Wenn die Raupe beim Buchs zum „Raubtier“ wird
Der Buchsbaumzünsler wird im Oberland verstärkt zum Problem. Heuer rechnet man in den Bezirken Landeck und Imst mit größeren Schäden.
Von Matthias Reichle
Landeck, Imst –Vier Zentimeter Flügelspannweite, eine seidig-weiße Farbe und der herzige Name Buchsbaumzünsler. Er flattert ganz harmlos über den Gartenzaun – aber nur scheinbar.
Der kleine Schmetterling beginnt sein Leben als gefräßige Raupe, die zum „Raubtier“ werden kann und sich neuerdings den Stolz von so manchem Oberländer Gartenbesitzer schmecken lässt.
Der Buchsbaumzünsler, der in ganz Tirol Probleme bereitet, hat auch die Bezirke Landeck und Imst erreicht – und zwar massiv, wie Biologin Eva-Maria Weinseisen vom Abfallbeseitigungsverband Westtirol derzeit warnt. Alle 53 Mitgliedsgemeinden wurden informiert, um die Bewohner über den richtigen Umgang mit dem Fressfeind Nummer 1 liebevoll gepflegter Buchsbäume aufzuklären.
Bereits im vergangenen Jahr verzeichnete man in Landeck, Zams und Stanz einzelne Fälle. Auch in Imst war er aktiv. Heuer wird er zum „extremen Problem“, schätzt sie. Die Meldungen haben zugenommen, „vermutlich weil viele bisher auch nicht wussten, um was es sich handelt“. Einzelne schwere Fälle sind auch beim Obst- und Gartenbauverein Landeck bekannt. Das Problem: Die Raupe frisst nicht nur die Blätter, sondern auch die Rinde, und kann zum Absterben der Pflanze führen.
Die erste Sichtung eines Buchsbaumzünslers in Tirol gab es im Herbst 2012 im Großraum Zirl und in Kramsach, weiß Schmetterlingsexperte Peter Huemer vom Tiroler Landesmuseum. Das Tier stammt ursprünglich aus dem ostasiatischen Raum und kam Anfang des 21. Jh. nach Mitteleuropa, Tirol habe es sehr spät erreicht. „Ich gehe davon aus, dass sie nun die letzten verschont gebliebenen Bestände des Buchs gefunden haben“, so Huemer, der von einem tirolweiten Problem spricht. Der Schmetterling sei nur schwer in den Griff zu bekommen, weil er weite Strecken fliegt und den Buchs riechen könne. Er warnt deshalb auch davor, mit einer Chemiekeule gegen den Buchsbaumzünsler vorzugehen. Dadurch werde das Problem nur auf das kommende Jahr verschleppt.
Der Abfallbeseitigungsverband Westtirol rät, befallene Pflanzen fachgerecht zu entsorgen. Und zwar keinesfalls im eigenen Garten oder über die Strauchschnittabfuhr, sondern in den Recyclinghöfen, wo die Mitarbeiter darüber informiert werden müssen. Ist das nicht möglich, sei auch ein Abtransport über den Restmüll sinnvoll – in zugebundenen Säcken. Eine Zwischenlagerung sei nicht ratsam, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Um die Eier und die Raupen unschädlich zu machen, brauche es nämlich rasches Handeln und hohe Temperaturen, so Martin Mölgg von der Umweltabteilung des Landes. Und dazu ist eine professionelle Kompostieranlage nötig. Wie jene des Abfallverbandes in Roppen, wo immer mehr Buchsbäume abgegeben werden, wie man dort bestätigt.
Schmetterlingsforscher Huemer ist auch an Meldungen von Buchsbaumzünsler-Sichtungen interessiert: p.huemer@tiroler-landesmuseen.at.