Bezirk Imst

SOS-Kinderdorf: „Die Familie bleibt die Familie“

Eveline Erlsbacher zeigt auf ein Schwarz-Weiß-Foto, das aufgenommen wurde, als im SOS-Kinderdorf ein funktionstüchtige­s Radiogerät selbst gebaut wurde.
© Parth

Eveline Erlsbacher vom Dokumentationszentrum des SOS-Kinderdorfs eröffnete jüngst eine Ausstellung am Imster Stadtplatz.

Von Thomas Parth

Imst –In der Hermann-Gmeiner-Akademie in Innsbruck befindet sich auch die Dokumentation der Organisationsgeschichte von SOS-Kinderdorf. „Ich selbst bin im SOS-Kinderdorf Moosburg in Kärnten aufgewachsen“, stellt Eveline Erlsbacher eingangs klar. Als einstiges Kinderdorfkind blickt sie auf sehr persönliche Weise auf die Geschichte der SOS-Kinderdörfer zurück: „Ich muss zugeben, dass mich die Erinnerung immer wieder emotional sehr mitnimmt.“ Diese Emotionalität kann auch Gabriella Schatz bestätigen, die jüngst der Ausstellungseröffnung im SOS-Kinderdorf Begegnungs- und Informationszentrum am Imster Stadtplatz beiwohnte: „Alle Interessierten profitieren nicht nur von den gezeigten, historischen Fotos, sondern auch von den persönlichen Lebensgeschichten der einstigen Kinderdorfkinder. Die einführenden Worte haben alle sehr berührt.“

Gabriella Schatz empfängt alle, die an der SOS-Kinderdorf-Story interessiert sind, gerne.
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Gezeigt werden u. a. die Anfänge des SOS-Jugendhauses, einer Einrichtung, die 1971 in Innsbruck eröffnete und damals einzigartig war. „Es war ein bahnbrechender Gedanke, dass Jugendliche im Alter von 14 Jahren nicht in eine staatliche Betreuung kamen, sondern in einer Art Wohngemeinschaf­t lebten“, zeigt Erlsbacher auf: „Unter der Woche kam den jungen Menschen aus den österreichischen SOS-Kinderdörfern eine optimale Schul- und Berufsausbildung zu.“ An den Wochenenden ging es für die Jugendlichen wieder heim. „Es war quasi wie ein Internat, das wochentags während der Schulzeit die Kinder beherbergte. An den Wochenenden und in den Ferien kehrten die Kinder zurück zu ihrer Kinderdorfmutter und zu ihrer Kinderdorffamilie. Die Familie blieb auch nach dem 18. Geburtstag erhalten, bis die jungen Erwachsenen im Berufsleben Fuß fassen konnten“, erinnert sich Erlsbacher. Etliche Fotografien aus den Anfängen von SOS-Kinderdorf, wenige Jahre nach dem Krieg, dokumentieren eine ereignisreiche Geschichte der Organisation. In Imst wurde 1951 das weltweit erst­e SOS-Kinderdorf errichtet, 1955 folgte das erste Jugendprogramm, welches 1971 in besagtem SOS-Jugendhaus gipfelte. „Integration war von Beginn an Thema in der Organisation, denn wir wollten nie eine Ghettoisierung unserer Kinder. Erst recht nicht im schulischen Bereich“, möchte Erlsbacher festgehalten wissen: „Speziell in Afrika oder Asien, wo der Staat kein zuverlässiger Dienstleister im Bildungswesen ist, wurden Kinderdorfschulen gebaut. Wenn Kinderdorfschulen gebaut wurden, wie z. B. auch in Imst, so waren bzw. sind diese stets für alle Kinder der Umgebung offen.“ Der Ort des SOS-Kinderdorf Begegnungs- und Informationszentrums am Stadtplatz, als Nachfolger des ehemaligen ubuntu-Forums, hat sich nach einem Jahr bestens bewährt. „Wir sind Anlaufstelle für Schulklassen, Touristen und Interessierte. Auch nehmen wir ein wenig Druck vom Imster Kinderdorf, das ja ohnehin genug zu tun hat“, bilanziert Schatz. Sie hält die Pforten am Stadtplatz Nr. 12 immer dienstags, donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr oder auf telefonische Nachfrage unter 0699/14041263 geöffnet. Die aktuelle Ausstellung ist noch bis September zu sehen.

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