte im Bezirk eine Überlegung.
Palfrader betont aber auch, dass keine Entscheidung gegen die Schulträger, im Falle der polytechnischen Schulen der Gemeinden, fallen werde. „Ohne diese Zustimmung ist eine Zusammenlegung nicht zielführend“, betont Palfrader.
Man müsse aber auch sehen, wie sich die Schülerzahlen entwickeln, betont Palfrader. So könnten diese wieder etwas nach oben gehen, denn sie setzt sich dafür ein, dass Jugendliche, welche die neunte Schulstufe in einer mittleren Schule negativ abgeschlossen haben, ein zehntes Jahr in der polytechnischen Schule absolvieren dürfen. Das ist derzeit gesetzlich nicht möglich. Das Bildungsministerium habe eine diesbezügliche Anfrage abgelehnt. „Das ist ein sehr unzufriedenstellender Zustand, denn für die Jugendlichen ist ein positiver Abschluss sehr wichtig, auch für den weiteren Ausbildungsweg“, betont Palfrader. Vor allem würde sich dieses Verbot der Ausbildungspflicht bis 18 widersprechen. Sie will deshalb weiter versuchen, ein solches zehntes Schuljahr zu ermöglichen.