Salzburger Festspiele 2018 gehen den Leidensweg mit Leidenschaft
Salzburg (APA) - Den Salzburger Festspielen steht heuer eine Leidensgeschichte ins Haus, folgt man dem Übertitel der Ouverture Spirituelle, ...
Salzburg (APA) - Den Salzburger Festspielen steht heuer eine Leidensgeschichte ins Haus, folgt man dem Übertitel der Ouverture Spirituelle, „Passion“. Oder es regiert auch im zweiten Jahr der Intendanz von Markus Hinterhäuser wieder die Leidenschaft (engl.: Passion) an der Salzach - je nachdem, wie man das Motto lesen möchte. In jedem Falle sticht der heimische Festspieltanker am 20. Juli wieder in See.
Und damit am Auftaktabend der mittlerweile schon traditionell der eigentlichen Eröffnung vorgeschalteten Ouverture Spirituelle auch alles an Bord ist, was für die folgenden sechs Festivalwochen auf dem offenen Meer der Hochkultur benötigt wird, laufen bereits seit Mitte Juni die Proben für die großen Premieren der heurigen Saison. Seither probt Lydia Steier mit dem Ensemble ihre Interpretation der „Zauberflöte“, die am 27. Juli die erste große Opernpremiere 2018 darstellt. Auch Regieexzentriker Romeo Castellucci arbeitet bereits in Salzburg an seiner „Salome“, die am 28. Juli im Premierenreigen folgen wird, und auch Veteran Hans Neuenfels feilt schon vor Ort an seiner Deutung von Tschaikowskys „Pique Dame“, die für den 5. August angesetzt ist.
Die Erwartungen sind hoch, sind doch alle drei Musiktheaterwerke bereits restlos ausverkauft - was auch für die traditionelle Übernahme von Cecilia Bartolis Pfingstfestspiel-Inszenierung, heuer Rossinis „L‘italiana in Algeri“, gilt. Einzig für die chronologischen Früh- respektive Spätwerke des Opernreigens können sich Fans noch regulär Tickets besorgen: Für Monteverdis „L‘incoronazione di Poppea“ unter musikalischer Leitung von William Christie gibt es bis auf die Premiere am 12. August noch ebenso Karten wie für Hans Werner Henzes „The Bassarids“, die nach der Uraufführung 1966 ab 16. August erneut in Salzburg zu sehen sein werden, diesesmal in der Regie von Krzysztof Warlikowski.
Auch beim Schauspiel stehen dem Festspielfreund noch die meisten Inszenierungen offen. Einzig der aktuelle „Jedermann“ in der Regie von Michael Sturminger, der heuer mit Tobias Moretti in der Titelrolle zum zweiten Mal zu sehen ist, hat bereits alle Tickets abgesetzt. Sowohl für Johan Simons Zwei-Personen-Version von Kleists „Penthesilea“ mit Sandra Hüller und Jens Harzer wie für Frank Castorfs szenischen Deutungen von Hamsuns „Hunger“ auf der Perner-Insel als auch für Ulrich Rasches wuchtige Interpretation der „Perser“ des Aischylos sind noch Karten verfügbar. Und selbst für die kleine Romanadaption von David Grossmans „Kommt ein Pferd in die Bar“ durch Dusan David Parizek im republic können sich Kurzentschlossene noch einen Platz sichern.
Ohne Bar, dafür mit Passion muss hingegen die bereits erwähnte Ouverture Spirituelle als Präludium auskommen, bei dem etwa Stammgast Kent Nagano mit seinem Orchestre Symphonique de Montreal zum Auftakt Krysztof Pendereckis gewaltige „Lukaspassion“ präsentiert, die Violinistin Isabelle Faust Sonaten von Bach mit der Rosenkranzsonate von Heinrich Ignaz Franz Biber kreuzt oder die Wiener Philharmoniker unter Andris Nelsons zum Abschluss Mahlers „Auferstehungs“-Symphonie im Großen Festspielhaus spielen. Dann ist erst einmal Schluss mit „Passion“, steht die offizielle Eröffnung am 27. Juli doch unter dem geradezu konträren Motto, wenn Festspielredner Philipp Blom am Vormittag über die Aufklärung sprechen wird, also Ratio gegen Passion setzt.
Bei aller penibler Vorbereitung eher der Leidenschaft zugeneigt dürfte dann Teodor Currentzis mit seiner MusicAeterna sein, der nach dem Erfolg der „Clemenza di Tito“ im Vorjahr eine Rückkehr an die Salzach feiert - allerdings nur im Rahmen der Orchesterkonzerte. Dennoch lässt man sich auch hier nicht lumpen und präsentiert ab 15. August in einem fünfteiligen Zyklus gleich alle neun Symphonien Beethovens - die allesamt schon längst ausverkauft sind. Weit längere Festspiel-Tradition können hingegen die Wiener Philharmoniker vorweisen, die auch in diesem Sommer wieder mit fünf Konzerten und fünf Dirigenten vertreten sind.
Auf Festspielliebling Anna Netrebko muss man an der Salzach nach der „Aida“ im Vorjahr heuer hingegen verzichten - zumindest szenisch. Einzig ein Arienabend mit Ehemann Yusif Eyvazov unter dem prosaischen Titel „A due voci“ ist gegen Ende der Salzach-Feierlichkeiten am 29. August vorgesehen - und seit langem schon ausverkauft. Das gilt etwa auch für den Hugo-Wolf-Liederabend von Jonas Kaufmanns und Diana Damrau am 3. August. Immerhin für Barockfreunde gibt es einen Lichtblick, können doch für Philippe Jarousskys Händel-Abend am 30. Juli noch Karten erworben werden. Zumindest hier steht also der Passion nichts im Wege.
(S E R V I C E - www.salzburgerfestspiele.at/oper)