Mehr Kinder und Jugendliche in französischer Abschiebehaft
Paris (APA/dpa) - Frankreich hat im vergangenen Jahr nach Angaben von Hilfsorganisationen deutlich mehr Kinder und Jugendliche mit ihren Fam...
Paris (APA/dpa) - Frankreich hat im vergangenen Jahr nach Angaben von Hilfsorganisationen deutlich mehr Kinder und Jugendliche mit ihren Familien in Abschiebehaft genommen. 304 Minderjährige seien festgehalten worden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht von sechs Organisationen, die in den Abschiebehaftanstalten tätig sind. Die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen stieg damit gegenüber 2016 um 70 Prozent und erreichte den höchsten Stand der vergangenen sechs Jahre.
In der großen Mehrheit der Fälle ist die Abschiebehaft der Familien zwar sehr kurz - sie sei für Kinder trotzdem zutiefst traumatisierend, kritisieren die Autoren. Die französischen Überseegebiete sind bei den genannten Zahlen nicht inbegriffen.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte Frankreich schon in mehreren Fällen verurteilt, in denen er Abschiebehaft für Kinder als Verstoß gegen das Verbot unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung wertete. Das Thema hatte im Zusammenhang mit einer Verschärfung des Asyl- und Einwanderungsrechts für heftige Debatten gesorgt, das Ganze beschäftigt zurzeit auch das französische Parlament. Die Regierung will die mögliche Dauer der Abschiebehaft auf 90 Tage verdoppeln. Das wäre weiterhin deutlich weniger als in Deutschland.
Insgesamt wurden in Frankreich im vergangenen Jahr 25.274 Menschen in Abschiebehaft genommen, gut 3700 mehr als 2016. Rund 40 Prozent von ihnen wurden tatsächlich aus der Haft heraus abgeschoben. „Jahr für Jahr zeigen die Zahlen, dass viel einzusperren es nicht erlaubt, viel abzuschieben“, kritisierten die Hilfsorganisationen.