Russland für Angeber

Kannibalen, Krater, Kuriositäten: Nachrichten aus Russland

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Aus Russland gingen in den vergangenen Jahren zahlreiche spektakuläre, witzige aber auch grausame Meldungen um die Welt. Ein Auszug.

Moskau — Russland ist mit 17,075 Millionen Quadratkilometern das mit Abstand flächengrößte Land der Erde. Dass auf so großem Raum auch jede Menge Dinge passieren können, liegt auf der Hand. Wir haben einen Auszug der besten Meldungen zusammengestellt.

1. Die Kannibalen von Krasnodar: Ein russisches Paar schockte im Vorjahr die Weltöffentlichkeit: Als die Leiche einer Frau in der Region Krasnodar gefunden wurde, führte die Spur schnell zu Dmity Bakschajew (35) und seiner Frau Natalia (42), die in der Nähe des Fundortes der Leiche wohnten. Bei den Ermittlungen der Polizei kam heraus: Das Paar hatte nicht nur diese Frau getötet und zerstückelt, sondern könnte mehr als 30 Frauen auf dem Gewissen haben. Die Frauen sollen sie auf Dating-Plattformen kennen gelernt haben. Bei den verabredeten Treffen töteten sie ihre Opfer, zerstückelten die Leichen und aßen das Fleisch. Besonders grausiges Detail: Das Menschenfleisch sollen sie zum Teil auch verkauft haben, ohne dass Kunden wussten, was sie da eigentlich kaufen.

2. Wahlbetrug ganz offensichtlich: Dass der Langzeit-Herrscher Russlands, Wladimir Putin, als umstritten gilt, ist kein Geheimnis. Doch wie dreist er auch heuer erneut zu seiner Wiederwahl gelangte, zeigen Hunderte Videos und Bilder in den sozialen Netzwerken, die am Wahltag im März entstanden sind. In den Beiträgen war zu sehen, wie stapelweise Stimmzettel in die Wahlurnen eingeworfen wurden oder schon vor der Öffnung der Wahllokale Stimmzettel in den Urnen lagen. In vielen Fällen waren auch Wahlhelfer zu sehen, wie sie unbeobachteten Momenten zusätzliche Stimmzettel in die Urne gleiten ließen. Am Ergebnis hat das übrigens nichts geändert. Putin wurde im Amt bestätigt.

3. Das Tor zur Hölle: Mitten in der Wüste Turkmenistans befindet sich ein riesiger Krater, aus dem Flammen schlagen — und das seit mittlerweile fast 50 Jahren. „Das Tor zur Hölle" oder Derweze-Krater wird dieser Krater genannt, der im Jahr 1971 an einer Stelle entstand, an der sowjetische Geologen mithilfe eines Bohrturms nach Erdgas gesucht hatten. Da sich aber unter dem Turm eine mit Methangas gefüllte Höhle befand, von der die Geologen nichts wussten, versank der Turm schließlich im Boden. Stattdessen entstand ein riesiges Loch mit einem Durchmesser von 70 Metern und einer Tiefe von 20 Metern, aus dem Unmengen von Gas austraten. Weil die Geologen fürchteten, dass die Tiere und Pflanzen in der Umgebung an den Gasen ersticken könnten, zündeten sie das Loch an — in der Hoffnung, die Gase auf diese Weise einzudämmen. Die Hoffnung, dass die Flammen in ein paar Tagen erlöschen würden, erfüllten sich nicht. Stattdessen brennt das Feuer bis heute. Es ist allerdings deutlich umweltfreundlicher, als wenn das Methangas in die Atmosphäre strömen würde, da Methan den Treibhauseffekt deutlich mehr beeinflusst als Kohlendioxid, das durch das Verbrennen entsteht.

Der Derweze-Krater.
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4. Letzter deutscher Kriegsgefangener 2014 freigelassen: 14 Jahre war Reinhard Kunze alt, als er von den sowjetischen Truppen in der Schlacht um Berlin 1945 gefangen wurde. 84 Jahre war er alt, als er im Juli 2014 freigelassen wurde. Er war der letzte deutsche Kriegsgefangene Russlands aus dem Zweiten Weltkrieg. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte die Freilassung als einen „Akt des guten Willens" bezeichnet. Grund für die fast 70-jährige Gefangenschaft war, dass Kunze für die Ermordung von Jakow Dschugaschwili verantwortlich gemacht wurde, dem ältesten Sohn von Josef Stalin. Dschugaschwili war von den Deutschen gefangen und ins KZ Sachsenhausen gesteckt worden. Am Abend des 14. April 1943 kam er dort zu Tode, als er am elektrisch geladenen Lagerzaun hantierte. Ob er vom Wachpersonal erschossen wurde oder durch Stromschlag starb, ist bis heute allerdings ungeklärt. Stalin machte nicht nur den jungen Soldaten Kunze für den Tod seines Sohnes verantwortlich sondern ließ auch seine Schwiegertochter Julia Dschugaschwili inhaftieren sowie seine Enkeltochter in einem staatlichen Erziehungsheim unterbringen, da sie durch Jakows angebliche Desertion als politisch unzuverlässig galten. Dann ordnete er an, dass Kunze niemals freigelassen werden dürfe, sondern bis an sein Lebensende in Zwangsarbeitslagern verbringen müsse.

Eine Flagge mit Stalins Konterfei.
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5. Serienmörder am laufenden Band: In den letzten Jahren hielten einige Serienmörder die russische Justiz auf Trab. So musste sich der Ex-Polizist Michail Popkow in der sibirischen Stadt Irkutsk vor Gericht verantworten, nachdem er 59 weitere Morde und einen Mordversuch zwischen 1992 und 2010 gestanden hatte. Der 53-Jährige war bereits 2015 wegen der Vergewaltigung und Ermordung von 22 Frauen verurteilt worden. Er hatte überwiegend Prostituierte ermordet und war lange Zeit nicht gefasst worden, weil er zum Teil selbst an der Aufklärung seiner Morde arbeitete. Als Motiv hatte er angegeben, dass er die Stadt von Prostituierten hatte säubern wollen. 2007 war in Russland der Serienmörder Alexander Pitschuschkin wegen 48-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte geplant, 64 Menschen zu töten — so viele wie ein Schachbrett Felder hat. Außerdem wollte er auch den „Rekord" des Serienmörders Andrej Tschikatilo brechen, der zu Sowjetzeiten 53 Menschen umgebracht hatte und dafür 1992 hingerichtet worden war.

6. Eigene Armee für den Weltall: Dass die Russen auf Rüstungsebene gerne an vorderster Stelle mit dabei sind, haben sie in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder bewiesen. Doch nicht nur auf der Erde sondern auch im Weltall wollen sie gerüstet sein: Deshalb verfügt Russland über eine eigene Weltraumarmee, um die es bestens bestellt sein soll. Einzige eine Invasion aus dem All macht den Behörden sorgen — eine solche könnten die Weltraumkrieger noch nicht bestehen. „Für den Kampf gegen außerirdische Zivilisationen sind wir leider noch nicht bereit", sagt der stellvertretender Leiter des russischen Titov-Test- und Weltraumzentrums, Sergey Berezhnoy. „Dazu gibt es noch zu viele Probleme auf und in der Nähe der Erde."

7. Katzenliebe über alles: Katzen sind die Lieblingstiere der Russen, In St. Petersburg gibt es ein eigenes Museum, der Aberglaube schreibt den Tieren sogar starke Kräfte zu. Ein Mann aus dem Ural wollte sich diesen Umstand jetzt beim Verkauf seines Vierbeiners zunutze machen: Er bot die Katze für schlappe zwei Millionen Rubel (ca. 30.000 Euro) zum Verkauf an. Verkaufsargument: Es handle sich nicht um ein gewöhnliches Haustier. Sein Samtpfötchen bringe Glück — vor allem in geschäftlichen Dingen. Außderm könne die Katze mit Toten sprechen und Krankheiten heilen. Dazu müsse man sie sich nur mehrere Stunden auf die Brust setzen. Stubenrein sei das Tierchen auch noch. Es ist nicht bekannt, ob die Katze schon einen neuen Besitzer gefunden hat.

(Symbolfoto)
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8. Zooübung für den Ernstfall: Apropos Katze: Ein Tierpfleger im Katzenkostüm — oder besser gesagt im Tigerfell — sorgte in Kalinigrad für Aufregung. Die Zooführung hatte nämlich beschlossen, seine Tierpfleger „realitätsnäher" zu erziehen. So wurde also ein Mitarbeiter in das Tigerkostüm gesteckt und musste weglaufen. Die übrigen Arbeiter sollten das „wilde Tier" dann einfangen. Sogar Polizei und der private Sicherheitsdienst sollten Unterstützung leisten. Der Tiger nahm seine Aufgabe aber so wenig ernst, dass aus dem Ernstfall eher eine Lachnummer wurde.

9. Wie Rauch verweht: Eine Raucherin wurde im vergangenen Winter in Russland von ihrem Balkon im vierten Stock geweht — doch sie hatte Glück und landete weich. Passiert ist der Zwichenfall auf der Insel Sachalin im Osten des Landes. Die 70-Jährige stürzte direkt auf einen Schneehaufen. Weil Krankenwagen nicht durch den hohen Schnee kamen, nahm ein Radlader die Frau auf die Schaufel und brachte sie zum Arzt.

10. Rakete falsch programmiert: Ein kleiner Fehler dürfte Russland rund 45 Millionen Dollar gekostet haben. Im November 2017 schickte das Land den Wettersatelliten Meteor-M und mehrere kleinere Satelliten ins All. Die Raketenoberstufe zündete allerdings im falschen Moment, was zur Folge hatte, dass die Satelliten ihre Umlaufbahn nicht erreichten und abstürzten. Der Absturz des Satelliten wird menschlichem Versagen zugeführt: Ein Forscher soll schlichtweg die falschen Koordinaten programmiert haben.