Hospizhaus soll „Feuerstelle“ für das ganze Land werden
Alle Angebote der Tiroler Hospizgemeinschaft befinden sich künftig in Hall unter einem Dach. Mehr Betten gibt es nicht – eine bewusste Entscheidung.
Von Marco Witting
Hall –Weltweit hat die moderne Hospizbewegung ein Motto, das auf die Begründerin, die britische Krankenschwester und Ärztin Cicely Saunders, zurückgeht: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben. Sondern darum, den Tagen mehr Leben zu geben.“ Mit diesem Zitat wurde gestern auch eine Feier in Hall eröffnet, zu der die Tiroler Hospizgemeinschaft „das ganze Land eingeladen hat“. Und „das ganze Land“ war der Einladung gefolgt. Das Hospizhaus Tirol ist nämlich fertiggestellt und wird in den kommenden Tagen bezogen.
Werner Mühlböck, Geschäftsführer der Gemeinschaft, erinnerte beim offiziellen Festakt launig an die ersten Gedanken vor zehn Jahren, ein solches Haus zu bauen. Daran, wie aus einer Vision ein Plan wurde. Und aus dem Plan ein konkretes Projekt. Er erklärte, dass in der Palliativversorgung in Tirol „viel passiert ist“ und noch „viel zu tun ist“. Seit 2014 war klar, dass das Haus nach Hall kommt. Und es sei ein schönes Zeichen, dass dieses Haus nicht nur im Herzen Tirols stehe, sondern auch nicht weit vom Stadtzentrum entfernt sei. „Dies ist ein Ort der Offenheit. Und gleichzeitig ein Ort des Schutzes“, sagte Mühlböck vor dem Bau, der aus Beton und Holz gestaltet wurde und auch architektonisch anspricht.
Die nackten Zahlen sind beeindruckend. 3400 Quadratmeter Nutzfläche. Im Erdgeschoß entsteht das neue Tageshospiz. Es soll schwer kranken und sterbenden Menschen tagsüber Behandlung, Beratung und Begleitung bieten. Außerdem finden sich hier die Räume des Mobilen Palliativteams und der Ambulanz. Ein Hospizcafé, von Ehrenamtlichen betrieben, soll zudem viel Energie in die Räume bringen. Der erste Stock beherbergt die Palliativstation mit 14 Betten. Warum nicht mehr? „Das ist gegen unsere Philosophie. Wir wollen kein Sterbehaus“, sagte Mühlböck in seiner Ansprache. Es brauche kleine Einheiten für diese Form der Betreuung – auch in den Bezirken.
Der zweite Stock im neuen Haus dient der Weiterbildung. Die Akademie soll hier „Weitblick und Ausblick“ bieten. Insgesamt wurden in 19 Monaten Bauzeit 12,2 Millionen Euro verbaut. Das Gros davon kommt vom Land Tirol – mit 8,3 Millionen Euro. Neben Stadt, Gemeinden und Caritas trugen auch viele Spender und Sponsoren zum Hospizhaus bei. „Durch so viele Konzerte, Veranstaltungen und sonstige Projekte kamen 2,25 Millionen Euro zusammen“, erklärte die Vorsitzende der Tiroler Hospizgemeinschaft, Elisabeth Zanon, die sehr vielen Institutionen bei ihrer Rede zu danken hatte. Derartige Einrichtungen seien auch eine „Pflicht“ der Zivilgesellschaft. „Es soll hier eine Feuerstelle entstehen, die das ganze Land mit Hospiz und Palliativmedizin wärmt.“
Das Haus selbst überzeugt durch viel Tageslicht und Wärme. Es wurde so konzipiert, dass sämtliche Räume und auch Balkone und Terrassen mit dem Bett erreichbar sind. Auch eine Kapelle findet sich im Gebäude, diese ist schlicht und einfach gehalten. Die ehemalige steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbands Hospiz Österreich, lobte das Tiroler Projekt in den höchsten Tönen. Tirols LH Günther Platter eröffnete schließlich das Gebäude. Bischof Hermann Glettler und Superintendent Olivier Dantine segneten das Haus.