Etwas mehr Lehrstellen im Juni verfügbar als Lehrstellensuchende
Wien (APA) - Im Juni gab es 4.811 sofort verfügbare Lehrstellen in Österreich und 4.785 Lehrstellensuchende. Die positive wirtschaftliche La...
Wien (APA) - Im Juni gab es 4.811 sofort verfügbare Lehrstellen in Österreich und 4.785 Lehrstellensuchende. Die positive wirtschaftliche Lage in Verbindung mit der demografischen Entwicklung habe zu einem Lehrstellenüberhang geführt, erklärte Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) am Montag in einer Aussendung. Diese Zahlen würden die Teilnehmer der überbetrieblichen Lehrausbildung nicht beinhalten.
Die Sozialministerin verwies aber auf deutliche Unterschiede nach Bundesländern: Während in Wien weniger Lehrstellen vorhanden seien als Lehrstellensuchende, bestehe in Tirol, Salzburg, aber auch Oberösterreich ein deutlicher Lehrstellenüberhang.
Zufrieden zeigte sich Hartinger-Klein mit dem Arbeitslosenrückgang inklusive Schulungsteilnehmern im Juni bei Personen im Alter von 50 Jahre und älter (-6,6 Prozent) sowie Menschen mit Behinderungen (-5,6 Prozent). Handlungsbedarf sieht sie bei der Qualifizierung: Bei arbeitslosen Arbeitskräften aus dem Ausland würden rund 61 Prozent maximal einen Pflichtschulabschluss aufweisen, bei den arbeitslosen Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten rund 67 Prozent. „Es ist wichtig, Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte entsprechend zu fördern und dass ihnen die Gelegenheit gegeben wird, notwendige Qualifikationen über Schulungen und Kurse zu erwerben“, so die Sozialministerin.
NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker forderte in einer Aussendung „Maßnahmen, die es Leuten langfristig erleichtern, selbst einer Erwerbstätigkeit nachzugehen“. Kritisch sieht er den seit gestern in Kraft getretenen Wegfall der Anrechnung des Partnereinkommens für die Notstandshilfe. Die Staffelung und weitere Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge sei eine ambivalente Maßnahme.
Die Arbeiterkammer erinnerte daran, dass zehn Jahre nach Beginn der Wirtschaftskrise mit 275.000 Arbeitslosen noch 100.000 Personen mehr ohne Arbeit seien als im Juni 2008 mit 173.000 Arbeitslosen. „Wir haben Hochkonjunktur in unserem Land, unterhalten wir uns, wie wir die Arbeitszeit verkürzen, nicht verlängern“, kritisierte AK-Präsidentin Renate Anderl. Die Gewerkschaft rechnet mit Auswirkungen der geplanten Ausdehnung der Arbeitszeit auf den Arbeitsmarkt. „Es verleitet die Unternehmen, die vorhandene Arbeit von immer weniger Menschen erledigen zu lassen, statt sie auf mehr Menschen zu verteilen“, so der leitende ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz.
Für die Wirtschaftskammer gibt es hingegen strukturelle Probleme am heimischen Arbeitsmarkt. Österreich liege im EU-weiten Arbeitsmarkt-Ranking nur am 8. Platz - etwa hinter etwa Tschechien, Deutschland, Ungarn, Polen, so WKÖ-Arbeitsmarktexperte Martin Gleitsmann. „Unsere Nachbarländer brauchen ihre Arbeitskräfte immer dringender selbst. Der Fachkräftemangel, derzeit bereits die Sorge Nummer 1 unter den österreichischen Unternehmen, wird sich künftig noch verstärken.“ Zu einer notwendigen Fachkräfteoffensive würden neben einer Senkung der Lohnnebenkosten und Flexibilisierung der Arbeitszeit auch Rahmenbedingungen für eine höhere Mobilität am österreichischen Arbeitsmarkt gehören.