UNO: 270.000 Flüchtlinge im Süden Syriens seit Regierungsoffensive
Amman (APA/AFP) - Im Süden Syriens hat eine Offensive der Regierungstruppen nach Angaben der Vereinten Nationen Hunderttausende Menschen in ...
Amman (APA/AFP) - Im Süden Syriens hat eine Offensive der Regierungstruppen nach Angaben der Vereinten Nationen Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben. Seit Beginn der Kämpfe vor fast zwei Wochen seien rund 270.000 Menschen geflohen, teilte das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) am Montag mit.
Die dort kämpfenden Rebellengruppen waren nach Angaben von Aktivisten gespalten in der Frage, ob sie der Regierung Kontrolle über weitere Orte geben sollen, um die Gewalt auf diese Weise zu beenden.
Die syrische Armee geht seit dem 19. Juni mit Unterstützung russischer Kampfflugzeuge in einer großen Offensive gegen Rebellen im Süden des Landes vor. Dort wird unter anderem noch die Stadt Deraa in der gleichnamigen Provinz teilweise von den Aufständischen gehalten. Die Region grenzt an Israel und Jordanien.
Zuletzt hatte die UNO von rund 66.000 Menschen gesprochen, die seit Beginn der Offensive geflohen seien. „Wir sind davon ausgegangen, dass die Zahl der Vertriebenen im Süden Syriens auf 200.000 steigen würde“, sagte der UNHCR-Sprecher Mohammed Hawari in der jordanischen Hauptstadt Amman. „Aber sie hat jetzt schon in Rekordzeit die Zahl von 270.000 Menschen überschritten.“
Um die Militäroffensive zu stoppen, übergaben Aufständische der Regierung in den vergangenen Tagen die Kontrolle über etwa ein Dutzend Orte. Eine entsprechende Abmachung mit Russland sieht vor, dass diejenigen Rebellen, die bleiben wollen, ihre Waffen abgeben. Andere Kämpfer sowie Zivilisten, die nicht bleiben wollen, werden mit Konvois aus den Ortschaften gebracht.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte am Montag, die Rebellengruppen seien „gespalten“, was derartige Abmachungen mit Russland angehe. Zivile Vertreter der Opposition lehnten den Vorschlag etwa ab und erklärten: „Wir waren nicht an irgendeiner Abmachung beteiligt und wir werden es auch nie sein.“
Viele Bewohner in von den Aufständischen kontrollierten Städten fürchteten, dass ein solches Abkommen gebrochen werde, sagte ein Aktivist in Deraa. Die Bewohner hätten etwa Angst vor „Racheakten“ wie die Entführung oder Festnahme von Oppositionellen, sagte Omar Hariri.
Die meisten Flüchtlinge sind seit Beginn der jüngsten Kämpfe Richtung Jordanien geflohen, das jedoch seine Grenze geschlossen hält. Auch Israel kündigte am Sonntag an, keine syrischen Flüchtlinge ins Land zu lassen. Das kleine Jordanien beherbergt nach UNO-Angaben bereits 650.000 syrische Flüchtlinge, die Regierung geht aber von einer inoffiziellen Zahl von 1,3 Millionen Syrern aus, die seit 2001 ins Land kamen.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden seit Beginn der Kämpfe im Süden Syriens vor zwei Wochen mehr als 110 Menschen getötet. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Angaben von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort; die Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.