Tirol

Autokorso von Erdogan-Fans in Innsbruck: 65 Anzeigen

Der Autokorso in der Bruneckerstraße nördlich des Innsbrucker Hauptbahnhofs.
© TT

Erdogan-Fans fuhren nach der Wahl in der Türkei im Konvoi durch Innsbrucks Straßen. Das Hupkonzert hat nun ein Nachspiel.

Von Thomas Hörmann

Innsbruck — Kaum endete am 24. Juni gegen 22 Uhr das WM-Spiel Polen gegen Kolumbien, ging es los mit dem Hupkonzert. Doch die ausgelassenen Teilnehmer des Autokorsos waren keine Kolumbianer, die sich in Hall und Innsbruck über den 3:0-Sieg freuten. Sondern Erdogan-Anhänger, die den Triumph ihres Idols bei den Wahlen in der Türkei feierten. Am Innsbrucker Mitterweg war dann Schluss — Polizeibeamte stoppten den lärmenden Konvoi und lösten ihn auf.

Die rollende Wahlparty hat jetzt ein unangenehmes Nachspiel für viele Teilnehmer: Denn die Innsbrucker Polizei hat Ermittlungen eingeleitet, die zu 65 Anzeigen führten. „Dabei geht es vor allem um Übertretungen nach der Straßenverkehrsordnung", nennt Innsbrucks Stadt-Polizeikommandant Martin Kirchler Details. „Insbesondere um die Missachtung von Sperrlinien und roten Ampeln, unerlaubtes Hupen sowie das Betätigen der Warnblinkanlagen."

Nach Erkenntnissen der Polizei haben etwa 40 Fahrzeuge und 120 Personen am Autokorso, der durch Hall und Innsbruck führte, teilgenommen. Aber nicht jeder Lenker muss jetzt mit einer Strafe rechnen: „Auf manche Kennzeichen entfallen fünf Anzeigen, auf andere null", sagt Kirchler.

Die Informationen über die Verkehrssünden stammen vor allem von den Beamten verschiedener Polizeiinspektionen in Innsbruck und im Bezirk Innsbruck-Land. Der Zeugenaufruf in den Medien „hatte ein eher geringes Echo", so der Innsbrucker Polizeichef: „Wir wollten den Korso nicht mit Zwangsmaßnahmen beenden, aber doch zeigen, dass ein derartiges Verhalten Rechtsfolgen hat." Inwieweit die politische Motivation für den Autokorso strafrechtlich relevant sei, werde noch überprüft.

Ebenfalls überprüft wird, ob es so etwas wie einen Organisator gab: „Wir haben Kontrollen auf einem Parkplatz durchgeführt, der den Teilnehmern als Treffpunkt diente", sagt Kirchler: „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen."

Dass der Korso von langer Hand vorbereitet wurde, gilt als eher unwahrscheinlich. Die Polizei geht davon aus, dass die lautstarke Spritztour durch Hall und Innsbruck wie ein Flashmob entstand — die Erdogan-Fans sind vermutlich einem kurzfristigen Aufruf in den sozialen Netzwerken gefolgt.

Hochzeitsgesellschaften, die das Brautpaar im Konvoi mit einem Hupkonzert zur Kirche geleiten, müssen sich jetzt nicht vor rigorosen Polizeimaßnahmen fürchten: Im Unterschied dazu wertet die Polizei den Autokorso der Erdogan-Anhänger als nicht angemeldete Kundgebung mit einer klaren politischen Botschaft: „Außerdem spielen auch die Dauer und die gefahrene Strecke eine Rolle", sagt Kirchler.

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