Schulschluss

Letzter Schultag: Tirol startet heute in die Sommerferien

Landesrätin Beate Palfrader.
© Thomas Boehm / TT

Über 92 Prozent der Schüler steigen in höhere Klasse auf. Land finanziert 150 weitere Planstellen für Lehrer. Herausforderungen durch Einführung von Bildungsdirektion.

Von Benedikt Mair

Innsbruck — Ein letztes Mal noch der Rucksack gepackt. Den Sitzplatz räumen, von den Freunden verabschieden, das Zeugnis abholen — und nervös warten, bis es dann endlich klingelt. Zum letzten Mal für dieses Schuljahr. So oder so ähnlich dürfte es heute 93.198 Tiroler Kindern und Jugendlichen ergehen. Die Sommerferien beginnen.

Für die meisten Schüler war es ein erfolgreiches Jahr. Über 92 Prozent können ohne Auflagen in die nächsthöhere Klasse aufsteigen, lediglich 2,5 Prozent müssen eine Klasse wiederholen. Für 4,9 Prozent der Tiroler Kinder und Jugendlichen heißt es im Herbst noch einmal zu Wiederholungsprüfungen antreten. Diese Zahlen haben sich im Vergleich zum Schuljahr 2016/17 nur geringfügig verändert. Viel weniger Schulen als im Vorjahr müssen heuer die Tore endgültig schließen. Im Jahr 2017 waren es elf, 2018 sind es drei. Somit wird im kommenden Schuljahr an 591 Bildungseinrichtungen unterrichtet.

Die für Bildungs-Agenden zuständige Landesrätin Beate Palfrader (ÖVP) zieht eine überwiegend positive Bilanz über das heute endende Schuljahr: „Lediglich bei der Zentralmatura waren die Ergebnisse der schriftlichen Klausuren schlechter als im Vorjahr. Dieses Ergebnis konnte aber durch die Kompensationsprüfungen klar verbessert werden. Mehr als 90 Prozent der Angetretenen haben die Matura geschafft." Beim Bildungsministerium, das für die Prüfung verantwortlich ist, habe sie bereits Verbesserungsvorschläge eingebracht. Palfrader: „Besonders bei der Textlastigkeit der Aufgaben muss sich etwas tun." An den weiterführenden Schulen (AHS und BMHS) hat fast jeder Vierte (22,4 Prozent) mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen.

„Wir wollen weiterhin die regionalen Bedürfnisse befriedigen und den Qualitätsstandard in der Ausbildung hoch halten", begründet die Bildungslandesrätin die Finanzierung des Landes von 150 weiteren Planstellen für Lehrer. 6,2 Millionen Euro werden dafür bereitgestellt. „Die Heterogenität der Kinder ist eine große Herausforderung. Obwohl die Schülerzahlen in etwa gleich bleiben, müssen wir das Personal besonders wegen der Deutschförderklassen, der Einbindung von Flüchtlingskindern, aufstocken", sagt Palfrader.

Ebenfalls herausfordernd sei laut der Landesrätin die Vorbereitungsphase für die neue Bildungsdirektion gewesen, die mit 1. Jänner 2019 ihre Arbeit aufnimmt und gebündelt für die Aufgaben von Landesschulrat und Bildungsabteilung des Landes zuständig sein wird. „Besonders für die Schulleitungen war es wegen der bevorstehenden Veränderungen ein intensives Jahr", sagt Palfrader. Wie die neue Organisation dann in der Praxis funktionieren werde, müsse sich noch zeigen. Palfrader ist aber überzeugt davon, „dass es ein Meilenstein auf dem Weg zu einer modernen Schulverwaltung ist."

„Noten sind immer eine Verknappung von Information“

Die Notenpflicht soll wieder für alle Schulklassen eingeführt werden. So lautet zumindest der Plan der aktuellen Regierung in Wien. In Tirol stößt dieser auf Wiederstand. Denn: Mit der alternativen Leistungsbeurteilung (ALB) hat man gute Erfahrungen gemacht.

Nachdem im Schuljahr 2016/17 noch 230 Klassen alternativ beurteilt haben, waren es heuer bereits 460 Schulklassen, die auf diese Methode gebaut haben. Für Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) ist dieser Anstieg ein Zeichen, dass das Modell funktioniert: „Ich und ganz viele Pädagogen und auch Elternverbände bauen darauf. Die alternative Leistungsbeurteilung erlaubt einfach einen viel genaueren Blick auf das Können der Kinder. Das Zurückkehren zum alten System wäre ein enormer Rückschritt. 40 Jahre andauernde Entwicklungsarbeit würde damit zunichte gemacht." Palfrader kritisiert, dass das Ministerium das Land „weder fachlich noch politisch" in den Prozess mit eingebunden hat: „Außer dem Regierungsprogramm und einer zehn Zeilen langen Mitteilung wissen wir nichts."

Auch aus psychologischer Sicht sei die Notengebung — besonders für Schulanfänger — nicht ideal, meint Luise Hollerer, Entwicklungspsychologin und Leiterin der Fachsektion für pädagogische Psychologie im Berufsverband der österreichischen Psychologen. „Vor allem kleine Kinder entwickeln sich sehr schnell. Die Leistungsfertigkeit in den Bereichen der Motorik, Sensorik, Merk- oder Konzentrationsfähigkeit verändert sich im Vierteljahres-Takt", sagt Hollerer. Daher sei es sinnvoller, ein Feedback zu geben, damit die Kinder und deren Eltern auch wissen, wo sie stehen und in welchem Bereich sie sich weiterentwickeln können. „Noten sind immer eine Verknappung von Information. Zudem eine abstrakte Form, die kleine Kinder nicht einschätzen können. Je älter die Schüler dann sind, desto eher können sie verstehen, was beispielsweise ein ,Gut' oder ,Sehr gut' ausdrücken soll", weiß die Psychologin.

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