Mord in Fritzens: Streit um Erbe als Motiv?
Das Mordopfer von Fritzens und den mutmaßlichen Täter verband eine lange Freundschaft. Die beiden wohnten sogar zusammen.
Von Thomas Hörmann
Innsbruck –Ein älterer, recht freundlicher Herr sei er, und oft unterwegs, erzählt eine Nachbarin: Aber zuletzt habe sie den 74-Jährigen nicht mehr gesehen. Was wohl daran liegt, dass der Innsbrucker, der im Stadtteil Reichenau in einer Garçonnière wohnt, am Freitagabend von der Polizei festgenommen wurde. Der Verdacht wiegt schwer – wie berichtet, soll der Pensionist vor etwa zwei Jahren einen 75-jährigen Innsbrucker erschlagen, in einen Plastiksack gepackt und am Innufer bei Fritzens vergraben haben. Bei der Einvernahme hat der Beschuldigte die Tat laut Christoph Hundertpfund, stv. Leiter des Landeskriminalamtes, bereits eingeräumt. Nur das Motiv blieb der Innsbrucker bislang schuldig.
Die Nachbarin des Mordverdächtigen kennt auch das Opfer, dessen Foto vom Landeskriminalamt Mitte Mai veröffentlicht wurde. „Als ich das Bild in der Zeitung gesehen habe, ist mir der Mann sofort bekannt vorgekommen.“ Nicht nur ihr, sondern auch dem Ehemann: „Uns ist dann eingefallen, dass wir das Opfer schon öfter bei uns im Haus gesehen haben.“
Tatsächlich dürften der 75-Jährige und der Reichenauer seit Langem befreundet gewesen sein. Das Verhältnis war so eng, dass der spätere Mordverdächtige zeitweise sogar bei seinem älteren Bekannten in der Blasius-Hueber-Straße gegenüber der Innsbrucker Uni gewohnt hat. Diese Wohnung dürfte dann auch zum Zankapfel geworden sein.
Auslöser war angeblich der Letzte Wille des 75-Jährigen: Und der hatte offenbar beinhaltet, dass im Fall seines Todes der Reichenauer die Wohnung erben sollte. Vor einigen Jahren dürfte der Besitzer der Immobilie sein Testament geändert haben. Und zwar zugunsten einer Frau. Jetzt gilt es als keineswegs ausgeschlossen, dass dieser Sinneswandel im Wert von weit über einhunderttausend Euro zu einem Streit geführt hat, der den 75-Jährigen im Frühjahr 2016 das Leben kostete.
Das Gewaltverbrechen blieb knapp zwei Jahre lang unbemerkt. Bis bei Reinigungsarbeiten am 27. April am Innufer in Fritzens die Leiche des 75-Jährigen entdeckt wurde. Der zunächst unbekannte Tote war in einen Plastiksack eingepackt, teils vergraben und unter Ästen versteckt. Mehrere Schädelbrüche verrieten, dass der Innsbrucker erschlagen worden war. Mitte Mai konnten die LKA-Ermittler die Identität des Opfers klären. Am Fundort sichergestellte DNA-Spuren überführten schließlich den 74-Jährigen als mutmaßlichen Täter.