Wasserwirtschafter: Große Talsperren sind für Energiewende essenziell

Wien (APA) - Weltweit gibt es 59.100 „große Talsperren“, die dem Hochwasserschutz dienen, mit denen Strom aus Wasserkraft gewonnen oder Wass...

Wien (APA) - Weltweit gibt es 59.100 „große Talsperren“, die dem Hochwasserschutz dienen, mit denen Strom aus Wasserkraft gewonnen oder Wasser zum Trinken und Bewässern der Felder gespeichert wird. 11.800 solcher Bauwerke dienen der Stromerzeugung und seien entsprechend wichtig für die Energiewende, sagte der Wasserwirtschafter Gerald Zenz am Rande einer internationalen Talsperren-Konferenz in Wien zur APA.

Derzeit wird zum Beispiel in Österreich nicht einmal ein Drittel (nämlich nur 28,2 Prozent) des Stroms, der für Verkehr, Heizungen, Klimaanlagen und Ähnliches verbraucht wird, aus nachhaltigen, erneuerbaren Quellen gewonnen, so Zenz, der am Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der Technischen Universität (TU) Graz arbeitet und Präsident des Österreichischen Nationalkomitees für Talsperren ist, im Vorfeld des am Montag beginnenden Kongresses. Um das von der Regierung selbst gesteckte „Klimaziel 2020“ zu erreichen, müssten es jedoch mindestens 34 Prozent sein.

Die Wasserkraft könne hierzulande durch das natürliche Gefälle der Alpen mit sehr hohen Wirkungsgraden betrieben werden: Bei Flusskraftwerken, die allerdings nicht alle mit großen Talsperren betrieben werden, betrage dieser bis zu 95 Prozent, bei Pumpkraftwerken seien es 75 Prozent, während Gaskraftwerke maximal 40 Prozent erreichen, erklärte er. Deshalb solle man auch das „technisch-ökologische Potenzial für Wasserkraft in Österreich, das man zur Zeit nur zu zwei Dritteln nutzt, vollkommen ausbauen“, meinte Zenz. Neue Speicher zu errichten sei zwar stets ein großer Eingriff in die Natur, doch man könne sie durch entsprechende Begleit- und Ausgleichsmaßnahmen in der Regel gut in die Landschaft integrieren.

Pumpspeicheranlagen seien derzeit auch die „einzige erwachsene und gute Methode“, um den Überschussstrom von Wind- und Fotovoltaikanlagen aus den Netzen zu nehmen und für später, wenn es dunkel ist und kein Wind weht, zu speichern, meinte der Forscher. Damit wird das Wasser wieder zurück hinter die Talsperre gepumpt, um dann bei Bedarf Strom damit zu erzeugen.

„Allerdings gibt es derzeit keine adäquate Abgeltung für diese Serviceleistung“, kritisierte er. Die Betreiber von Pumpspeicheranlagen müssten teilweise regulär für den Strom zahlen, obwohl sie mit der Entnahme dem Netzbetreiber eine Dienstleistung erfüllen. Wenn im Sommer bei voll laufenden Wind- und Sonnenkraftwerken zu viel Strom ins Netz gepumpt und nicht wirklich gebraucht wird, sei das nämlich für das Netz schlecht, denn jeglicher Strom der erzeugt wird, muss gleichzeitig verbraucht werden, erklärte er.

Der „Weltkongress der großen Talsperren“ findet noch bis Samstag (7. Juli) im Austria Center Vienna statt. Die Veranstalter erwarten 2.000 Experten aus 80 Ländern. Als „große Talsperren“ gelten Bauwerke, die höher als 15 Meter sind, und mehr als 500.000 Kubikmeter Speicherkapazität haben, so Zenz. Laufkraftwerke, wie etwa jene an der Donau, gehören laut Definition nicht dazu, obwohl sie einen sehr ähnlichen Zweck erfüllen. Weltweit gibt es rund 59.100 große Talsperren, 6.000 davon in Europa und 175 in Österreich.

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