Das neue „Boot“: Andreas Prochaska setzt Klassiker als Serie fort

München (APA) - „Das Boot“ ging 1981 in die Kinogeschichte ein. Unter der Regie von Andreas Prochaska wurde der Stoff nun als Serie aufberei...

München (APA) - „Das Boot“ ging 1981 in die Kinogeschichte ein. Unter der Regie von Andreas Prochaska wurde der Stoff nun als Serie aufbereitet. Am Dienstag bekam die Presse in München einen Trailer und drei ebenso vielversprechende Szenen zu sehen. Im Gegensatz zum Original gibt es in der Fortsetzung auch „komplexe Frauenfiguren“, sagte der österreichische Regisseur.

Als die Produzenten vom Serien-Boot an Prochaska herantraten, fiel dem Regisseur von „Das finstere Tal“ die Entscheidung nicht schwer. „Das war ein No-Brainer“, so der 53-Jährige. Als er im Jahr 2016 im November einen Anruf bekam, ob er Interesse habe, „war das wie ein Bubentraum, der wahr wird“, erzählte Prochaska. Aber natürlich sind ihm die hohen Erwartungen bewusst. „Du weißt, dass du an einem Denkmal kratzt und es werden die Messer sicher schon gewetzt. Gleichzeitig weißt du, dass die ganze Welt zusieht“, meinte der Wiener.

In der Verfilmung des epischen Romans „Das Boot“ (1973) von Lothar-Günther Buchheim erzählte Regisseur Wolfgang Petersen 1981 die dramatische Geschichte einer deutschen U-Boot-Besatzung, die nach einer gefährlichen Feindfahrt in den Hafen von La Rochelle zurückkehrte, nur um von einem Luftangriff zerbombt zu werden. Die Handlung der Serie knüpft neun Monate später an. Im Herbst 1942 macht sich die U-612 und ihre blutjunge Mannschaft im besetzten Frankreich bereit auf eine gefährliche Spezialmission.

Rick Okon, bekannt als neuer Ermittler im „Tatort“ Dortmund-Team, spielt Klaus Hoffmann, den gerade zum Kapitänleutnant ernannten Befehlshaber. Mit dem deutschen Schauspieler Jürgen Prochnow (77), weltbekannt für seine Rolle als Kaleun im Original, verglich er sich nicht. „Das hatte für mich gar keine Relevanz für meine Figur, weil es eben auch kein Remake ist. Wir erzählen eine komplett neue Geschichte.“

Auch die ersten, zutiefst atmosphärischen Bilder, lassen darauf schließen, dass hier eine völlig neue Geschichte mit zwei Handlungssträngen gezeigt wird. Es wird weiterhin aus der Perspektive der deutschen Besatzung erzählt, aber in der neuen Serie blickt man auch auf die französische Widerstandsbewegung an Land und die Manöver der Alliierten. Die beiden Welten werden durch die Geschwister Frank und Simone Strasser verknüpft: Leonard Scheicher spielt einen Funker an Bord und Vicky Krieps („Der Seidene Faden“) eine Übersetzerin an Land. Will man den Ausschnitten glauben, ist Homosexualität auch ein zentrales Thema.

Das Konzept von zwei Handlungssträngen hat Prochaska „total überzeugt“, sagte er. Mit dem zweiten Erzählstrang an Land fügten die „Head-Autoren“ Tony Saint („Margaret Thatcher: The Long Walk to Finchley“) und Johannes W. Betz („Der Tunnel“) dem Boot ein Element hinzu, dass man im Original vermisste: Frauen.

Gedreht wurde in 105 Tagen mit nur zwei Wochen Pause in La Rochelle, Prag, Malta und München. Im Februar waren die Arbeiten abgeschlossen. Die Produktionskosten betrugen 26,5 Millionen Euro. Es war ein „sportlicher Produktionsplan“, formulierte es Prochaska vorsichtig in Anwesenheit aller Produzenten. Aber er ließ durchblicken, dass es in jeder Hinsicht sein bisher anspruchsvollstes Projekt ist. In einem guten halben Jahr musste er acht Drehbücher auf Stand bringen, recherchieren und diesen Film vorbereiten. Es war eine „leichte Überforderung“, sagte er mit einem Lächeln. Die größte Herausforderung für ihn war, „im Rahmen dessen was die Drehbücher vorgeben, den Grad an Authentizität zu erreichen, den ‚Das Boot‘ vermittelt hat.“

Für die Luxemburgerin Vicky Krieps (34) war es auch emotional strapaziös. „An einem Tag stirbt jemand, jemand anders geht in den Krieg, ich werde fast umgebracht. Und das spiel ich alles an einem Tag, was mein Geist gar nicht aushalten kann, all diese Inhalte an einem Tag zu denken oder zu fühlen.“

„Es war physisch und auch psychisch für mich schon anstrengend“, betonte auch Okon. „Das Setting, das Boot, extrem klein, und da stehen dann im besten Falle zwei Kameramänner und zwei Tonleute und der Regisseur und acht Schauspieler auf zwölf Quadratmetern.“ „Jetzt untertreibst du aber“, fügte Prochaska hinzu. Nach einem ersten Blick scheinen sich die Strapazen wirklich ausgezahlt haben: Das Boot sieht stimmungsvoll aus, teuer, und auch technisch extrem ambitioniert.

Für die Musik hat sich Prochaska seinen Hauskomponisten Matthias Weber (57) geholt. Das weltbekannte musikalische Hauptmotiv von Klaus Doldinger kommt in einer modernisierten Form in der neuen Serie zum Einsatz. Doldinger war mit seiner Frau gekommen und zeigte sich begeistert. „Ich bin beeindruckt, dass man nicht versucht hat, den Ur-Film nachzumachen“, betonte der 81-Jährige. „Das ist keine Kopie des Ur-Boots und ich bin überrascht wie eigenständig es aussieht.“

Mit an Serien-Board sind u.a. auch Robert Stadlober, Rainer Bock, Tom Wlaschiha, Franz Dinda, August Wittgenstein, Vincent Kartheiser (Pete Campbell aus „Mad Men“), James D‘Arcy, Thierry Fremont, Jonathan Zaccai, Lizzy Caplan (aus „Masters of Sex“) und Stefan Konarske. Ausgestrahlt wird die Serie im Herbst 2018 exklusiv bei Sky und Sky Ticket, teilten Sky Deutschland, Bavaria Fiction und Sonar Entertainment mit.