Große Sorge um Regisseur Senzow nach 50 Tagen Hungerstreik
Moskau/Kiew (APA/AFP) - Am 50. Tag seines Hungerstreiks befindet sich der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleg Senzow nach A...
Moskau/Kiew (APA/AFP) - Am 50. Tag seines Hungerstreiks befindet sich der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleg Senzow nach Angaben seines Anwalts in sehr bedenklicher Verfassung. „Natürlich ist sein Zustand sehr ernst“, sagte Senzows Verteidiger, Dmitri Dinse, am Montag.
Senzow, der in einem Straflager im Norden Russlands inhaftiert ist, trat am 14. Mai in den Hungerstreik. Er will erst aufhören, wenn Russland alle ukrainischen Gefangenen freilässt.
Der Filmemacher war 2014 auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim festgenommen worden. Die Behörden warfen ihm vor, Brandanschläge organisiert zu haben. Der heute 41-jährige Aktivist und Dokumentarfilmer wies dies stets zurück, wurde aber zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Er habe seit fast zwei Wochen keinen Zugang mehr zu seinem Mandaten gehabt, sagte sein Anwalt. Auch der ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten Ljudmila Denisowa war vergangene Woche der Zugang zu Senzow im Gefängnis verwehrt worden.
Das Schicksal des Regisseurs sorgt für internationale Proteste. Der Europarat, die G-7 und bekannte Persönlichkeiten wie der US-Autor Stephen King und mehrere russische Filmemacher forderten seine Freilassung. Senzows Anhänger riefen für Montagabend zu Demonstrationen in Kiew auf.
Der russische und der ukrainische Präsident, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, hatten Anfang Juni bei einem Telefongespräch einen Gefangenenaustausch in Erwägung gezogen. Dies wurde jedoch nicht in die Tat umgesetzt.
Die Vize-Präsidentin des ukrainischen Parlaments, Irina Geraschtschenko, veröffentlichte am Montag die Namen von 23 russischen Gefangenen in der Ukraine, welche die Regierung in Kiew bereit wäre, gegen Senzow und weitere Gefangene in Russland einzutauschen. „Ich rufe Russland auf, (seine Bürger) zurückzunehmen und uns die Ukrainer zurückzugeben“, erklärte sie.
Die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine sind seit mehreren Jahren extrem gespannt. Zum einen besetzte Russland im Frühjahr 2014 die Krim, zum anderen kämpfen im Osten der Ukraine regierungstreue ukrainische Truppen und prorussische Rebellen gegeneinander. In dem Konflikt wurden bereits mehr als 10.000 Menschen getötet. Er stürzte auch die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen in eine tiefe Krise.