Formel 1: Wer Weltmeister werden will, muss „Fehlerquote minimieren“
Spielberg (APA) - Menschliche und technische Fehler haben am Sonntag für einen spannenden Formel-1-Grand-Prix von Österreich gesorgt. Großer...
Spielberg (APA) - Menschliche und technische Fehler haben am Sonntag für einen spannenden Formel-1-Grand-Prix von Österreich gesorgt. Großer Nutznießer war Max Verstappen, der Red Bull den ersten Heimtriumph in Spielberg bescherte und damit die vierjährige Mercedes-Dominanz in der Steiermark beendete. Während der Niederländer jubelte, ärgerte sich Hamilton. „Wir haben den Sieg weggeworfen“, betonte der Brite.
Der Weltmeister hatte seinen „Silberpfeil“ nach 63 Runden an vierter Stelle liegend wegen fehlenden Benzindrucks abstellen müssen. Doch der 33-jährige Brite war nicht deswegen so wütend, sondern wegen der Strategiepanne von Mercedes, die ihn seine sichere Führung gekostet hatte. Denn nachdem ein Hydraulikleck seinen finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas, der bis zum Ausfall an zweiter Stelle gelegen war, gestoppt und die Bergung des Fahrzeugs eine virtuelle Safety-Car-Phase eingeleitet hatte, ging bei der „Sternenflotte“ alles schief.
Im Gegensatz zu den Hauptrivalen Red Bull und Ferrari, die ihre Piloten schnellstmöglich zum Reifenwechsel reinholten, reagierte Mercedes im Schneckentempo und beorderte den Spitzenreiter zehn Runden zu spät an die Box, wodurch Hamilton vom ersten auf den vierten Platz zurückfiel. „Wir haben da viel zu lange überlegt und die falsche Entscheidung getroffen“, gestand Teamchef Toto Wolff nach dem Rennen.
„Wir können es uns nicht leisten, die Punkte so wegzuwerfen“, fauchte Hamilton, der nun am kommenden Sonntag in seinem Heimrennen in Silverstone zurückschlagen will. Deswegen steht sein Team, das heuer schon in Australien und China relativ sichere Siege durch Strategiefehler verschenkt hatte, besonders unter Druck. „Wir müssen eine todsichere Methode finden, um bei der Strategie auf der sicheren Seite zu sein“, forderte Hamilton.
Wolff hatte vollstes Verständnis für die schlechte Laune seines Toppiloten und weiß nur zu gut, dass es neben einem konkurrenzfähigen und haltbaren Auto im Titelkampf noch auf einen dritten wichtigen Faktor ankommt. „Man muss die Fehlerquote minimieren“, erklärte der 46-jährige Wiener. „Und genau daran müssen wir jetzt auf Hochtouren arbeiten. Am wichtigsten ist, dass man die richtigen Schlüsse zieht und denselben Fehler nicht zweimal macht.“
Auch Ferrari-Star Sebastian Vettel, der nach Platz drei in Spielberg unmittelbar hinter seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen nun in der WM wieder einen Punkt vor Hamilton an der Spitze liegt, ist sich dessen bewusst. „Ich freue mich über die Punkte und das Podium, bin aber trotzdem nicht hundertprozentig zufrieden. Denn wir hätten heute noch mehr erreichen können, wenn ich nicht bestraft worden wäre“, merkte der Deutsche an.
Nachdem sich Vettel zuletzt in Le Castellet nach einer von ihm verschuldeten Kollision mit Bottas nur Fünfter geworden war, kostete ihn diesmal das - letztlich folgenlose - „Übersehen“ des spanischen Renault-Piloten Carlos Sainz im Qualifying drei Plätze in der Startaufstellung. „Man hätte deswegen kein Fass aufmachen müssen, aber es wurde leider eines aufgemacht“, beklagte Vettel, der am (morgigen) Dienstag seinen 31. Geburtstag feiert.
Räikkönen unterliefen dagegen im Österreich-GP mehrere Fahrfehler, der entscheidendste gleich nach seinem Blitzstart. Denn da hatte der 38-jährige Finne die Chance, an beiden Mercedes vorbei an die Spitze zu stürmen. „Ich bin am Start gut weggekommen, hatte aber Angst, dass ich von den zwei Autos zergequetscht werde“, erklärte der „Iceman“, warum er gerade noch zurückgesteckt hatte. „Schade“, wusste Räikkönen, dass er das Rennen durchaus gewinnen hätte können. Mit 1:06,957 Minuten hält er nun den offiziellen Rundenrekord auf dem 4,318 km langen Red Bull Ring.
Verstappen lieferte in Spielberg eine perfekte Performance ab und fixierte damit die bereits vierte Podestplatzierung in den jüngsten fünf Rennen. In der WM verbesserte sich der 20-Jährige auf Platz fünf. Auf Vettel fehlen ihm nach dem neunten von 21 Saisonrennen aber noch immer satte 53 Punkte. Auch Verstappen weiß nur zu gut, dass er mit einem fehlerlosen Saisonbeginn viel besser dastehen könnte. Red-Bull-Berater Helmut Marko sieht seinen Jungstar aber auf dem richtigen Weg. „Max hat die richtige Antwort auf alle Kritiker der vergangenen Wochen gegeben“, sagte der 75-jährige Steirer.