Mexiko-Wahl - Linker „Sturkopf“ siegt im dritten Anlauf
Mexiko-Stadt (APA/AFP) - Im dritten Anlauf hat es Andrés Manuel López Obrador in Mexiko ins Präsidentenamt geschafft. Der deutliche Sieg des...
Mexiko-Stadt (APA/AFP) - Im dritten Anlauf hat es Andrés Manuel López Obrador in Mexiko ins Präsidentenamt geschafft. Der deutliche Sieg des 64-jährigen Linkspolitikers vom Sonntag ist zugleich ein Schlag gegen das politische Establishment in dem lateinamerikanischen Land, dessen Bevölkerung die grassierende Korruption und die ausufernde Gewalt satt hat. López Obrador will Mexiko nun gründlich umkrempeln.
López Obrador, bekannt unter dem Kürzel LO, ist ein scharfer Kritiker der beiden Parteien, die Mexiko seit rund hundert Jahren prägen. „Mafia der Macht“ nannte er die die liberale PRI des bisherigen Präsidenten Enrique Peña Nieto und die konservative PAN. Er ist nun seit Jahrzehnten der erste linksgerichtete Präsident Mexikos.
„Stur“ sei er, sagte López Obrador gleich zu Beginn seines Wahlkampfes, das sei „bekannt“. Mit dieser Art werde er auch als Präsident handeln, kündigte er und versprach einen unerbittlichen Kampf gegen die weitverbreitete Korruption. So auch bei seinem letzten Wahlkampfauftritt: „Die Politik der letzten 30 Jahre hat nicht funktioniert“. Wirtschaftliches Wachstum habe es nicht gegeben, angestiegen seien lediglich „Korruption, Armut, Kriminalität und Gewalt“.
Viele Mexikaner teilen diesen Frust und verachten die Traditionsparteien - so sehr, dass deren Kandidaten im Wahlkampf darum bemüht schienen, sich möglichst von ihrem Parteierbe zu distanzieren. Geholfen hat es nicht: López Obrador kam bei der Wahl auf mindestens 53 Prozent und siegte so mit einem Abstand von über 30 Prozent vor seinen Kontrahenten.
Kritiker werfen dem Linkskandidaten vor, keine konkreten Pläne vorweisen zu können, um die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas zu regieren. „Er hat jegliche Lösung um seine Figur und seine persönliche Fähigkeit, Probleme zu lösen, zentriert“, meinte etwa der Politik-Experte Fernando Dworak.
Für seine Gegner ist er ein Populist und eine „große Gefahr für Mexiko“. Manche verhöhnen ihn als „tropischen Messias“. Viele vergleichen ihn mit Hugo Chávez und fürchten, Mexiko könnte dasselbe Schicksal ereilen wie Venezuela und im Chaos versinken.
Zu den vehementesten Kritikern des 64-Jährigen gehören Wirtschaftsgrößen wie Carlos Slim, fünftreichster Mann der Welt. Slim warnte vor einem Baustopp für den neuen Großflughafen von Mexiko-Stadt. „Dann soll er ihn mit seinem Geld bauen“, erwiderte der Linkspolitiker kühl.
Das passt zu López Obradors Versprechen einer neuen Bescheidenheit: „Ich werde die Hälfte des Gehalts erhalten, das derzeit der Präsident der Republik erhält.“ Außerdem werde er das Präsidenten-Flugzeug verkaufen und die berühmte Präsidentenresidenz Los Pinos in ein Kulturzentrum verwandeln.
In seiner politischen Karriere hat der Mann aus dem südöstlichen Bundesstaat Tabasco mehr Niederlagen als Siege zu verzeichnen. Seine politischen Anfänge bestritt er in den 1970er Jahren in den Reihen der politisch in der Mitte positionierten PRI, die Mexiko jahrzehntelang regierte. Ende der 80er Jahre wechselte er zur neu gegründeten, linken PRD. 1994 bewarb er sich vergeblich um den Gouverneursposten in seinem Heimatstaat.
Im Jahr 2000 wurde er zum Bürgermeister von Mexiko-Stadt gewählt. 2006 verlor er bei der Präsidentschaftswahl knapp gegen den konservativen Kandidaten, 2012 ebenso knapp gegen den liberalen Peña Nieto. Er müsse eben „fallen und wieder aufstehen und wieder fallen und wieder aufstehen“, sagte López Obrador bei einer Wahlveranstaltung im Beisein seiner zweiten Ehefrau Beatriz und seiner vier Kinder.
Dieses Mal hatte er sich allerdings ein klares Ziel gesetzt: Erfolg haben oder „zur Hölle“ gehen. Dass es nun tatsächlich geklappt hat, hielt er im Grunde schon vorher für selbstverständlich: Er werde „zu null gewinnen“, kündigte der begeisterte Baseballfan an.
Mit zehntausenden Anhängern feierte er in der Nacht zum Montag dann seinen Sieg auf dem Hauptplatz von Mexiko-Stadt: „Ich werde euch nicht enttäuschen“, versicherte er und fügte hinzu: „Ich bin mir meiner historischen Verantwortung sehr bewusst. Ich will als guter Präsident in die Geschichte eingehen.“