Arbeitsmarkt

Hundesitter: Dienste in der Grauzone

© Foto TT / Rudy De Moor

Das Geschäft der Hundesitter boomt. Für ihre vierbeinigen Familienmitglieder sind viele in der Urlaubszeit oder bei längerer beruflicher Abwesenheit auf diese Dienste angewiesen. Die Rechtslage kennen nur die wenigsten.

Von Natascha Mair

Innsbruck –Viele Hundebesitzer sehen sich irgendwann mit der Frage konfrontiert, wo sie ihren Liebling während des Urlaubs oder eines langen Arbeitstages unterbringen. Mitnehmen geht nicht. Also: Ein Hundesitter muss her. Die Nachfrage ist groß, das Angebot auch. Studenten, Alleinerzieher, Arbeitslose – viele Menschen haben den Job für sich entdeckt. Internetportale wie tiersitter24.at oder leinentausch.at bringen Hund und Sitter zusammen. Andere suchen bzw. werden über Inserate und Aushänge gefunden. Die Preise kreisen meist um einen Betrag von fünf Euro pro Stunde bis zu 40 Euro am Tag.

In Tirol sind laut Wirtschaftskammer derzeit 157 aktive Gewerbe in der Berufssparte Tierbetreuer, Tierpflegesalons, Tierpensionen und Tiertrainer gemeldet. Offizielle HundesitterInnen gibt es wenige, meint Martina Kroh, die vor über drei Jahren das erste Hundesitter-Gewerbe zwischen Brenner und Wattens angemeldet hat.

Stefan A. verdient sich als Hundesitter etwas dazu. In der Regel führt er Hunde ein bis zwei Stunden aus, während die Besitzer arbeiten. Hin und wieder kommt es auch vor, dass er einen Hund einige Tage bei sich hat. Seine Kunden findet er über Inserate und Mundpropaganda. Darüber, was passieren kann, wenn sich einer seiner Schützlinge verletzt oder einen Schaden verursacht, hat er sich bislang keine Gedanken gemacht. „Natürlich könnte es passieren, dass mich ein Hundehalter haftbar machen will, wenn etwas passiert, aber ich vertraue den Menschen, auf deren Hunde ich aufpasse.“

Stefan hatte bisher Glück. Unter Umständen könnte ihn der Hundehalter für einen etwaigen Schaden verantwortlich machen. Denn: Die Hundehaftpflichtversicherung des Halters kann aussteigen, wenn der Hundesitter körperlich nicht für die Aufgabe geeignet oder minderjährig ist. Außerdem kommt die Versicherung auch nicht für den Schaden auf, wenn es sich um einen Sitter handelt, der den Job regelmäßig gegen Bezahlung macht. Hierfür wären Gewerbeschein und Berufshaftpflichtversicherung nötig. Das heißt, man kann getrost einen Studenten mit seinem Hund Gassi gehen lassen und ihm fünf Euro dafür geben, wenn er den Hund jedoch regelmäßig ausführt und sich ein nennenswertes Einkommen damit erwirtschaftet, dann schaut die Sache jedoch anders aus.

Obwohl es in Österreich keine spezielle Versicherung für Hundesitter gibt, ist Martina Kroh – im Gegensatz zu den meisten privaten Hundesittern – gegen alle Fälle versichert. „Kommt zum Beispiel ein Radfahrer wegen einem meiner Hunde zu Sturz, so bin ich über meine Berufshaftpflichtversicherung abgesichert. Hundesitter, die keine haben, müssen in so einem Fall für den Schaden geradestehen, sobald Geld geflossen ist.“ Sie betont, wie gefährlich der Nebenjob sein kann. „Dafür, dass du zehn Euro verdient hast, kannst du im Fall draufzahlen, wenn der Hundebesitzer nicht dafür aufkommen will. Viele Hunde sind außerdem gar nicht versichert, das kann dann für den privaten Hundesitter richtig teuer werden.“

Hundesittern sei also geraten, sich rechtlich abzusichern und, im Falle einer regelmäßigen Tätigkeit, ein Gewerbe anzumelden. „Der Bedarf ist da. Es wäre toll, wenn es mehr gewerbliche Hundesitter geben würde“, so Martina Kroh. Sie gibt weiters zu bedenken, dass Erfahrung im Umgang mit den Tieren wichtig sei, auch wenn für die Ausübung des Gewerbes derzeit noch keine Fachausbildung erforderlich ist.

Martina Kroh selbst hat diese Tatsache ausgenutzt und den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Eigentlich war die studierte Betriebswirtin im Assistenzbereich tätig. „Der Stress im Job hat mich zermürbt, ich hatte gesundheitliche Probleme.“ Eine Freundin in München, die selbst im Hundesittergewerbe tätig ist, brachte sie auf die Idee. Auch Freunde und Familie begrüßten ihr Vorhaben, trotz anfänglicher Zweifel daran, ob man von der Arbeit auch leben könne. Anfangs musste Kroh auf ihre Rücklagen zurückgreifen, doch heute verdient sie sich ihren Lebensunterhalt zur Gänze durch das Hundesitten.

Kroh, die über viele Jahre Hundeerfahrung verfügt, bietet inzwischen auch Alltagstraining an und ist derzeit auf der Suche nach einer Immobilie, um eine Hundepension zu eröffnen. „Ich werde ja auch nicht jünger und der Hundesitterjob ist, so schön er sein kann, ist auch anstrengend und daher im Alter körperlich einfach nicht mehr machbar“, erzählt die gewerbliche Hundesitterin von ihren Zukunftsplänen.

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