Erneuter Anstieg bei Tierversuchen auf 264.071 Tiere

Wien (APA) - Im vergangenen Jahr wurden in Österreich insgesamt 264.071 Tiere für Tierversuche verwendet, wie die vom Wissenschaftsministeri...

Wien (APA) - Im vergangenen Jahr wurden in Österreich insgesamt 264.071 Tiere für Tierversuche verwendet, wie die vom Wissenschaftsministerium veröffentlichte Statistik ausweist. Das entspricht einem Plus von rund 11,7 Prozent gegenüber 2016. Tierschützer beklagten am Montag die Fortsetzung des seit Jahren anhaltenden „negativen Trends“.

Nach leichten Schwankungen seit 1995 weist die Tierversuchs-Statistik in den vergangenen Jahren - auch aufgrund von Änderungen in der Erfassung im neuen Tierversuchsgesetz (TVG) - steigende Zahlen aus: 2015 wurden 227.317 Tiere verwendet, 2016 waren es 236.459.

Das TVG sieht vor, dass Tierversuche in vier Schweregrade eingeteilt werden. Als Schweregrad eins („keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“) stuft das Gesetz sogenannte Terminalversuche ein, die gänzlich unter Vollnarkose durchgeführt werden, aus der das Tier nicht mehr erwacht. In diese Kategorie fielen im vergangenen Jahr 5.153 oder knapp unter zwei Prozent aller Versuche. Das bedeutet eine Abnahme gegenüber 2016, wo 5.815 solche Versuche gemeldet wurden.

Unter die Kategorie „Schweregrad ‚gering‘“ fallen „kurzfristig geringe Schmerzen, Leiden oder Ängste“ oder Versuche ohne wesentliche Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der Tiere, beispielsweise Ohr- oder Schwanzspitzenbiopsien. Sie machten 2017 mit 175.022 oder knapp mehr als 66 Prozent den Großteil der Tierversuche aus, was einer deutlichen Steigerung zum Jahr davor entspricht (2016: 148.333).

Versuche, die „kurzzeitig mittelstarke Schmerzen, Leiden oder Ängste oder lang anhaltende geringe Schmerzen“ verursachen, etwa bei chirurgischen Eingriffen unter Narkose mit mittelschweren postoperativen Schmerzen, mussten im Vorjahr 62.516 Tiere erdulden, rund 24 Prozent aller Versuche. Hier gab es eine Abnahme gegenüber dem Vorjahr (65.039).

Anders stellt sich die Situation bei den als „schwer“ eingestuften Versuchen dar: Darunter fallen „starke Schmerzen, schwere Leiden oder Ängste oder lang anhaltende mittelstarke Schmerzen, Leiden oder Ängste“, wie sie etwa bei Verpflanzungen artfremder Gewebe (Xenotransplantationen) oder bei der vollständigen Isolierung geselliger Tiere über einen längeren Zeitraum auftreten. Nach 17.272 derartigen Versuchen im Jahr 2016 (7,3 Prozent), fielen 2017 rund acht Prozent aller Tierversuche in diese Kategorien (21.380).

Mit großem Abstand am häufigsten für Versuche verwendet wurden im Vorjahr Mäuse (212.913). Überdies wurde an 16.297 Zebrafischen, 10.388 Kaninchen, 6.038 Ratten, 4.630 anderen Fischen und 3.895 Haushühnern geforscht.

Dass die „Anzahl der ‚verbrauchten‘ Versuchstiere in Österreich abermals stark gestiegen“ ist, bewertet der Internationale Bund der Tierversuchsgegner (IBT) am Montag in einer Aussendung als „ungeheuerliche wissenschaftliche Schande“. Es sei „offensichtlich, dass der gesetzliche Auftrag, die ethisch und wissenschaftlich umstrittenen Tierversuche zu reduzieren, in vielen Bereichen völlig ignoriert wird“, so die IBT-Präsidentin Gerda Matias.