Radsport: Froome mit „weißer Weste“ um fünften Tour-de-France-Sieg
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~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA165 vom 04.07.2018 muss es im ersten Satz des zweiten Absatzes richtig heißen: Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain haben die Frankreich-Radrundfahrt je fünfmal gewonnen (nicht: viermal). --------------------------------------------------------------------- ~ Wien (APA) - Nun fährt er also doch. Und nach dem Abschluss eines langen, von ihm geführten Beweisverfahrens sogar offiziell mit „weißer Weste“. Christopher Froome nimmt am Samstag auf der Insel Noirmoutier vor der Atlantikküste die Tour de France einmal mehr als Topfavorit in Angriff. Der 33-jährige Brite aus dem Team Sky peilt seinen fünften Gesamtsieg an, er würde damit den Rekord egalisieren.
Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain haben die Frankreich-Radrundfahrt je fünfmal gewonnen - vor dem wegen Dopings nachträglich aus den Listen gestrichenen Siebenfach-Sieger Lance Armstrong. Froome will sich zu diesem Quartett gesellen und nach dem Double Tour-Vuelta im Vorjahr auch jenes bei Giro und Tour schaffen. Das war zuletzt Marco Pantani 1998 gelungen.
Der in Kenia geborene Froome ist der Dominator seiner Generation bei dreiwöchigen Rundfahrten. Er hat als siebenter Fahrer der Geschichte in Tour, Giro und Vuelta triumphiert und als erst dritter sogar in Folge. Im Zuge seiner Erfolgsserie musste das Aushängeschild des britischen Sky-Rennstalls mehrmals Doping-Anschuldigungen hinnehmen.
Als er nach der Vuelta 2017 über ein „anormales Testergebnis“ informiert wurde, sei das für ihn wie der schlimmste Albtraum gewesen, sagte Froome gegenüber den „Times“. Als Asthmatiker darf er dank Ausnahmegenehmigung den Wirkstoff Salbutamol verwenden - bis zu einem bestimmten Grenzwert. Diesen hatte er im September 2017 deutlich überschritten. Dass seine durch Gutachten unterstützten Argumente nun von Rad-Weltverband (UCI) und Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) akzeptiert wurden, führt den Test auf Salbutamol in seiner aktuellen Form eigentlich ad absurdum.
Froome und sein Team können sich seit Dienstag jedenfalls völlig auf den Sport, das Unternehmen Tour, konzentrieren. „Die letzten zwölf Monate waren die härtesten, aber auch die unglaublichsten meiner Karriere“, sagte Froome in einer Stellungnahme. „Ich bin die Tour noch nie nach dem Giro gefahren und das bedeutete einen völlig anderen Zugang zu meiner Saison.“ Er habe aber viel aus der Teilnahme an der Vuelta nach der Tour im Vorjahr gelernt, meinte der Familienvater mit Wohnsitz in Monte Carlo.
Doch auf den 21 Etappen und 3.350 Kilometern in Frankreich u.a. mit Windkante an der Küste an den ersten Tagen, Kopfsteinpflaster auf der Etappe nach Roubaix und einer Schotterpassage auf einem Pass muss er erst beweisen, dass er die Strapazen des Giro weggesteckt hat. Denn außer Ex-Giro-Sieger Tom Dumoulin (Team Sunweb), der heuer in Italien Zweiter war, haben sich die Rivalen völlig auf die Tour konzentriert. Deren Zahl ist groß.
Romain Bardet (AG2R) fährt nach den Rängen zwei (2016) und drei (2017) um den ersten Heimsieg eines Franzosen seit Hinault 1985. Der Italiener Vincenzo Nibali (Team Bahrain) will den Erfolg von 2014 wiederholen, der Australier Richie Porte (BMC) endlich aus dem Schatten seines Ex-Teamkollegen Froome treten. Und Kletterer Nairo Quintana möchte nach zwei zweiten Plätzen (2013, 2015) und einem dritten Rang (2016) mit 28 Jahren endlich triumphieren.
Im Kampf der Giganten entscheidet nicht zuletzt das beste Team - die Top-Rennställe konzentrieren sich bei der Zusammenstellung der Acht-Mann-Equipe daher völlig auf das Ziel Gesamtwertung. Froome hat bei Sky u.a. Wout Poels (NED), Dauphine-Sieger Geraint Thomas (GBR), Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski (POL) und Jungstar Egan Bernal (COL) neben sich.
Er mache sich keine Illusionen, sagte Froome, die Herausforderung sei groß. „Aber ich fühle mich bereit und könnte kein besseres Team zur Unterstützung haben“, betonte der Gewinner von bisher sieben Tour-Etappen. „Es ist das größte Rennen des Jahres, vor den leidenschaftlichsten Fans. Ich kann es nicht erwarten, zu fahren.“
Movistar hat neben Quintana im Vorjahresvierten Mikel Landa (ESP/zuvor Sky) und Alejandro Valverde (ESP) zwei weitere Leistungsträger und auch Nibali ist im Bahrain-Rennstall durch Domenico Pozzovivo und Franco Pellizotti (beide ITA) sowie Ion Izagirre (ESP) bestmöglich unterstützt.
Das BMC-Team ist auf der Suche nach einem neuen Sponsor noch nicht fündig geworden, der Rennstall wird bei der Tour aber hoch gehandelt. Der mit großen Hoffnungen angetretene 33-jährige Porte hatte bei der Tour bisher auch Pech, ist aber über einen fünften Gesamtrang (Tour 2016) bei großen Rundfahrten bisher nicht hinausgekommen und wartet noch auf einen Etappenerfolg. Nach dem Sieg in der Tour de Suisse vor dem Dänen Jakob Fuglsang (Astana) und Quintana fühlt er sich aber stark. „Ich bin bereit“, betonte Porte.
Fuglsang, ein früherer Gewinner der Österreich-Rundfahrt, zählt wie der Vorjahres-Zweite Rigoberto Uran (Kolumbien/Team Education First), Adam Scott (GBR/Mitchelton) und Daniel Martin (IRL/UAE) zum erweiterten Kreis der Top-3-Anwärter.
Österreich ist durch ein Trio vertreten. Staatsmeister Lukas Pöstlberger, seinem Vorgänger Gregor Mühlberger (beide Team Bora) und Michael Gogl (Team Trek) sind in erster Linie Helfer-Aufgaben zugedacht. Doch wenn sich die Chance auf eine Fluchtgruppe ergibt, haben sie alle das Potenzial, einen Etappen-Spitzenplatz zu erreichen.
(Grafik-Nr. 0705-18, 88 x 208 mm)