Pharmafirmen zahlten an Personen und Institutionen 140 Millionen Euro

Wien (APA) - Im Jahr 2017 haben Pharmaunternehmen in Österreich rund 140 Millionen Euro an „geldwerten Leistungen“ für Personen und Institut...

Wien (APA) - Im Jahr 2017 haben Pharmaunternehmen in Österreich rund 140 Millionen Euro an „geldwerten Leistungen“ für Personen und Institutionen im Gesundheitswesen zur Verfügung gestellt. Der größte Teil, rund 89 Millionen Euro, entfiel auf die Finanzierung von Studien. Dies geht aus den offengelegten Daten hervor, welche die Pharmig (Verband der Pharmazeutischen Industrie Österreichs) am Montag publizierte.

Seit einigen Jahren veröffentlichen die Pharmaunternehmen auch in Österreich diese Informationen, um für mehr Transparenz zu sorgen. Die Rechtslage zum Datenschutz erlaubt aber die Nennung einzelner Empfänger nur, wenn sie dem zustimmen.

Die Pharmaunternehmen legen jeweils offen, was sie „im Rahmen von Kooperationen mit Angehörigen und Institutionen der Fachkreise (z.B. Ärzte, Apotheker, Pflegepersonal, Krankenhäuser oder Forschungsinstitutionen) bezahlt haben“, schrieb die Pharmig in einer Aussendung. Die Daten im Einzelnen sind jeweils auf den Websites der Unternehmen einsehbar.

Der Unternehmensverband zeichnete folgendes Bild: „Der Gesamtbetrag von 140 Millionen Euro an geldwerten Leistungen im Jahr 2017 gliedert sich in 89 Millionen Euro für Forschung (64 Prozent, z.B. für die Mitarbeit bei klinischen Prüfungen), 31 Millionen Euro im Zuge von Veranstaltungen (22 Prozent, z.B. für Kongress-Teilnahmegebühren), 14,5 Millionen Euro für Dienst- und Beratungsleistungen (zehn Prozent, z.B. für eine Vortragstätigkeit) und 5,5 Millionen Euro an Spenden und Förderungen (vier Prozent, z.B. für Patientenorganisationen oder Forschungsprojekte).

Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, wurde dazu so zitiert: „Den Austausch von Leistungen transparent darzustellen, ist ein wichtiger Beitrag, das Vertrauen von Patienten in ihre Ärztinnen und Ärzte zu stärken.“ Pharmig-Präsident Martin Munte äußerte sich ähnlich, wies aber zugleich darauf hin, dass die Unterstützung von Fortbildung und Forschung direkte Vorteile für die Patienten generiere.

Einer der größten „Investoren“ ist jedenfalls der US-Konzern Pfizer, der 58,1 Millionen an Aufwendungen für Fachkreise in Österreich offenlegte. 54,2 Millione Euro davon machten vergangenes Jahr allein die Unterstützungen für Forschung und Entwicklung mit rund 20 Studien in Kooperation mit MedUnis, Forschungseinrichtungen und Krankenhäusern aus. „Klinische Studien bieten Patienten Zugang zu modernen Therapien bei gleichzeitig intensiver medizinischer Betreuung durch Ärzte und Fachpersonal“, wurde Sylvia Nanz, Medizinische Direktorin bei Pfizer Österreich, zitiert.

Ein erheblicher Anteil der Mittel für klinische Forschung fließt in eine Zulassungsstudie für ein neues Medikament bei Brustkrebs von Pfizer, welche über die international renommierte österreichische Studiengruppe zu Brust- und Darmkrebs (ABCSG) unter der Leitung des Wiener Chirurgen Michael Gnant für 21 Teilnehmerländer organisiert wird. In Österreich sind 18 Krankenhäuser mit rund 500 Patientinnen involviert. 118.000 Euro von Pfizer flossen vergangenes Jahr insgesamt an Patientenorganisationen. Gnant hat seine persönlichen Einkünfte aus Pharma-Quellen auch schon vergangenes Jahr offengelegt.

Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline verfolgt seit einigen Jahren international eine rigorose Transparenzpolitik. Das Unternehmen schließt bereits seit 2015 nur mehr mit jenen Ärzten und Institutionen Verträge über Dienstleistungen ab, die vorher einer namentlichen Offenlegung von Zahlungen zustimmen. In Österreich summierten sich die GSK-Ausgaben vergangenes Jahr auf 767.304 Euro.

Laut Pfizer wurde 2017 ein Tiefststand bei den Anträgen für klinische Studien in Österreich erreicht. Es waren nur noch 235 Anträge. Zehn Jahre zuvor seien es noch 354 gewesen. Europaweit wurden 2017 rund 4.400 solcher Anträge gestellt. An sich gäbe es enormen Bedarf an klinischen Studien.